Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2044 - INSHARAM

Titel: 2044 - INSHARAM
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kritische Masse erreicht und einfach einander ausgelöscht?
    Ja, bestätigte Jonkylm traurig. Ohne böse Absicht, einfach durch ihre Nähe zueinander. Sie verabscheute sich für ihre Vorsicht, doch sie veränderte ihren Kurs auf dem Türkisozean, entfernte sich von den anderen Inzaila, um ihnen nicht zu nahe zu kommen.
    Es konnte jederzeit erneut geschehen.
    Jonkylm wurde klar, dass die Bedingungen ihrer gesamten Existenz sich soeben grundlegend verändert hatten. Die Inzaila von Auroch-Maxo-55 befanden sich in einer schrecklichen Situation.
    Sie durften einander nicht mehr zu nahe kommen, oder sie würden solch eine spontane Reaktion erneut auslösen. Jonkylm stellte sich die Zukunft in grauenhaften Bildern vor. Mit Cirfk und Gerzen hatte vielleicht eine verhängnisvolle Todesserie ihren Anfang genommen, die zum Ende der gesamten Spezies führen würde. Im Lauf einer Jahrzehntausende andauernden Auslese würden die Inzaila einander unausweichlich auslöschen, bis vielleicht nur mehr eine einzige von ihnen übrigblieb. Eine einzige Inzaila auf dem Türkisozean, die nicht sterben konnte, weil ihr der Widerpart dazu fehlte.
    Seit Jahren verdunkelten düstere Schlieren den Silberschirm, breiteten sich von den immer zahlreicher auftretenden Rissen darin aus, als wollten sie ihn mit Dunkelheit ertränken. Mit derselben Dunkelheit, die mittlerweile die Existenz der Inzaila ausfüllte und beherrschte.
    Die Todesserie ließ sich nicht aufhalten. Obwohl die Inzaila Abstand zueinander wahrten, kamen sich immer wieder zwei von ihnen ungewollt zu nahe und vergingen dann in einer verheerenden Explosion, die einen weiteren Riss in den Silberschirm trieb. Und das Schrecklichste daran war: Das, was bei den Explosionen von ihnen freigesetzt wurde, löste sich nicht einfach auf, verschwand nicht im Hyperraum oder sonst wo, sondern diffundierte und wurde von den anderen Inzaila aufgenommen. Je mehr Inzaila starben, desto größer wurde die psionische Aufladung der Überlebenden- und damit auch der Abstand, den sie wahren mussten, wollten sie nicht mit einer Gefährtin reagieren und in einem Energieblitz vergehen.
    Immer wieder kam es zu spontanen Zündungen; die Inzaila konnten den langwierigen Akkumulationsprozess weder aufheben noch verlangsamen. Ganz abgesehen davon, dass es ihnen vielleicht möglich gewesen wäre, eine theoretische Perspektive zu entwickeln, die ihr Überleben sicherte, es aber fraglich war, ob sie sie auch in die Praxis umsetzen könnten.
    Und dann, eines Tages, nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten der philosophischen Erörterungen ihrer Existenz, heilte der Silberschirm plötzlich. Jonkylm bemerkte es als erste. Zuerst entstand ein Lichtpunkt im Zentrum der Dunkelheit und der schwarzen Risse. Er war zwar winzig, strahlte aber so hell, dass er die Finsternis mühelos zurücktrieb.
    Und er wuchs. Er wurde rasend schnell größer, veränderte seine Form. Zuerst sah er aus wie ein halbstofflicher Schmetterling, dann wie eine riesige Sporenwolke, durch deren Staub die Flügel des Schmetterlings hindurchschienen. Sie wechselten beständig ihre Farben, durchliefen einen großen Teil des Spektrums, doch alle waren leuchtend und hell.
    Dann verwandelte sich die vom Schmetterling durchdrungene Sporenwolke in einen Stamm, einen Baumstamm; und er bildete Äste und ein Blattwerk, das aber noch nicht ausgebildet war und erst langsam spross. Aber die Inzaila wusste, aus dieser Krone des Baumes würde einmal etwas sehr Bedeutendes entstehen. Und das Grenzenlose Glück sprach: Ich habe euch nicht vergessen, meine Kinder. Ihr seid in Not, und ich komme euch zu Hilfe. Und einen Augenblick lang sah Jonkylm statt der Baumkrone wieder die faszinierenden Spiralformen von Schmetterlingsflügeln, die ein Eigenleben zu entwickeln schienen.
    Grenzenloses Glück! ESTARTU! dachte Jonkylm. Du erinnerst dich an uns? Ich habe nie die Verbindung zum Schauplatz meiner Entstehung verloren. Die Inzaila und die hiesigen Kym und Kym-Jorier stellen ebenso einen Teil des Ankersystems dar, mit dessen Hilfe ich mich dauerhaft im 4-D-Kontinuum manifestieren kann, wie die Pflanzenväter und die bei ihnen lebenden Kym-Jorier. Ihr seid nicht nur meine Verbündeten und Freunde von Auroch-Maxo-55, sondern auch Teil meines stofflichen Körpers. Wenn ihr in Gefahr geratet, gerate auch ich in Gefahr. Wenn ihr Schmerz und Trauer empfindet, empfinde auch ich Schmerz und Trauer.
    Und wie willst du unseren Schmerz lindern und uns die Trauer nehmen? Es könnte für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher