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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten
Autoren: Brian D’Amato
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Können hin oder her. Geld hin oder her. Spiel hin oder her.
    Und selbst wenn du das Spiel spielst, spielst du es eigentlich nicht. Es spielt mit dir. Genauso wie sie. Genauso wie jeder.
    Versager.
    Ich nahm meinen Hut ab und wischte den Schweiß vom Innenrand. Kalte interstellare Plasmawinde strichen über meinen Schädel. Na ja, vielleicht hast du es nicht besser verdient, sagte ich zu mir. Du bist überhaupt nicht so gut in diesem Spiel. Du schaffst nicht mal neun Steine. Nicht mal unterstützt von einem Computer mit einem Gehirnvon der Größe des Orionnebels schaffst du es. Du bringst nicht mal einen Acht-Steiner zu Ende.
    Verdammt.
    Ich setzte den Hut wieder auf.
    Was zum Teufel waren diese Viecher überhaupt? Hmm.
    Nur ein kleines Solitärspiel, dachte ich. Eine halbe Stunde. Spiel einfach diese letzte Position nach. Keine große Sache. Du kannst jederzeit aufhören. Zeig ein bisschen mehr Ehrgeiz, Jed.
    Aus dem kleinen Beutel in meiner anderen Hüfttasche holte ich zwei Kautabakpfropfe heraus, schob sie mir verstohlen in den Mund und zerkaute sie zu einem großen Priem. Okay. Ich stand auf, durchquerte die laute Bar im Obergeschoss, stieg die Treppe hinunter in den Waschraum – an der Tür stand »Bad Bwoys« – und schoss mir die viertletzte Airjet aus meinem geheimen hatz’-k’ik’ -Vorrat. Den Tabak spuckte ich aus. Gott, bin ich eklig. Dämliche Angewohnheit. Prieme sind was für Proleten. Ich rieb Tabaksaft in meinen Fleck ein, riss mich wieder zusammen, spritzte mir heißes Wasser ins Gesicht und ging zurück an meinen kleinen Tisch.
    Ich klappte mein Netphone auf. Das ixianische Wandgemälde war immer noch da. Verdammt, was war das für ein Vieh? Schnecke, Hundertfüßer, beides, Keines von beiden? Na, egal. Ich klickte auf
OPFER
. Nur um mich unabhängig zu fühlen, schloss ich die Internetverbindung. Ich brauchte das Netz diesmal sowieso nicht. Mittlerweile wusste ich ziemlich gut, was da draußen war. Ich hatte alle Fakten zur Verfügung. Zu viele Fakten. Das Schwierige ist zu begreifen, wie schwer diese Fakten relativ zu allen anderen wogen. Zum Beispiel sind »da sitzt eine Wespe der Gattung Sphecius auf dem Rand meines Rumglases« und »das Universum enthält etwa 4·10 79 Atome« beides Tatsachen, aber die eine ist erheblich bedeutsamer als die andere. Aber welche, verrate ich nicht.
    Das Pochen begann. Von meinem linken Oberschenkel breitete es sich aus, hinunter in den Fuß und rauf in den Schritt.
    »Dies ist nun das Brennen, das Reinigen«, murmelte ich. Ich rief die letzte Position meines letzten guten Spiels auf – das Spiel, mit dem ich Madison erwischt hatte. Ich war mir nicht mal sicher, warumich wieder ins Spiel einstieg, nur möchte man manchmal einfach nur einem alternativen Weg folgen, um zu sehen, wer dann gewonnen hätte. Ganz gleich, wie wenig Spaß der Film einem macht, ab einem gewissen Punkt bleibt man im Kino, nur um zu sehen, wie er ausgeht.
    »Nun borge ich den Atem von heute«, sagte ich, »La hun Kawak, Ka Wo, 10 Hurrikan, 2 Kröte, die neunzehnte Sonne im fünften uinal des neunzehnten tun im neunzehnten k’atun des dreizehnten b’ak’tun .« Ich zog meinen achten Schädel auf 4 Ahau vor, den Westhang des erodierten Berges
     mit dem rostroten Staub hinauf, hoch zu der Höhle im Himmel mit dem hallenden Geheul.





(71)
    Eine der typischsten Wirkungen von Tzam lic besteht darin, dass es im Geist einen abgetrennten Raum zu schaffen scheint. Sie könnten eine Partie abbrechen und Tage oder Wochen Ihr normales Leben weiterführen, ohne auch nur an das Spiel zu denken, aber sobald Sie sich eine weitere Dosis verabreichen, kommen Sie sofort da hin zurück, wo Sie beim letzten Mal aufgehört haben, und können weiterspielen, ohne dass Sie sich orientieren müssten. Wahrscheinlich ist es so, wie wenn Sie jede Woche die neue Folge einer Fernsehserie schauen, in einem Buch an der Stelle weiterlesen, an der Sie aufgehört haben, oder Warcraft auf Ihrem Notebook oder was auch immer weiterspielen, nur dass das Opferspiel in stärkerem Umfang von Ihnen selbst generiert wird und um Größenordnungen intensiver ist. Jedenfalls wusste ich auf einer Ebene zwar, dass ich an diesem wackeligen Tischchen auf einem Balkon in Belize City saß, doch als ich mich auf das Spielbrett konzentrierte, kam es mir vor, als wäre ich genau dorthin zurückgekehrt, wo ich gewesen war, als ich nach Madison suchte, am Westhang des zerfallenden Berges, und fast ohne mein Dazutun bildete ich mir
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