Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2028 - Operation Stiller Riese

Titel: 2028 - Operation Stiller Riese
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
stocke dem mechanischen Innenleben der Atem.
    Unwillig schüttelte der Mann den Kopf. Seine Sinne waren überreizt. Nur er wusste an Bord, an welchem Vorhaben er arbeitete - und es war natürlich kompletter Blödsinn, dem Schiff so etwas wie ein „Leben" beimessen zu wollen, gar eine Reaktion auf das, was er Schritt um Schritt vorbereitete.
    Er speicherte die Eingaben ab und lehnte sich zurück. Das Zittern seiner Hände verstärkte sich. Er schloss die Augen, atmete tief ein und aus, doch tief in seinem Inneren machte sich Spannung breit, die jede seiner Fasern, seiner Nerven bis kurz vor das Reißen beanspruchte.
    Bald! dachte er. Bald ist es vorbei! Das Warten wurde für ihn zur Qual. Denn es war das Warten auf den Tod. Er wusste sogar, wann ihn der Tod ereilen würde. Ebenso sicher war, dass er selbst ihn herbeiführen würde. Und er würde als Verräter sterben ...
    Das war sein furchtbares Geheimnis, Quell unausgesetzter Seelenpein, die an ihm zehrte und fraß und sein Innerstes zersetzte wie STOG-Säure - jene Substanz, die weder vor Terkonitstahl noch vor Gold oder anderen als unangreifbar geltenden Metallen haltmachte.
    Verräter, Verräter! hämmerte es fast unablässig hinter seiner Stirn. Äußerlich dagegen war dem Mann nicht das geringste anzusehen. Niemand ahnte, was in seinem Inneren vor sich ging, welche Verzweiflung ihn beherrschte; nicht einmal seine Frau oder die Kinder wussten davon. Seine Maske war perfekt weil ihm keine andere Wahl blieb.
    Joffu Krimas, 39 Jahre alt, Terraner, seit zwölf Jahren glücklich verheiratet und Vater von zwei Töchtern im Alter von sieben und neun, war ein erstklassiger Techniker, eine bestens ausgebildete Fachkraft des Hochenergie-Bereichs. Ob moderne Hypertropzapfer und Gravitraf-Speicher, die robusten Nug-Schwarzschild-Kraftwerke oder die meist für den Notfall vorhandenen Fusionsreaktoren er beherrschte alle Aggregate perfekt, kannte ihre Funktionsprinzipien und die Detailaspekte.
    Krimas' Arbeitsplatz war seit kurzem das Raumschiff RAATRANK, ein moderner Neubau der Liga-Flotte. Zurückhaltend und kompetent versah er seinen Dienst, war bei den Kollegen beliebt. Auch sie würden sterben, durch ihn, durch seine Hand. Er hatte keine andere Wahl. Wenn der Tag kam, würde nichts und niemand Joffu Krimas aufhalten, und außer einem Feuerball blieb dann von der RAATRANK nichts zurück. Expandierendes Plasma, das sich im Vakuum verlor;' brodelnde Atome, Ionen und Elektronen.
    Joffu Krimas, der Verräter, dachte an seine Töchter, glaubte, ihr helles Lachen zu hären, ihren Duft zu riechen, ihre Wärme zu spüren, wenn sie sich an ihn kuschelten. Und immer wieder hatte er die grauenvolle Vision, ihre Haut von säftelnden Geschwüren übersät zu sehen, fiebrigen Glanz in ihren Augen, die Münder zu stummen Verzweiflungs- und Schmerzensschreien geöffnet. Exakt eine Woche dauerte es, bis diese Wirkung einsetzte - sofern das „Medikament" nicht regelmäßig verabreicht wurde, das den Ausbruch verhinderte.
    Beides entstammte irgendeiner geheimen Giftküche der kristallimperialistischen Geheimdienste; der Verursacher der fürchterlichen Krankheit ebenso wie das Gegenmittel, ohne das Joffu Krimas' Töchter zu qualvollem Siechtum und Tod verurteilt waren.
    Zunächst hatte der Mann es nicht glauben wollen, als ihn das erste Päckchen mit der sich zwei Minuten nach dem Öffnen selbst vernichtenden Botschaft erreichte. Er hatte das Ganze als ziemlich geschmacklosen schlechten Scherz abgetan - bis die Mädchen die ersten Symptome zeigten, über Juckreiz am ganzen Leib klagten und rotfleckige Hautverfärbungen bekommen hatten.
    Die zweite Botschaft war in deutlich drohenderem Ton abgefasst gewesen. Die beigelegten dreidimensionalen Bilder zeigten in brutaler Eindeutigkeit, was mit dem Opfern geschah. War die Krankheit erst ausgebrochen, verblieben maximal acht Stunden, um sie mit dem „Medikament" wieder zurückzudrängen. Wurde dieses Limit überschritten, gab es keine Rettung mehr.
    In seiner Angst um die Kinder hatte Joffu Krimas seinen Töchtern ohne Zögern die Pillen zu schlucken gegeben. Fast augenblicklich stellte sich eine Besserung ein, nach einer Stunde waren sämtliche Symptome abgeklungen gewesen.
    Aber das Leiden, die Qual und die Seelenpein hatten ihren Anfang genommen. Fortan kamen die Päckchen regelmäßig, verbunden mit der dringlichen Warnung, niemanden zu informieren oder einen Arzt zu kontaktieren, da sonst die Lieferung ausbleiben würde. Und es gab den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher