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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen
Autoren: Unbekannt
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wie er darum kämpfte, den Rest seines Augenlichts zu behalten. Die Zentrale um ihn herum verlor von Sekunde zu Sekunde an Farbe und Konsistenz. Vertraute, fest montierte Gegenstände schienen vor ihm zurückzuweichen, durchscheinend zu werden, kleiner.
    Sein Blickfeld wurde immer enger. Die Welt bot sich ihm nur noch wie durch einen schmalen Tunnel wahrgenommen dar, und nur wenn er die Augen zusammenkniff, erkannte er, was sich an dessen Ende befand.
    Aber dann ...
    Dann waren von dem Planeten unter ihm und aus dem seltsamen Gespinst, das ihn umgab, Blitze hervorgeschossen. Blitze, die die Schutzschirme durchschlugen, als wären sie gar nicht vorhanden. Blitze aus reiner psionischer Energie, so grell, daß sie ihm sein Augenlicht fast vollständig genommen hatten, wie er vermutete.
    Sie hatten ihn in eine Dunkelheit gezerrt, aus der er nicht mehr vollständig auftauchen konnte. Sie klammerte sich an ihn und wollte ihn einfach nicht mehr loslassen.
    Nur mühsam gelang es ihm, seine Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Er mußte sich erinnern ...
     
    *
     
    Er war ein Mun-2, Kommandant des S-Zentranten MASMOKO.
    Er war blind geboren, aber er hatte Augen. Er war kein Seher und aus Rauber Baan verstoßen worden.
    Er hatte zehn Jahre auf LAICMOKO verbracht und dort die Grundlagen des Kriegshandwerks erlernt.
    Er hatte sich in der Galaxis Yakini als begnadeter Taktiker erwiesen, so untypisch dies auch für Mundänenkrieger sein mochte.
    Er war in den Ewigen Totenstädten von K'u durch den Kuß der K'UHGAR geprägt worden.
    Er hatte in Segafrendo nach dem letzten Rest von ESTARTU gesucht.
    Er hatte in K'UHGAR die Vergangenheit gesehen.
    Und er hatte XIRMICCA bekommen, das kobaltblaue Walzenschiff aus Erranternohre, das es ihm ermöglichte, die Auroch-Maxo-Dunkelwolke zu durchdringen.
    Das waren die sieben wichtigsten Stationen seines Lebens gewesen. Seine sieben Welten.
    Die Vernichtung von Auroch-Maxo-55 sollte seine achte werden. Die Krönung, die ihn zum Mun-1 und Oberbefehlshaber sämtlicher Streitkräfte der Mundänen in Segafrendo machen würde.
    Aber dann der Blitz ...
    Und als er verzweifelt um seine Erinnerungen rang, als er verzweifelt die Augen zusammenkniff, um zu erkennen, was sich am Ende seines Tunnelblicks befand, hörte er ein leises Stöhnen.
    Das erste Lebenszeichen eines anderen Mundänen, das er nach seinem Zusammenbruch vernahm.
     
    *
     
    „Praciss", flüsterte er, „Praciss!"
    Seine Stellvertreterin, der der alte Kommandant vertraute, auch wenn - oder gerade weil - sie nur eine Mun-10 war. Zögernd kam sie zu Bewußtsein, erholte sich von dem schweren psionischen Schock, den sie erlitten hatte. Zahllose andere Besatzungsmitglieder waren daran gestorben, wie die Instrumente in der Zentrale Runrick verraten hatten, nur einige hatten ihn überstanden. Gerade genug, um die MASMOKO aus der Dunkelwolke zu fliegen.
    Praciss war die erste von ihnen, die erwachte.
    Sie richtete sich vom Boden auf, doch ihre Bewegungen waren nicht schwach und zögernd, wie die von Runrick es gewesen waren, als er aus der Ohnmacht erwachte. Sie waren zwar langsam, aber durchaus zielgerichtet. Praciss schaute sich einen Augenblick lang um, als müsse sie sich orientieren, und schritt dann zur Kommandokonsole in der Zentrale. „Praciss!" flüsterte der Mun-2 erneut.
    Er saß schlaff dahingestreckt in seinem Sessel, zu schwach, um sich zu erheben, um auch nur eine Hand zu rühren. Mit jeder Silbe, die über seine Lippen kam, vereinnahmten die Kälte und Dunkelheit einen weiteren kleinen Teil von ihm. „Hilf mir!"
    Die Mun-10 blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Auch wenn Runrick sonst kaum etwas wahrnehmen konnte, sah er, daß ihre Augen verschleiert waren, getrübt. „Alle Energie in die Waffen!" krächzte er. „Du mußt Auroch-Maxo-55 vernichten und uns von diesem Einfluß befreien!"
    „Du hast K'UHGARS Kuß erhalten", sagte seine Stellvertreterin, „doch mir hat sich Paumyr offenbart." Sie ging zu der Konsole weiter, doch nicht zu den Waffenkontrollen, sondern zu denen der Schwerkraftpipelines. „Mein Meister heißt nun Paumyr, ich werde Paumyrs Willen befolgen und ausschließlich in ihrem Sinn handeln ... So wie alle anderen Mundänen an Bord der MASMOKO."
    „Paumyr?" flüsterte er. „Wer ist Paumyr?"
    Er bekam keine Antwort. Aber er konnte es sich denken. Das Wesen, das die gesamte Besatzung des S-Zentranten ausgeschaltet hatte.
    Praciss hantierte an den Kontrollen der Schwerkraftpipelines. Weitere
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