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2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis
Autoren: Bastei
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die Explosion den behinderten Mann im Rollstuhl. Die Rettungskräfte sind noch vor Ort, das Feuer ist unter Kontrolle. Die Polizei sucht nach verwertbaren Spuren.
    Tom schwitzte plötzlich. Als er sich über die Stirn wischte, war seine Hand feucht. Und daran war gewiss nicht die Sonne schuld, die sich inzwischen hinter dichter werdenden Wolkenbänken verbarg.
    Seine Finger hackten über die Tastatur. Hastig. Unkonzentriert. Mehrmals musste er Tippfehler korrigieren. Und immer wieder schaute er sich um. Weil er argwöhnte, irgendwo den weiß gekleideten Don zu sehen oder einen Indio, dessen Gesicht ihm bekannt vorkam.
    Er zwang sich zur Ruhe. Nur langsam beruhigte sich sein Pulsschlag. Tom Ericson gab neue Suchwörter ein. Víctor war schlagartig in den Hintergrund getreten. Jetzt interessierten ihn weitere Nachrichten.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Señor?«
    Die Frage der Bedienung ließ Ericson zusammenzucken. Fahrig blickte er auf. »Doch, doch, es ist alles in Ordnung«, sagte er stockend.
    »Sie möchten noch einen Kaffee?«
    »La cuenta, por favor!«
    Jemand hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Drei Männer hatte er in den letzten Tagen aufgesucht. Alle drei waren inzwischen tot – ermordet.
    Doch warum durch Explosionen und Feuer? Warum nicht einfach Gift, eine Injektion, ein Stoß mit diesem Messer, das sogar durch Stahl wie durch Butter hindurchschnitt?
    Weil Zerstörung und Flammen Spuren verwischen. Weil nur Spezialisten mit langwierigen Untersuchungen herausfinden werden, was tatsächlich geschehen ist. Ob in den Sammlungen der Toten das eine oder andere wertvolle Stück fehlte, damit es nach Raubmord aussah?
    Möglich, aber Tom glaubte nicht daran. Wer immer damit zu tun hatte, wollte nur eines: das Artefakt von Cozumel.
    Tom schaltete das Netbook ab. Er zahlte die Rechnung und ging. Mehrmals blieb er stehen, betrat einen Laden oder verharrte in einem Hauseingang und sah sich um. Das Gefühl, verfolgt zu werden, war wieder da und ließ ihn nicht mehr los.
    Was bin ich für diese Leute?, fragte er sich immer drängender. Ein Lockvogel? Das nächste Opfer?
    Erst als er den Straßennamen las, erkannte der Archäologe, welche Richtung er unbewusst eingeschlagen hatte. Vor ihm erstreckte sich die Calle Santa Escolástica.
    Es zieht den Täter stets zum Tatort zurück!
    Abrupt blieb er stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Dennoch ging er schon Augenblicke später weiter, ohne die Richtung zu ändern. Er wollte einfach wissen, was geschehen war.

    Eine Wollmütze. Tom kam sich affig vor, als er in den Spiegel schaute und das bunte Strickmuster auf seinem Kopf sah. Am liebsten hätte er das Ding ins Regal zurückgelegt und sich nicht länger dem forschenden Grinsen der dicklichen kleinen Verkäuferin ausgesetzt. Sie machte ihn an, kein Zweifel. Tom versuchte, wenigstens das zu ignorieren.
    »Wunderbar, Señor. Diese Mütze steht ihnen ausgezeichnet, und dazu die Farben. Das Blau passt zu Ihren Augen. Sie wissen, dass Sie schöne blaue Augen haben?«
    Er nickte nur und streifte sich das gute Stück vom Kopf. Einen Moment später schlossen sich beide Hände der Frau um seinen Arm. Sie nahm ihm die Mütze ab, um sie zu dem Poncho zu legen, aber mit einer Hand hielt sie sein Gelenk länger umfasst, als es nötig gewesen wäre.
    Sie lächelte umwerfend. Tom konnte nicht einmal leugnen, dass sie hübsch war. Die hohen Wangenknochen ließen den asiatischen Einschlag deutlich erkennen, das galt auch für die Augen. Aber sie war zwei Kopf kleiner und wog bestimmt nicht weniger als er.
    »Was kann ich sonst für Sie tun, Señor?«
    »Ich sehe mich noch ein wenig um«, murmelte Tom.
    Sie zupfte ihr Kleid zurecht. Ihr Lachen hatte dabei etwas naiv Herausforderndes.
    Es roch brandig. Das Geschäft lag in einer Seitengasse, wenige hundert Meter vom Explosionsort entfernt. Tom blickte durch das mit alten Modepuppen vollgestellte Schaufenster nach draußen. Auf der Hauptstraße fuhr ein Feuerwehrauto davon. Ein zweites folgte wenige Augenblicke später.
    Die ganze Straße war abgeriegelt gewesen, und natürlich hatten sich Hunderte von Gaffern in dem Bereich gedrängt. Die Explosion, so viel hatte er aus der Distanz erkennen können, hatte ein ziemliches Loch in die Gebäudefront gerissen. Das prachtvolle Anwesen, in dem Anselmo da Gama gelebt hatte, musste wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen sein. Mehrere Feuerwehren hatten damit zu tun gehabt,
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