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2017 - Das Kind und der Pflanzenvater

Titel: 2017 - Das Kind und der Pflanzenvater
Autoren: Unbekannt
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Anblick ihnen den Atem verschlug.
    Sie besaß einen Durchmesser von gut hundert Metern, mit einem Boden wie ein Teppich, der Flor bestehend aus Samtmoos, mit einem filigranen Muster aus fedrigen Farngewächsen und zarten blauen und weißen Sternblumen. Links und rechts wurde die Lichtung von zwei voll ausgewachsenen Schirmbäumen flankiert, deren Kronenbaldachine in 80 Metern Höhe das Sonnenlicht filterten, nur gelegentlich durch die Windbewegung vereinzelte Strahlen ungehindert durchließen, in denen winzige schillernde Insekten tanzten. Die Lichtung wurde in ein unwirkliches, weichgoldenes Licht getaucht, gelegentlich aufgehellt durch die verstreuten Strahlen.
    Im Zentrum glitzerte ein blaugrüner Teich mit einer kleinen Insel in der Mitte, auf der ein zehn Meter hohes und weit gefächertes, ineinander verschlungenes Orchideengewächs mit Millionen winzigen, lilafarbenen Blüten mit gelbem Kern stand. Aus den Mikroblüten wurden permanent zarte Wolken eines intensiv süßlich riechenden Blütenstaubs ausgestoßen und über die Lichtung verweht, obwohl es hier absolut windstill war.
    Darla Markus hielt sich vorsichtshalber ein Tuch vor das Gesicht, als sie erkannte, wie es in ihrer Nase kribbelte. Sie wollte nicht unangenehm durch Niesen auffallen. „Dies ist der Stamm", erläuterte der uralte Mönch mit gedämpfter, ehrfürchtiger Stimme. „Arystes' Gehirn und Herz, wenn ihr so wollt. Der Blütenstaub ist paranormal aufgeladen, wie ihr euch denken könnt, und mit ihm steuert Arystes alle Vorgänge seines Organismus, wie es unser Gehirn mit Hilfe der Nerven und Hormone tut. Hier kann man die Windsprache am deutlichsten verstehen, denn man befindet sich im absolut Innersten von Arystes, seinem Bewußtsein ganz nahe. Noch nie durften Fremde diesen Ort betreten, nicht einmal allen Mönchen und Nonnen ist es erlaubt."
    Mondras Finger krallten sich plötzlich in Darlas Arm. Sie streckte die andere Hand aus und deutete zitternd auf ein überirdisch schönes Blumenfeld, das rund um die Wurzeln des Stamms wuchs. Und darin gebettet wie in weiche Kissen lag Delorian. Die Medikerin hielt Mondra zurück, als sie sofort zu ihrem Kind stürzen wollte. „Darf ich ihn untersuchen?" fragte Darla den Mönch. „Geh ruhig!" forderte Yhata-Satnaky die Ärztin auf.
    Langsam betrat sie den Moosteppich in der Hoffnung, nicht zu viele Pflänzchen zu zertreten. Die Pflanzen am Boden gaben weich nach, schienen ihre Beine geradezu zu umschmiegen und richteten sich danach sofort wieder auf. Die Olympgeborene hinterließ keine Spur. Das Wasser des Teichs war nicht tief und nur mäßig kühl, als sie ihn überquerte.
    Delorian erkannte sie und streckte die Ärmchen nach ihr aus. Er war sehr blaß und eingefallen, und das Atmen bereitete ihm sichtlich Mühe. Darlas Geräte, die zu ihrer Verwunderung funktionierten, maßen kritisch niedrige Kreislaufwerte, die unbedingt stabilisiert werden mußten. „Ist alles gleich wieder gut", flüsterte sie dem Kind zu.
    Darla Markus konnte förmlich spüren, wie sich Mondras Blicke in ihren Rücken bohrten. Sie verabreichte dem Säugling eine Injektion und nahm ihn auf den Arm.
    Delorian sah sie aus seinen großen, unergründlichen graugrünen Augen aufmerksam an. Dies war nicht der Blick eines Kindes. Was mochten der Pflanzenvater und er zu bereden gehabt haben?
    Sie kehrte rasch zu den Wartenden zurück. Dort konnte Mondra ihren Sohn endlich wieder in die Arme schließen. Sie drückte ihn fest an sich. Tränen liefen über ihre Wangen; sie brachte keinen Ton heraus. „Er wird sich bald wieder erholt haben", versprach Darla. „Wir müssen ihn natürlich noch genauer untersuchen, aber ich glaube nicht, daß er Schaden genommen hat."
    Yhata-Satnaky sagte: „Arystes hat sich mir noch einmal mitgeteilt. Er hat seine Besprechung mit dem Anführer der Besucher abgeschlossen. Du darfst dein Kind nun mitnehmen, Mondra. Du sollst dich in der SOL bereit halten."
    „Moment mal, was soll das bedeuten?" fuhr Mondra auf. „Erstens lasse ich mir nichts vorschreiben, und zweitens will ich erst mal meine Fragen beantwortet haben! Nummer eins: Warum hat Arystes mein Kind entführt? Nummer zwei: Wie hat er das überhaupt angestellt? Nummer drei; Wieso ist mein Sohn unser Anführer? Nummer vier: Weswegen soll ich mich bereit halten? Nummer..."
    „Ihr könnt gehen", unterbrach der Mönch ihren Redefluß. „Ihr habt freies Geleit."
    „Aber..."
    Darla Markus stieß ihre Gefährtin leicht in die Seite. „Ich glaube,
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