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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit
Autoren: Unbekannt
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verfolgte. Er umarmte Xho MaTerre, den unverhofften Freund, mit dem er noch nie ein Wort gewechselt hatte, und trat hinter das Podest. Xho MaTerre kehrte über ein Versetzerfeld in seine Loge zurück. „Hohe Delegierte!" begann La-Pharoke. „Ich danke Xho MaTerre, daß er mir die Gelegenheit gibt, die niederträchtigen Verleumdungen von Zeiban Vit-Terous richtigzustellen und meine Kandidatur für das Amt des Galaktischen Prinzipals zu erneuern. Zuallererst: Ja, es ist wahr, ich esse von der JangaWurzel, und ich weiß, daß sie dem >Gift der falschen Wahrheit< ähnlich ist, mit dem sich viele Pragmatiker berauschen. Aber ich esse die JangaWurzel nicht, um der Welt zu entfliehen, sondern um die Welt klarer zu sehen. Ist es nicht so, daß wir Tharoidoner schon seit Tausenden Segaf die Augen vor der Wirklichkeit verschließen?
    Kann es denn falsch sein, eine Medizin zu verwenden, die uns hilft, unsere angeborene und anerzogene Agonie zu überwinden? Die uns hilft, daß wir keine vor Schreck erstarrten Schlachtopfer werden, wenn wir eine der Mundänen-Bestien nur von weitem sehen?"
    La-Pharoke ließ den Konventdelegierten wenig Zeit, diesen Gedanken zu verarbeiten.
    Er setzte nach. „Jawohl, es stimmt, hohe Delegierte: Ich habe die Hegewelt Uum nicht schützen können. Aber warum habe ich sie nicht schützen können? Weil die Galaktische Krone von einem Wahren Künstler regiert wird, dem philartistische Tagträumereien und die Mehrung seines eigenen Ruhms wichtiger sind als der Ausbau unserer Verteidigungsanlagen und der Wiederaufbau einer starken Flotte! Nicht ich habe auf Uum versagt das war Zeiban Vit-Terous! Und erlaubt mir die Frage: Woher hat denn der Prinzipal die Aufnahmen, mit denen er mich zu diffamieren versucht? Hatte er nichts Besseres zu tun, als einen untergeordneten Verwysen auszuspionieren, statt sich um einen angemessenen Schutz für unsere Welten zu kümmern?"
    Seinen noch viel weiter gehenden Verdacht, daß Zeiban Vit-Terous von der Bedrohung Uums durch die Mundänen gewußt hatte, behielt La-Pharoke für sich. Er wollte Rufmord nicht mit Rufmord vergelten. Die Stimmung im Saal war auch so schon umgeschlagen. Er spürte, daß er mehr und mehr Delegierte auf seine Seite zog. Von den Abgeordneten aus ganz Segafrendo, die lediglich über Kronenfunk zugeschaltet waren, kamen sogar die ersten fixen Wahlstimmen für La-Pharoke.
    Das war mehr als ungewöhnlich. Üblicherweise fand die Prinzipalswahl erst am Ende des mehrtägigen Konvents statt falls es überhaupt einen Gegenkandidaten zum amtierenden Regierungschef gab. Aber die ins obere Drittel des Saals projizierten Holosymbole, die wie Sterne über der Versammlung leuchteten, waren eindeutig. Sie zeigten mehrheitlich Gold die Farbe des aktuellen Redners und nicht mehr das Blau des alten Prinzipals. „Hohe Delegierte! Daß ich keine Privatflotte unterhalte, weiß Zeiban Vit-Terous sehr genau", fuhr La-Pharoke, getragen von dieser Welle der Zustimmung, fort. „Und seine ungeheuerliche Beleidigung der Kronefin von Orllyndie richtet sich selbst. Liebe hat nichts mit Politik zu tun aber ohne die Liebe Ru Ri-Garriotts, der Frau, die meine Träume webt, hätte ich nie die Kraft gefunden, vor euch hinzutreten und zu sagen: Wir brauchen einen Neubeginn!
    Wir müssen uns ändern! Wir müssen anfangen, uns zu wehren! Können wir das mit dem amtierenden Prinzipal? Nein!
    Hat Zeiban Vit-Terous in den letzten 250 Segaf auch nur versucht, etwas gegen das erbarmungslose Vordringen der Invasoren zu unternehmen? Nein! Wo war der Prinzipal, als unsere Flotten in den Schlachten von Torm Karaend und Rondell vernichtet wurden? Er war in der Regenbogenakademie und bastelte an einer Biolithskulptur! Helfen Biolithskulpturen gegen mundänische Kriegszylinder? Nein!"
    La-Pharoke machte eine Pause und ließ seinen Blick über die ansteigenden Logen schweifen. Er hatte sie. Ru Ri Garriott hatte recht gehabt: Sie hielten ihn für „den Mann, der den Morgen macht".
    La-Pharoke war zu sehr im Schwung seiner Rede, um zu erkennen, was das bedeutete. Es bedeutete auch, daß die Delegierten der Kronenvölker zu schwach waren, zu unbeweglich, um selbst aus der Dunkelheit auszubrechen. Sie brauchten jemand, der sie führte... „Hohe Delegierte!" sprach er weiter. „Ich rede nicht davon, riesige Flotten zu bauen und den offenen Kampf mit den Mundänen zu suchen. Ohne die Sphärenrosen würden wir trotzdem unterliegen. Aber ich rede davon, nicht nur darauf zu warten, daß unsere
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