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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Autoren: Jorgen Randers
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eigene Antwort auf die Frage zu finden, ob es Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Diese Antwort kann anders ausfallen als die meine. Unterschiedliche Menschen ziehen aus dem gleichen Bild unterschiedliche Schlüsse.
    Zweitens wird es die Neugier befriedigen. Nachdem ich mir nun schon so lange Sorgen um die Zukunft gemacht habe, möchte ich jetzt endlich wissen, wie sie tatsächlich aussieht. An meinem 50. Geburtstag war es mein größter Wunsch, im Jahr 2100 für eine Woche wieder von den Toten aufzuerstehen, um zu erfahren, was im 21. Jahrhundert alles passiert ist. Ich glaube, auch viele andere sind neugierig auf das, was vor uns liegt.
    Drittens werden einige Leute die Prognose nutzen, um gewinnträchtig zu investieren.
    Und viertens werden die gesellschaftlich stärker Engagierten mithilfe der Prognose klären, welche neuen Strategien, Gesetzgebungsverfahren und gesellschaftlichen Institutionen bei der Schaffung einer besseren Zukunft die größte Wirkung haben werden, damit sie wissen, wo sie am besten ansetzen können.
    Andere werden wissen wollen, was die Zukunft bringt, um in den nächsten Jahrzehnten ihre Chancen auf ein besseres Leben zu steigern, indem sie zum Beispiel, solange es noch möglich ist, umziehen, in eine andere Stadt, ein anderes Land oder eine andere Region, oder indem sie ihren Beruf wechseln, bevor ihre Tätigkeit nicht mehr gefragt ist.
    Schließlich werden sich manche Leute schon im Voraus auf die Welt der Zukunft einstellen wollen, auf künftige Hitzeperioden, den Anstieg des Meeresspiegels, Migrationsbewegungen, zentralistischere Regierungsformen und die Zerstörung attraktiver Touristenziele.
    Es gibt viele Beweggründe und alle sind berechtigt. Was uns eint, ist der Wunsch zu wissen, wie sich die Welt in den nächsten 40 Jahren entwickeln wird.
Warum jetzt?
    Vor etwa zehn Jahren kam ich, nach wie vor zutiefst besorgt, immer mehr zu der Überzeugung, die Menschheit werde in der Konfrontation mit großen, aber doch weitgehend lösbaren Problemen der Situation nicht gewachsen sein. Ich war allmählich bereit zu glauben, dass der Wandel nicht stattfinden würde – auf jeden Fall nicht rechtzeitig. Was natürlich nicht heißt, dass die Welt untergehen wird. Es heißt aber sehr wohl, dass die Zukunft weltweit weniger rosig aussehen wird, als es möglich gewesen wäre. Irgendwie war mir diese Erkenntnis eine Hilfe in meiner Not. Ich begann den Verlust zu akzeptieren.
    Mit diesem Umdenken war allerdings noch keineswegs Schluss mit meinen Sorgen, es verschob sich nur der Fokus. Jetzt überlegte ich, wie schlimm die Lage werden müsste, bis sich die Menschheit endlich entschließen würde, ihre Gewohnheiten zu ändern. Dieser Gemütszustand wäre vermutlich angenehmer gewesen, hätte ich die Möglichkeit gehabt, öffentlich darüber zu sprechen. Ich wagte aber nicht, mein Umdenken öffentlich zu machen. Zusammen mit der kleinen Gruppe von Menschen, die sich mit mir zusammen Sorgen machten – der Avantgarde der weltweiten Nachhaltigkeitsbewegung – war ich besorgt, es könnte demotivierend wirken, würden wir zugeben, dass die Reaktion der Menschheit der Situation nicht angemessen war. Ich war besorgt, dass dann auch die kleinen, doch immerhin in Gang gekommenen Bemühungen zur Besserung unserer menschlichen Verhaltensweisen auf Null zurückgefahren würden. Würde ich meine Sorgen mitteilen, und sei es auch noch so behutsam, könnte das Rufe auslösen wie »Das Spiel ist aus!« oder »Das Spiel ist verloren!«, was dann wiederum die Wirkung einer selbsterfüllenden Prophezeiung haben könnte. Die wenigen, die mit großem Einsatz für nachhaltige Entwicklung arbeiteten, könnten sich versucht sehen, das Handtuch zu werfen.
    Deshalb machte ich mir meine Sorgen hinter verschlossenen Türen und musste gleichzeitig mitansehen, wie die Treibhausgase ständig anstiegen, die weltweite multilaterale Umweltpolitik immer schlechter funktionierte, die Zerstörung der Korallenriffe weiter voranschritt und die verbleibenden Urwälder immer mehr dahinschwanden. Ich liebe Urwälder – diese ruhigen, zeitlosen Arteninventare, die dem Betrachter das Ergebnis von Hunderten Millionen von Jahren biologischer Evolution präsentieren.
    Überraschenderweise erwiesen sich die Urwälder als meine Retter. Eines Tages erwähnte ich gegenüber einer Freundin, einer Psychologin, dass ich körperlichen Schmerz verspürte beim Anblick der Forstmaschinen, mit denen die Holzfäller an einem Tag zerstörten, was die Natur
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