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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung
Autoren: Gretchen Olson
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den gesamten Weg nach Hause; ich sprang über Pfützen und stellte mir vor, wie ich in diesen umwerfenden Stiefeln beim Sommerlager die Wanderung auf den Vulkan Lava Butte anführte. An einer Kreuzung blieb ich stehen, um Atem zu holen. Als ich an der Ampel lehnte, spürte ich, wie mein Herz in meinem Hals hämmerte. Es war aber ein gutes Hämmern, kein böses, wie morgens im Büro von Mrs. Piersma.
    Sie war besonders nett gewesen, nachdem Mom gegangen war. »Alles in Ordnung mit dir?«, hatte sie gefragt und mir zwei Bonbons gegeben.
    »Ja.« Ich stopfte die Bonbons in die Hosentasche.
Ich könnte hier in Ihrem Büro leben, Pfefferminzbonbons essen und glückliche Gedanken haben. Ich würde nie wieder mit dem Bus fahren müssen und immer pünktlich sein.
    »Besuch mich bald wieder, Hope«, forderte Mrs. Piersma mich auf. »Nur so zum Spaß.«
    Seit wann besucht man die Schulleiterin
nur so zum Spaß
? Und warum klang sie eher traurig als glücklich?
    Der Himmel war dunkel geworden, neue Regenwolken zogen auf. Autoscheinwerfer wurden vom Wasser reflektiert, das von der Straße hochspritzte. Ich zitterte und rannte wieder los. Ich wollte lieber vor Mom zu Hause sein. Nicht, dass ich irgendetwas tat, was ich nicht durfte, aber es gab immer Fragen, und die Sache mit So Gut Wie Neu würde ihr garantiert nicht passen. Ich würde mir all die Gründe anhören müssen, warum ich nicht einmal die Tür dieses Ladens aufmachen dürfte.
    Meine gute Laune war wie weggeblasen, als ich unsereEinfahrt erreichte – und Moms Wagen in der Garage sah. Ich suchte in meiner Hosentasche nach einem Bonbon.
    »Wo hast du dich denn rumgetrieben?« Mom stand vor dem offenen Kühlschrank, mit dem Rücken zu mir.
    »Ich musste zu Fuß gehen, hast du das vergessen?« Ich weiß, es war keine gute Idee, sie daran zu erinnern, aber ich konnte mir das einfach nicht verkneifen. Meine Füße waren eiskalt.
    Sie fuhr herum, mit einer Plastikflasche Senf in der Hand, deren Tülle auf mich zielte. Ich stellte mir vor, wie der Senf auf mich und durch die Küche spritzte, und musste lächeln.
    »Wisch dir sofort dieses fiese Grinsen ab.« Sie schüttelte die Flasche vor meinem Gesicht. »Als Strafe solltest du eigentlich nur morgen in deinem Zimmer bleiben. Aber jetzt bleibst du das ganze Wochenende da, und zwar von dieser Minute an.«
    »Aber ich habe nicht gegrinst! Es war nur so witzig, wie du die Senfflasche geschüttelt hat.«
    »Du blödes Drecksstück. Wag ja nicht, mir zu widersprechen!«
    »Das tu ich doch nicht.«
    »Keine Widerworte.«
    »Das waren keine. Darf ich gar nicht rauskommen?!«
    »Du kannst ins Badezimmer gehen und in der Küche essen. Das ist alles.«
    »Was ist mit der Waschküche? Ich muss meine Sachen waschen.«
    »Dann wasch sie.«
    »Und sie trocknen.«
    »Von mir aus.«
    »Bügeln?«
    »HALT jetzt deine verfluchte KLAPPE!« Sie knallte denSenf auf den Tisch. »Meine Güte, Mädel, du weißt wirklich, wie man sich durchsetzt. Und jetzt raus hier – sofort!«
    Meine Stiefel! Ich musste Anita mitteilen, dass ich nicht zurückkommen würde. »Nur kurz telefonieren.«
    »Hier wird nicht telefoniert.«
    Ich lief in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen, meine kalten nackten Füße klebten an der Steppdecke. »Klappe halten! Klappe halten! Klappe halten!« Das sagte ich laut und bohrte dabei mein Gesicht ins Kissen; mein ganzer Körper tat weh, weil er so laut schreien wollte, wie meine Stimme es überhaupt leisten könnte – durch die Tür, durch den Flur, ins Gesicht meiner Mutter. Warum nicht? Sie hatte schließlich zu mir dasselbe gesagt.

KAPITEL 7
Ein geheimer Ort
    Ich stand am Schlafzimmerfenster und starrte hinaus in den schwarzen Abend. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und kalte Luft stahl sich am klappernden Holzrahmen vorbei. Vielleicht sollte ich einfach das Fenster öffnen, hinausklettern und mir ein neues Leben suchen. Das war eine aufregende Vorstellung, eine gewaltige Erleichterung, aber etwas, wozu ich einen Plan gebraucht hätte. Außerdem hatte ich mir für die nächste Zeit genug kalte Füße geholt, und ich hatte Pläne – keine großen, wie wegzulaufen, aber solche, die Arbeit machten und meine Gedanken von Mom und den lila Stiefeln weglocken würden.
    Plan A: trockene Kleider anziehen. Sweatshirt und Hausschuhe.
    Plan B: Kleider für So Gut Wie Neu . Ich zog eine Schublade nach der anderen aus der Kommode, nahm alles heraus und sortierte die Sachen in drei Stapeln auf meinem Bett:
    1) für
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