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2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr
Autoren: Steve Alten
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über alte Friedhöfe geführt werden, wo die Geister angeblich besonders aktiv sein sollen.
     
    Dominique schaltet den Autopiloten aus und steuert den Jeep vorbei an den beiden Steinsäulen, die einst als Torpfosten der Stadtfestung dienten, in die Orange Street. Der Toyota fährt noch einige Blocks weiter und biegt dann auf einen Parkplatz ein, auf dessen gegenüberliegender Straßenseite sich ein altes Backsteingebäude befindet, in dem ein Drugstore untergebracht ist.
    Dominique parkt neben Evelyns Wagen.
    Die ältere Frau steigt aus und streckt sich, um ihren steifen Rücken zu lockern. »Ich bin es nicht gewohnt, so lange zu sitzen. Komm, meine Liebe. Wir werden unseren Respekt erweisen, und dann essen wir gemeinsam zu Abend.«
    Dominique folgt Evelyn über die Straße in den jahrhundertealten Drugstore.
    »Dieses Gebäude und der Parkplatz wurden über einer alten indianischen Begräbnisstätte errichtet. Durch diese Entweihung sind die Seelen noch immer ziemlich ruhelos.« Sie deutet auf das Vorderfenster, wo sich der Grabstein des Seminolen-Häuptlings Tolomato befindet. Neben dem Grabstein steht ein Holzschild.
    Dominique liest die Inschrift:
    DIESER KUNSTVOLL AUSGEARBEITETE STEIN WURDE ZUR ERINNERUNG AN TOLOMATO, EINEN HÄUPTLING
DER SEMINOLEN ERRICHTET, DESSEN WIGWAMS HIER UND IN DER UMGEBUNG STANDEN. WIR HALTEN DIE ERINNERUNG AN DIESEN GUTHERZIGEN HÄUPTLING IN EHREN. ER HÄTTE NIEMALS DEINEN SKALP GENOMMEN, ES SEI DENN, DU HÄTTEST IHN DARUM GEBETEN ODER IHM ETWAS DAFÜR BEZAHLT. STETS HAT ER SICH MEHR WIE EIN CHRISTLICHER GENTLEMAN ALS WIE EIN WILDER INDIANER VERHALTEN. SO LASS IHN RUHEN IN FRIEDEN.
    »Hübsch.«
    Evelyn steht mit geschlossenen Augen vor dem Grabstein, und ihre Lippen murmeln etwas Unverständliches. Nach einer Weile öffnet sie die Augen wieder und verlässt wortlos das Gebäude.
    Dominique folgt ihr nach draußen. »Hör zu, vielleicht ist das nicht unbedingt ein …«
    »Man muss sich an die gebotene Etikette halten, mein Kind. Gehen wir. Ich wohne nicht weit von hier.«
    Sie gehen bis zur Ecke und biegen dann rechts in die Cordova Street, deren Bürgersteige von Eichen beschattet werden. Nach einigen Minuten erreichen sie die verschlossenen Metalltore eines uralten Friedhofs.
    Evelyn nickt. »Der Tolomato-Friedhof, einer der ältesten in Nordamerika. Vor 1763 befand sich hier das christliche Indianerdorf Tolomato. Der erste Bischof von St. Augustine ruht in der Gedächtniskapelle im hinteren Bereich des Friedhofs. Die meisten spanischen Siedler zogen es vor, in Steinkrypten begraben zu werden, da sie die Erde der Neuen Welt nie als heiligen Grund betrachteten.«
    Evelyn geht weiter.
    Dominique bleibt an ihrer Seite. Der Gedanke an die unmittelbare Nähe so viele Toter jagt ihr einen Schauder
über den Rücken. Was mache ich hier? Steig wieder ins Auto und fahr nach Palm Beach County, wo blau getönte Haare noch immer groß in Mode sind.
    Evelyn schließt die Augen und stößt ein bizarres bellendes Gelächter aus, als habe ihr ein Geist einen guten Witz zugeflüstert.
    Mein Gott, sie ist wahnsinnig. Na wunderbar. Du hast einen ganzen Abend damit verschwendet, eine durchgeknallte Irre zurück in ihre Klapsmühle zu begleiten. »Evelyn? Hallo, Erde an Evelyn?«
    Die ältere Frau dreht sich um, und ihre azurblauen Augen strahlen.
    »Hör zu, es wird spät, und ich muss morgen sehr früh wieder in meinen Selbstverteidigungskurs. Wie wär’s, wenn wir das hier ein andermal erledigen würden?«
    »Deine Großmutter sagt, sie vermisse es, wie ihr im Hochland von Guatemala in den Zwiebelfeldern gearbeitet habt. Nach dem gemeinsamen Schwimmen im Atitlán-See ging es ihren Knien und ihrem Rücken immer so viel besser.«
    Dominique spürt ein Kribbeln auf der Haut. »Da war ich sechs. Woher weißt du …«
    »Ich wohne gleich da drüben.« Sie deutet auf ein zweistöckiges Backsteingebäude, zu dem ein mit Steinplatten belegter Gartenweg führt, der von weißem und purpurnem Juwelenkraut eingefasst ist.
    Das Haus ist über zweihundert Jahre alt, aber das Sicherheits-Pad ist brandneu. Evelyn berührt den weichen Gummistreifen mit den Fingerspitzen.
    Ein Klicken ertönt, und die Eingangstür schwingt auf.
    Dominique folgt der älteren Frau durch einen gewölbten Korridor in eine modern eingerichtete Bibliothek, deren Fußboden aus Birkenholz besteht. Verschiedenste Unterhaltungselektronik
zieht sich über die ganze Länge einer Wand. Gerade laufen die Kurznachrichten auf CNN:
    »… und in
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