Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
beschleunigt noch von Sonnenbrand; Erhöhung der Körpertemperatur auf Fieberwerte bis zum Hitzschlag, quälende Delirien ... Ich weiß, dass der Salzmangel einhergeht mit Müdigkeit und Krämpfen, und doch muss ich weiter. Zur SOL. Weiter, immer weiter ...
    Sand erschwert unterdessen jeden meiner Schritte. Bis zu den Waden versinke ich in feinstem Staub. Mühsam krabble ich auf allen vieren den Hang einer Düne hinauf, verfluche den nachrutschenden Sand, wirble Staubfahnen hoch und habe das Gefühl, mir ständig Hände und Unterarme in kochendem Wasser zu versengen. Plötzlich, ganze Wagenladungen dieses verdammten Zeugs spuckend, überquere ich den Kamm, bemerke es viel zu spät und falle vornüber, rolle und kugle den Abgrund hinab und verschwinde in einer Wolke, die mich ächzend nach Luft schnappen lässt.
    Ich huste mir fast die Lungen aus dem Leib, meine tastenden Arme finden keinen Halt. Oben und unten gibt es nicht mehr, Orientierungslosigkeit wächst zu einem Anfall von Panik. Tränen und Staub verkleben zu einer kratzigschmierigen Schicht. Unvermittelt prallt mein Gesicht in nachgiebige Masse, zischend entweicht die Luft meinen Lungen und lässt eine Wolke aufstäuben. Meine Muskeln zittern, als ich mich auf die Arme zu stemmen versuche. Tonnenschwere Gewichte müssen auf meinen Schultern liegen. Ich komme nicht hoch, habe keine Kraft mehr, sinke zusammen. Jeder Atemzug ist eine Qual; das Röcheln wird vom Hämmern der Hauptschlagadern übertönt und das Gefühl, bei lebendigem Leib gegrillt zu werden, zur Zwangsvorstellung.
    Dicht vor meinen Augen, von farbigen und düsteren Nebeln überlagert, bemerke ich in einer Kuhle etwas Glitzerndes. Mühsam robbe ich hinüber, von der Hoffnung auf Wasser angetrieben. Aber es ist kein Wasser, als ich danach taste. Allerdings auch keine Fata Morgana ...
    Ich brülle schockiert auf, weil ich mir die Hände verbrenne. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis ich begreife, was da vor mir auf einem Haufen liegt, von blitzenden Reflexen übersät. An den kleinen Körpern aus Metall sind dünne Schlangenketten befestigt, zu bizarren Schlingen ineinander verknotet. Etwa eigroß sind die Anhänger. Ich kenne ihre Form genau, habe lange genug ein solches Ei auf der Brust getragen. Zellaktivatoren!
    Hunderte!
    Ich benutze mein Kopftuch, um mir nicht erneut die Haut zu versengen, greife ohne weiteres Nachdenken nach einem der metallischen Eier und lasse es vor den tränenden Augen pendeln. Dutzende Löcher und Perforationen bedecken die Oberfläche, vom pulsierenden Kraftstrom ist nichts zu bemerken. Das Ding funktioniert zweifellos nicht oder nicht mehr.
    Hunderte Zellaktivatoren – selbst wenn sie funktionstüchtig gewesen wären, hätte ich ihren Anblick verflucht. Ich brauche Wasser, keine Objekte, die einem die potentielle Unsterblichkeit sichern. Die Betonung liegt auf potentiell, denn ohne Wasser endet sogar das Leben eines nicht mehr alternden Körpers verdammt schnell... Der Anblick raubt mir die Besinnung wie ein Hieb mit einem Baseballschläger.
    Finsternis wogt in wabernden Schleiern vor meinen Augen, überdeckt merkwürdige Funkenreigen, deren Explosionen im Puls des Hämmerns und Pochens aufzucken und meinen Schädel in davon flatternde Fragmente zerfetzen. Diese finden auf absonderliche Weise wieder zusammen, nur um im nächsten Augenblick erneut zertrümmert zu werden. Brodelnde Hitze umgibt mich, fast glaube ich, zischendes Brutzeln zu hören. Ich versinke immer wieder in den dunklen Wolken, weiß nicht, wieviel Zeit vergeht.
    Irgendetwas reißt mich dann aus der Ohnmacht. Stunden scheint es zu dauern, bis es mir gelingt, die Augen zu öffnen. Jeder Gedanke kriecht mit der Trägheit zähen Sirups. Außer Schmerz und Qual gibt es in diesem Universum nichts mehr, dieser blendenden Helligkeit und atemberaubenden Hitze.
    Ein grotesk verzerrtes Objekt taucht in meinem Blickfeld auf, gefolgt von etwas Finsterem, das die Grelle verdrängt. Es fällt über mich und erzeugt einen Eindruck, der mich frösteln lässt. Kühle...
    Ich stiere verständnislos umher, bekomme kaum mit, dass jemand nach meinem Kopf greift. Etwas Kaltes, Flüssiges versetzt mir einen Schock, der mich unvermittelt in die Finsternis zurückwirft. Die nächste Wahrnehmung ist, dass etwas Feuchtes über mein Gesicht wischt. Tropfen benetzen meine gesprungenen Lippen. Gierig der unwillkürliche Schluckreflex, dieses Lechzen nach Wasser. Mund und Rachen scheinen aus wundem Fleisch zu bestehen das Schlucken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher