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2057 - Keifan, der Druide

Titel: 2057 - Keifan, der Druide
Autoren: Unbekannt
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Wohnung waren und mir ein heißes Getränk eingeflößt wurde. Es brannte in meiner Speiseröhre und meinem Magen, und die Hitze breitete sich über den ganzen Körper aus. Es kribbelte in meinen Fingern und Zehen, und ich hatte ein Gefühl, als führe ich in einem Aufzug nach oben. „Was ... was war das?" fragte ich Stangord.
    „Sworsk", antwortete er. „Es wird dir gleich besser gehen. Er belebt nicht nur den ganzen Körper, sondern auch die Seele."
    „Also etwas Alkoholisches?"
    „Besser." Tatsächlich fühlte ich die anregende Wirkung. Es war wie ein Prickeln im Kopf, lauter kleine Perlen, die zerplatzten. Und mit jeder Perle platzte ein Stück von meiner Ohnmacht weg. „Willst du jetzt etwas essen?" fragte mein Gastgeber. „Nein", sagte ich, aber nicht mehr so überzeugt. „Glaubst du, deine Sangelie hätte gewollt, dass du dich zu Tode hungerst? Oder dir vielleicht sonstige Selbstmordgedanken machst?"
    Stangord hatte ja recht. Ich ließ mir noch einen Schluck Sworsk geben. Danach erwachte mein Lebenswille endgültig wieder, wenngleich ich wusste, dass ich beim Nachlassen der Wirkung wahrscheinlich wieder in ein tiefes Loch fallen würde. Ich nahm von den Speisen, die er mir brachte. Seine Frau hielt sich völlig im Hintergrund, und die Kinder waren im Bett. „Ich will euch nicht zur Last fallen", sagte ich nach den ersten Happen.
    Tatsächlich, mein Körper fühlte sich besser. Nur die nagenden Zweifel an meiner Seele blieben, die um die Vergänglichkeit des Rausches wusste. „Unsinn!" wehrte Stangord ab. „Du bleibst hier, solange du möchtest. Wenn du eine Gegenleistung bringen willst, dann erzähle uns von deinen Abenteuern während der Wanderschaft."
    Ich blieb drei Tage und drei Nächte bei Stangords Familie, und auch seine Frau zeigte sich immer öfter und hörte mir mit den Kindern zu, wenn ich von der Wanderschaft erzählte, vom Erwachen meiner Gabe, von Chirittu und von den Jahren auf der NO KAAKE. Nur von Reyzer II und der Seuche berichtete ich nichts. Am dritten Tag kam Stangord mit einer Nachricht von der Arbeit heim, auf die ich insgeheim schon die ganze Zeit über gewartet hatte. „Es tut mir leid für dich, Keifan", sagte er nach anfänglichem Zögern, „aber du wirst es so oder so erfahren. Die Außenland-Kolonisten haben den Planeten Couxhal vollständig vernichtet. Es geschah schon vor drei Tagen, aber jetzt erst hat uns die Nachricht erreicht."
    Da war es, das Loch. Ich stürzte hinein und sah und hörte nichts mehr. In den vergangenen Tagen hatte ich mich durch meine Erzählungen teilweise freigeredet, hatte zaghaft wieder angefangen, einen Sinn in diesem Leben zu sehen. Aber jetzt... Meine Eltern, meine Freunde von früher, alle tot oder verschleppt. Die Welt, in der ich aufgewachsen war, sie existierte nicht mehr. Es war ein Schlag, den ich auch mit Sworsk nicht mehr verdauen, konnte. Stangord und seine Familie boten mir an, hier auf Horromyia zu bleiben, aber ich lehnte ab. Ich musste fort, weiter. Ich konnte nicht an einem Ort bleiben. Und unter allen Welten, auf die ich fliehen konnte, fiel mir nur eine ein. Chirittu! Der Planet, auf dem ich meine 'Gabe zum ersten Mal in größerem Maßstab eingesetzt hatte. Vielleicht konnte jetzt ich dort Heilung für mich erfahren...
    Ich besitze an die nächsten Tage auch wieder nur noch lückenhafte Erinnerungen. Mein Geist musste regelrecht „zugemacht" haben. Ich kann mir nur zusammenreimen, dass Stangord mich nach dem Abschied von seiner Familie zur Abfertigungshalle gebracht und ein Billet nach Chirittu gelöst hatte.
    Denn als ich wieder halbwegs klar denken konnte befand ich mich auf diesem Planeten, hinter den Portaltransmittern und auf dem Beifahrersitz eines Gleiters. Dass es um diesen Planeten bereits die ersten Gefechte zwischen der Legion und der Revolution gegeben hatte, interessierte mich nicht, ich bekam es nur am Rande mit. „Wohin, bitte?" fragte die Stimme des Robotpiloten. „Irgendwohin, wo nicht zu viele Leute sind" antwortete ich. Der Pilot startete, der Gleiter hob ab und jagte empor in die Luft. Wohin genau, in welche Richtung, das bekam ich nicht mit. Andauernd wechselten sich Phasen des Wachseins und der halben Bewusstlosigkeit bei mir ab.
    Der Flug dauerte lange, aber dann senkte sich der Gleiter in gebirgigem Land voller Wildnis vor einer Hütte hinab. „Wir sind da", verkündete der Robotpilot. „Diese Hütte ist unbewohnt und mit Vorräten ausgestattet. Hast du noch einen Wunsch?"
    „Ja", sagte ich,
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