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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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IST SCHÖN stand darauf, und ein Mann, eine Frau und ein kleiner Junge lachten, lächelten. »Das ist die Geschichte von der Geistesgegenwart eines jüdischen Vaters, der mithilfe gewagter Phantasien seinen kleinen Sohn vor dem Rassismus beschützen will und ihn aus den Gaskammern der Nazis rettet.« Er schob den Film in den Player. »Wie viele von euch haben schon mal einen ausländischen Film gesehen?«
    Schweigen.
    »Okay. Das geht so: Die Schauspieler sprechen Italienisch, aber was sie sagen, steht dann unten auf dem Bildschirm auf Englisch.«
    »Als ob man taub ist?«, fragte Katie Shelton.
    Mr. Hudson nickte. »Ja, Katie, wie bei den Untertiteln im Fernsehen.«
    »Wir müssen also lesen?« Justin Thayer war sauer. »Während wir den Film sehen?«
    »Und ihr müsst auch schreiben«, entgegnete Mr. Hudson. »Haltet beim ersten Teil des Films Ausschau nach zwei Anzeichen für Rassismus und sucht im zweiten drei Überlebensstrategien.«
    Verflixt. Keine Chance für mein Nickerchen.
    »Überlebensstrategien?«, fragte jetzt Justin.
    »Du weißt doch, was eine Strategie ist, oder?«, fragte Mr. Hudson zurück.
    »Wie beim Basketball«, sagte Brody. »Wir haben Offensiv- und Defensivstrategien.«
    »Richtig«, bestätigte Mr. Hudson. »Einen Plan. Einen Weg, um dein Ziel zu erreichen. Und Überleben?«
    »Wie man etwas lebend übersteht«, antwortete Brody.
    »Abermals richtig.«
    »Ja, wie diese Aufgabe hier zu überleben«, sagte Justin.
    Wir lachten.
    »In dieser Geschichte gibt es einige witzige Augenblicke«, erklärte Mr. Hudson. »Der Humor soll euer Herz öffnen, damit ihr hinter dem lustigen Moment das größere Bild erkennen könnt; den Wahnsinn, die Traurigkeit und die Tragödie.«
    Ich hatte Papier auf dem Tisch liegen und einen Bleistift in der Hand, bereit, die Antworten zu finden, aber beides war bald vergessen, als ich dem Rhythmus des Films verfiel, mir die italienischen Dialoge anhörte, die englischen Untertitel las und versuchte, mit diesem Typen namens Guido Schritt zu halten, der immer Witze reißt und irre Dinge anstellt, um anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, sie zum Lachen zu bringen.
    Einmal macht er sich lustig über die Rassengesetze, die nicht-jüdische Italiener zu einer überlegenen Rasse erklären. Ehe ihr Piep sagen könnt, zieht Guido sich schon biszur Unterwäsche aus, schiebt sein T-Shirt hoch und erklärt, dass die Italiener überlegene Bauchnabel haben.
    Der Scherzkeks Guido heiratet die süße Dora und sie bekommen einen Jungen, Giosué. Sie scheinen ein perfektes Leben zu führen in dieser kleinen Stadt in Italien, mit sonnigen Tagen und Blumen und Guido, der Dora und Giosué immer wieder neckt und mit ihnen lacht.
    Aber ich merkte, wie mein Magen sich verkrampfte, sobald ich ahnte, dass alles sich ändern würde. Wie bei Anne Frank.
    Die kleinen ersten Anzeichen, wie Mr. Hudson gesagt hatte, tauchten jetzt auf: Nazisoldaten, die durch die Straßen marschierten. Und ein Plakat in der Bäckerei: Für Juden und Hunde Zutritt verboten
.
    Ganz plötzlich werden Guido und Giosué auf einen Lastwagen der Nazis geworfen und zu einem Bahnhof verschleppt. Guido erzählt seinem Sohn, dass sie einen Ausflug machen, weil Giosué Geburtstag hat, und sie haben großes Glück, weil sie die letzten Fahrkarten für den Zug bekommen haben. Sie müssen ganz dicht nebeneinander stehen, weil es in den Zügen keine Sitze gibt.
    Aber ich wusste es besser. Inzwischen war mir ja klar, dass diese Züge in einen Albtraum fuhren – die deutschen Konzentrationslager. Ich saß da, in meinem sicheren Klassenzimmer, und machte mir schreckliche Sorgen um Giosué, der keine Ahnung hat, dass die Anderen ihn hassen, ihn umbringen wollen, nur weil er Jude ist. ›Raus aus dem Zug!‹, hätte ich sie so schrecklich gern gewarnt. ›Lauft! Versteckt euch! Ehe es zu spät ist!‹
    Dann kommt, von irgendwoher, Dora, für Giosués Geburtstag feingemacht in einem roten Kostüm, mit Hut und hochhackigen Schuhen, und sie sagt dem Wächter, dass siezu ihrem Mann und Sohn in den Zug einsteigen muss. Der Wächter schaut auf seiner Liste nach und stellt fest, dass ihr Name nicht darauf steht (sie ist keine Jüdin). Aber sie gibt sich nicht geschlagen. Sie verlangt, in den Zug steigen zu dürfen. Am Ende darf sie in einen der vollgestopften Güterwaggons klettern. Giosué sieht sie durch das Metallgitter eines anderen Wagens und ruft: »Sie haben den Zug angehalten, damit Mama einsteigen kann!«
    Als sie im
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