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2036 - Geheimkonferenz der Blues

Titel: 2036 - Geheimkonferenz der Blues
Autoren: Unbekannt
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Ratschlag des Apparats. „Und dann legst du einen Spurt hin, wie ihn Roost noch nie erlebt hat L" Zym Kirzay war es längst egal, was mit ihm geschah. Mochten sie ihn erwischen und töten. Warum nicht? In seinem Zustand war das Leben nicht mehr lebenswert.
    Wider Erwarten klärte sich sein Blick. Er erkannte die Dachterrasse und den Wald dahinter. Die Bäume rauschten im Wind und winkten ihm freundlich zu. „Mach schon, Stubengelehrter!"
    Kirzay seufzte und rannte los. Er verfehlte den Durchgang um einen halben Meter. Die Wucht seines Laufs riß ihn über die Brüstung und warf ihn ins hohe Gras. Benommen blieb er liegen. „Weiter!" terrorisierte der Syntron ihn. „Auf den Baum!"
    In diesem Augenblick beschloß der Tentra, das Gerät samt seinen Programmen zu zerstören, sobald er in Sicherheit war.
    Das Vorhaben verlieh ihm neue, ungeahnte Kräfte. Er sprang auf und rannte zum Wald hinüber. Fünfzig Meter legte er zurück, bis der Syntron ihn stoppte. „Nimm den sechsten Baum auf der linken Seite. Die Abstände der Äste sind ideal, und das Blattwerk ist reichlich."
    Mürrisch folgte er der Anweisung und zog sich an den Ästen hoch. Der Syntron scheuchte ihn bis fast in den Wipfel. Erst dann ließ er von ihm ab. „Ruh dich aus! Hier oben werden sie dich mit einiger Sicherheit nicht finden. In sechs Stunden bricht die Nacht an."
    Was immer der Syntron damit sagen wollte, Zym Kirzay dachte nicht im Traum daran, seine Flucht in der Dunkelheit fortzusetzen.
    Sekunden später aber sah er die Kampfgleiter im Süden und die bewaffneten Verfolger, die aus dem Gebäude auf die Dachterrasse quollen. Ihr Anblick brachte ihn schnell auf andere Gedanken.
    Eine halbe Stunde benötigte sein Körper, bis der Sauerstoffgehalt des Blutes wieder stimmte. Seine Gedanken klärten sich endgültig, und er ließ die Flucht noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen. „Der Ausgang war nicht blockiert", sagte er anschließend. „Es kann nur bedeuten, daß der Servo mich als Berechtigten identifiziert hat. Sie wissen also, wer ich bin."
    „Das ist nur teilweise richtig", antwortete der Taschensyntron. „Ich habe mir erlaubt, den Speicher des Servos zu löschen, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Sie wissen nur, daß du über eine Zugangsberechtigung verfügst. Wer du bist, haben sie keine Ahnung."
    „Die Silberne Kreatur des Dankes möge dich ewig beglücken", heuchelte Kirzay und nahm sich fest vor, keinen Deut von seinem Vorhaben abzuweichen, den Syntron zu vernichten.
     
    *
     
    Eine Stunde nach Mitternacht zogen seine Verfolger endlich ab. Zumindest verschwanden die Positionslichter der Gleiter am sternenübersäten Firmament. Das Summen der Bodenfahrzeuge jedoch blieb. Es verlagerte sich lediglich ein Stück nach Westen.
    Zögernd verließ Zym Kirzay die Astgabel in luftiger Höhe und hangelte sich zum Boden hinab. Noch immer hielt ihn die Graue Kreatur des Zweifels fest in ihren Klauen. Sie ließ seine Gliedmaßen vibrieren und den langen Hals zucken. Der Hohe Kommissar drehte den Kopf hin und her, als könne er sich nicht mehr auf die starren Hinterkopfaugen verlassen. „Ihr glorreichen Ahnen meiner ruhmreichen Sippe", flehte er. „Laßt mich jetzt nicht im Stich!"
    Die Kristalle in den Taschen seiner Kombination entwickelten ein störendes Eigenleben. Sie drückten gegen seinen Körper und rieben auf seiner Unterwäsche. Mehrfach schob er sie hin und her. Es nützte nichts.
    Sie blieben Störenfriede an seiner Körperoberfläche.
    In einer starken Geistesanstrengung, die fast Kopfschmerz verursachte, rief er sich ins Bewußtsein, warum er gekommen war und den Datendiebstahl begangen hatte. Es ging nicht um ihn oder seine Sippe, nicht einmal um Roost oder das Volk der Tentra. Wenn die Daten seine Vermutungen bestätigten, dann stand die Existenz aller Völker der Jülziish auf dem Spiel.
    Einem Gespräch von hochrangigen Politikern der Gataser, Apasos und Tentra glaubte er vor kurzem Hinweise entnommen zu haben, daß es ein geheimes Abkommen zwischen den drei wichtigsten Jülziish-Nationen gab.
    Andeutungen über eine bewußte Manipulation der Technik waren gefallen, mit denen diese drei Völker alle anderen Jülziish von sich abhängig machen wollten.
    Jetzt suchte der Hohe Kommissar als derzeit wichtigster Tentra-Vertreter in Ryndra nach einer Bestätigung seiner Vermutungen.
    Kirzay schickte ein Gebet an die Safrangelbe Kreatur des Wohlergehens und stapfte los. Eineinhalb Kilometer lagen zwischen ihm und der
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