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2010 - Morkheros Prophet

Titel: 2010 - Morkheros Prophet
Autoren: Unbekannt
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huldigten.
    Dazu kam der Druck von etwas Unsichtbarem, nicht Greifbarem, das seinen Schädel zu sprengen drohte. Er kämpfte dagegen an, um nicht seinen Willen zu verlieren. Doch je mehr er sich dagegen wehrte, desto stärker wurde die Belastung für ihn.
    Er sah alles wie durch einen Schleier - eben wie im Traum.
    Nachdem das Scheusal seinen Tribut gefordert hatte, betraten zwei Kraverker den freien Gang, den die Schamaken sich mit ihren Trommelstöcken gebahnt hatten. Auch sie bedienten sich der eigenartigen Schrittfolge wie die Schamaken - drei nach vorne, einen zurück -, die zum Zeremoniell für Morkhero geworden zu sein schien, Und dazu schlugen die Schamaken mit ihren Trommelstöcken den Takt.
    Sie trugen einen prall gefüllten, großen Korb zwischen sich, der so groß war wie einer von ihnen.
    Kellmi reckte den Kopf, um über die Umstehenden hinwegsehen und erkennen zu können, was der Inhalt des Korbes war.
    Der Jäger traute seinen Augen nicht. Der Korb war bis oben hin mit kleinen Laibchen Brot gefüllt.
    Doch handelte es sich nicht um herkömmliche Brötchen aus getrocknetem Nährsud, wie man ihn auf längere Reisen ohne Begleitung eines Kravven mitnahm. Nein, das hier war Brot, das aus getrocknetem Fluut gemacht war.
    Fluut-Brot!
    Wie es in den Vorratskammern von Olmo Hirkulum für die Paarungszeit aufbewahrt wird. Wie du es beim Zeugungsritual zu dir nimmst, um dich mit reiner Lebenskraft aufzuladen und dafür stark zu sein, neues Leben zu zeugen. Fluut-Brot in solcher Menge, wie du es noch nie gesehen hast. Bei diesem Anblick schwindelt dich.
    Das war so viel Fluut-Brot, daß es für ein ganzes Shruum gereicht hätte. Kellmi schätzte, daß es sich um ein Viertel der gesamten Vorräte der Stadt handelte.
    Und dieser kostbare Schatz wurde von den beiden Trägern in einer für Kellmi quälenden Langsamkeit zum Sitz der Schamaken und ihres Gottes gebracht. Und kein einziger war da, der aufstand, um ihnen Einhalt zu gebieten.
    Kellmi ahnte, was das zu bedeuten hatte. Aber er redete sich ein, daß das, was er ahnte, eigentlich nicht geschehen konnte. Es durfte nicht wahr sein. Es mußte sich um einen bösen Wahn handeln, um einen Traum, aus dem er jeden Moment zitternd aufwachen mußte. „Laß es nicht wahr sein!" sagte er laut, aber keiner der Umstehenden hörte ihn. Sie hatten jeder ein Auge auf die Gestalt des Gottes Morkhero gerichtet, das andere folgte dem Korb mit der Unmenge von Fluut-Brot.
    Die Träger hatten die Steinmauer erreicht, die den Ratssitz von den Zuschauern abgrenzte, setzten ohne Eile darüber hinweg und hielten weiter auf Morkhero zu. Als sie nun vor ihm standen, verstummte das Trommeln der Schamaken.
    Und dann passierte das Unglaubliche, genau das, was Kellmi die ganze Zeit über geahnt hatte, von dem er aber nicht glauben wollte, daß es wirklich werden konnte.
    Die Träger stemmten den prall gefüllten Korb mit ihren Rüsseln hoch, so daß er in Höhe des silbernen Unterkörper von Morkhero gelangte. Der Silberne griff zu und nahm den Korb an sich.
    Die beiden Träger warfen sich daraufhin zu Boden.
    Morkhero erhob seine mächtige Stimme noch einmal. „Ich komme wieder, um mir zu holen, was mein ist!" verkündete er und schwebte in seiner leuchten Sphäre rückwärts.
    Gleich darauf war er verschwunden. Nur noch die nackte, massive Wand des Rundhauses war zu sehen.
    Die Versammlung löste sich schweigend auf. Die Kraverker strebten ohne Hast den Ausgängen zu.
    Nachdem das Alpdrücken von Kellmi gewichen war, steigerte sich sein Zorn über das eben Erlebte ins Unermeßliche. Am liebsten wäre er zum Ratssitz gestürmt und hätte Ewoschno zur Rede gestellt. Aber er besann sich darauf, daß eine solche Handlungsweise nicht klug gewesen wäre.
    Statt dessen ließ er sich von der Menge durch einen der Ausgänge ins Freie schwemmen. Im Licht des Tages fühlte er sich noch elendiglicher, wie auf den Rüssel getreten. Erließ sich einfach nieder, unfähig, irgend etwas zu tun oder auch nur klar zu denken.
    Plötzlich stand der Alte von vorhin vor ihm. „Ich bin Rogha", sagte er. „Wie war noch dein Name?"
    „Ich heiße Kellmi."
    „Du bist also Kellmi, der Verbannte. Ich habe es geahnt."
    „Bin ich das - verbannt?"
    „Ewoschno hat den Bann über dich gesprochen, als er vor Jahren ohne dich von der Jagd zurückkehrte", sagte Rogha. „Du solltest ihm besser nicht begegnen."
    Kellmi wiegte den Kopf, wie um sich zu beruhigen, und schwenkte dazu die Rüssel, „All das viele Fluut,
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