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2058 - Im Land Dommrath

Titel: 2058 - Im Land Dommrath
Autoren: Unbekannt
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den unterschiedlichen Grautönen ihre Farben zuzuordnen. Über die gesamte Länge der Vorderseite des schmucken Gebäudes erstreckte sich ein Laubengang. In Höhe des zweiten Geschosses verlief eine stockwerkhohe Leuchtschrift aus fremden Schriftzeichen.
    Neonblau, assoziierte Trim automatisch, obwohl er hier keine exakte Farbe festmachen konnte. Und er vermutete, dass die unbekannten Schriftzeichen „Pilgerherberge Jeensboog" bedeuteten. Keifan hielt auf das reichlich verzierte Hauptportal zu, kam aber schon am Eingang zum Stillstand. Die kleine Lobby war nämlich voll, eine Schlange von Wesen der unterschiedlichsten Abstammung, die am Empfang anstanden, blockierte den Eingang. „Das war einmal alles viel großzügiger", stellte Keifan bekümmert fest, „ruhiger und gemütlicher, und die Gäste verloren sich in einer weiten Empfangshalle." Startac verbiss sich die spöttische Frage, die ihm auf der Zunge lag, als Trim ihn ansah.
    Vor ihnen in der Reihe standen zwei grobschlächtige Wesen in sackähnlichen, erdfarbenen Gewändern. Sie besaßen keine erkennbaren Gliedmaßen und keinen Kopf, erinnerten eher an Riesenkartoffeln mit wuchernden Beulen. Sie veränderten dauernd ihre äußere Form, die „Beulen" bildeten sich dauernd an verschiedenen Stellen ihrer Körper und schrumpften wieder. Dabei gaben die beiden blubbernde Geräusche von sich, und mit jedem Blubbern beulte sich ihr Gewand aus, als entströme ihnen aus verschiedenen Körperöffnungen Luft. Doch was sie entströmen ließen, war gewiss keine Luft, denn es stank bestialisch. Keifan und die anderen Quartiersuchenden nahmen das ungerührt hin. Als der Druide jedoch sah, dass Trim und Startac sich die Nasen zuhielten und die Augen verdrehten, sagte er etwas zu den beiden Fremden, was wie eine Nachahnung des Blubberns klang.
    Die beiden drehten sich ruckartig und wie auf Kommando um, so dass Trim und Startac erschrocken zurückfuhren. Auf der Vorderseite hatte ihr erdfarbenes Sackgewand etwa in der Körpermitte eine kreisrunde Öffnung, wohl das Gesicht. Es bestand jedoch nur aus einer Trichteröffnung, die einen starken Sog entwickelte. Darüber lagen zwei Knollen, die wie Facettenaugen reflektierten. Als die beiden Fremden jedoch Keifan als Druiden erkannten, blubberten sie noch einmal und drehten sich wieder um. Danach gluckerten und stanken sie nicht mehr. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich die Menge der Quartiersuchenden vor den drei Gefährten aufgelöst hatte und die Reihe an ihnen war. Hinter dem Empfang' standen nur zwei Mindandarer für die Abfertigung der Gäste zur Verfügung. Sie standen offenbar auf einer Erhöhung, denn obwohl keiner von ihnen größer als 140 Zentimeter war, waren ihre Gesichter mit Keifan auf gleicher Höhe.
    Die Gefährten wurden von dem rechten Mindandarer bedient, der einen schreiend knallbunten Einteiler mit Puffärmeln und Pluderhosen trug. Stark grimassierend und mit singender Stimme sagte er etwas in einem unverständlichen Dialekt, was wie eine Frage klang. „Wir wünschen eine Suite mit drei Zimmern für zwei Nächte", antwortete Keifan in der Umgangssprache Dommrath-Esanom, die von Trims und Startacs Armbandtranslatoren übersetzt werden konnte. Der Mindandarer zögerte kurz, dann bequemte er sich, ebenfalls in Do'Esanom zu antworten. „Bedaure, aber über Suiten verfügt das Jeensboog nicht", sagte er amüsiert. „Ich kann euch höchstens ein Zimmer mit ...", er stockte kurz, während er sie einen nach dem anderen betrachtet und fuhr dann fort: „... vier Betten anbieten."
    „Aber als ich zuletzt im Jeensboog abgestiegen bin, gab es sogar größere Suiten", wandte Keifan ein. „Das muss schon sehr lange hersein", sagte der Mindandarer. „Wir mussten der gestiegenen Nachfrage Rechnung tragen und die Unterkünfte rationalisieren. Eigentlich alle Räumlichkeiten. Also, was ist, nehmt ihr das Vierbettzimmer? Wir können nicht den ganzen Tag diskutieren, die anderen wollen schließlich auch drankommen."
    „Ein Dreibettzimmer würde genügen", sagte Keifan. Er deutete auf das winzige Wesen mit dem langen Ringelschwanz auf seiner Schulter und fügte hinzu: „Hermigo braucht' kein eigenes Bett."
    „Aber du brauchst deren zwei. Glaub mir, ehrenwerter Druide."
    Keifan lenkte notgedrungen ein und ließ die Hotelrechnung von seinem Fingerchip abbuchen. Als er sah, um welchen Betrag er danach ärmer war, zogen sich die Mundwinkel seines stets ein Lächeln vortäuschenden Mundes für einen Moment nach unten. Trim
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