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2057 - Keifan, der Druide

Titel: 2057 - Keifan, der Druide
Autoren: Unbekannt
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verschwanden, atmete ich auf. Wir hatten es gleich geschafft! Doch da, ich hatte schon den Fuß gehoben, und von hinten drückten uns die Druiden nach vorn, streifte mich ein kochend heißer Luftzug. Es wurde blendend hell, meine Augen sahen nichts mehr - und die Hand Sangelies, die ich umklammert hielt, erschlaffte. Die Nachrückenden stießen mich endgültig durch das Transmittertor, und Sangelie riss ich mit. Im nächsten Moment fanden wir uns in einer neuen Umgebung wieder. Ich war immer noch geblendet, und meine Haut brannte wie Feuer. Ich wurde von Nachkommenden herumgestoßen und wusste nicht, wohin ich trat.
    Endlich hatte ein Druide ein Einsehen und führte mich aus dem Strom der Ankömmlinge heraus. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich Sangelie mitschleifte. Sie hatte nicht mehr die Kraft, selbst zu gehen. Ein anderer, naheliegender Gedanke wurde von mir erst gar nicht akzeptiert. „Danke, Freund", murmelte ich, als der Druide meine Hand losließ. Er entfernte sich, und ich ließ Sangelie zu Boden gleiten, legte sie hin. Immer noch blind, setzte ich mich neben sie und tastete über ihren Leib. Ich erschrak heftig, als ich das Blut auf ihrer Brust fühlte, und blutig war auch der kleine Körper von Marman. Beide regten sich nicht mehr. Ich konnte keinen Pulsschlag fühlen. „Nein!" schrie ich verzweifelt. Das durfte doch nicht sein! Der Schuss, der mich nur gestreift hatte - hatte er mir das Wertvollste genommen, das ich auf dieser Welt besaß? So kurz vor dem Ziel?
    Endlich konnte ich wieder etwas sehen fahl und blass zunächst und verschwommen, aber dann klarer. Und ich sah Sangelie und Marman, beide tot am Boden liegend. Der Strahlschuss hatte beide getroffen. Ich schrie auf und warf mich neben sie, das Gesicht in den Armen vergraben. Meine Fäuste trommelten auf die Erde. Ich hatte sie so sehr geliebt, beide, Und jetzt hatte ihnen einer dieser verfluchten Killerroboter das Leben genommen, Zuerst hatte ich Orkisme verloren, und nun auch ... Nur Hermigo hatte ich noch. Aber das war kein Trost.
     
    9.
     
    Allein
    (Jahr 1303 NGZ)
     
    Ich befand mich auf Horromyia, jener Welt, von der aus ich meine Wanderschaft begonnen hatte. Ich war leer, innerlich tot, nicht mehr Herr meiner Sinne. Der Schmerz fraß an meiner Seele. Ich wollte sterben wie Sangelie und unser Kind. An die ersten Stunden auf Horromyia habe ich kaum eine Erinnerung. Ich weiß nur noch, dass der Strom der ankommenden Flüchtlinge irgendwann versiegte und die Druiden sich verteilten. Zwei von ihnen kamen zu mir und halfen mir, Sangelie und Marman zu der Baracke zu tragen, in der für die Fabrikarbeiter das Essen ausgegeben wurde.
    Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich fand unter den vielen Einheimischen und Druiden, die sich hierher geflüchtet hatten, meinen alten Freund Stangord wieder. Er war erschüttert, als ich ihm die beiden Leichen zeigte, bot sich aber sofort an, ihre Bestattung in die Hände zu nehmen. „Natürlich bist du wieder mein Gast", sagte er. „Nach dem Begräbnis wirst du zuerst einmal etwas Richtiges zu dir nehmen. Du brauchst es, mein Freund."
    „Ich kann nichts essen", antwortete ich. „Nie wieder."
    Es war alles so sinnlos ohne Sangelie. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, jemals wieder etwas zu essen. Ich wollte, ein Blitz schlüge aus dem Himmel und träfe mich, auf dass alles vorbei wäre. Aber das Schicksal wollte mir den Gefallen nicht tun. „Komm jetzt erst einmal", sagte Stangord.
    Er winkte, und zwei Horromyianer standen auf und kamen herbei. Sie grüßten mich, und ich grüßte zurück. Stangord sagte leise etwas zu ihnen, und sie nickten. Dann nahmen sie Sangelie und das Kind auf die Arme und trugen sie hinaus zu einem parkenden Gleiter. Nie hätte ich diesen zerbrechlich wirkenden Wesen soviel Kraft zugetraut.
    Stangord forderte mich auf, in den Gleiter zu steigen. Er war groß genug für uns alle. Dann hoben wir ab. Stangord steuerte die schnelle Maschine selbst. Wir begruben Sangelie und Marman auf einem Hügel weit hinter der Fabrik und der Stadt. Ich pflückte von einem Busch ein paar Blüten und legte sie auf das frische Grab - ein letzter Gruß an die Frau, die ich geliebt hatte wie nichts sonst auf der Welt, und an mein Kind, von dem ich mir soviel versprochen hatte. Bis dahin hatte ich mich tapfer gehalten, aber jetzt brachen die Tränen aus. Stangord führte mich zurück zum Gleiter. Ich weiß nichts mehr von dem Flug. Ich weiß nur, dass wir irgendwann in Stangords
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