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1984 - Yaronag

Titel: 1984 - Yaronag
Autoren: Unbekannt
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geändert?"
    „Ich könnte darüber nachdenken."
    „Und wovon hängt das ab?"
    „Von dem Ende der barbarischen Behandlung, die ich erfahre", fuhr der ehemalige Oberbefehlshaber der Algiotischen Wanderer ihn an. Seine Stimme klang hart und knarrend.
    Kalle Esprot blickte ihn erstaunt an. Solche Worte hatte er von dem Tazolen nicht erwartet. Er war der Meinung, dem Gefangenen alles gegeben zu haben, was dieser für sein Wohlbefinden benötigte. „Was ist barbarisch an unserer Behandlung?" fragte er und blickte sich unwillkürlich im Raum um. Alles war vorhanden, was für die Bequemlichkeit und die körperlichen Bedürfnisse Vil an Deschs benötigt wurde.
    Der Tazole wich vor ihm bis an die gegenüberliegende Wand zurück. Hier blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ostentativ an ihm vorbei. „Ich erwarte mehr als eine Liege, einen Hocker, einen Tisch, eine Hygienekabine und ein Holoprogramm mit eurer Propaganda und den ständigen Lügen über angebliche Gefahren, die Yeguenol drohen, das ihr Chearth nennt", versetzte der Gefangene. „Kunst- und Kulturentzug gehören für mich ebenso zur Barbarei wie körperliche Misshandlungen. Tatsächlich sind sie noch schwerer zu ertragen."
    Kalle Esprot verschlug es die Sprache. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass ausgerechnet dieser Dickschädel, der keinerlei Rücksicht auf seine eigenen Leute nahm, derartige Ansprüche stellte. Vor allem jetzt, nachdem er schon seit Wochen bei den Galaktikern war. „Ich konzentriere mich mit meinen Gedanken auf Musik. Ich durchdenke ganze Werke und gebe mich ihren Empfindungen hin. Ich male in meiner Phantasie, weil ich keine andere Möglichkeit habe. Und ich zitiere in Gedanken die Werke unserer Philosophen, vor allem jener, die sich mit unserer älteren Geschichte befassen. Aber das ist ein billiger Ersatz."
    Der Ertruser schüttelte den Kopf. Er fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor. Er konnte die Ansprüche des Tazolen verstehen, wenngleich er sich darüber zuvor noch keine Gedanken gemacht hatte. Aber er sah sich außerstande, Vil an Desch zu helfen. Es gab keinerlei Möglichkeiten für ihn, ihm Zugang zur Kunst und Kultur zu verschaffen. Das waren Probleme, die er auch beim besten Willen nicht bewältigen konnte.
    Argwöhnisch blickte er auf das ausgemergelt wirkende Gesicht hinab. Er versuchte herauszufinden, ob der Tazole tatsächlich meinte, was er gesagt hatte, ob er sich über ihn lustig machte oder ihn abzulenken versuchte. Im Grunde genommen gab er ihm recht. Die gleichen Probleme hatten auch die galaktischen Raumfahrer. Auch bei ihnen ging es nicht nur darum, körperliche Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch um Unterhaltung im weitesten Sinne. Ohne sie war die gesamte Expedition zum Scheitern verurteilt.
    Während er aber den eigenen Besatzungen helfen konnte, waren ihm bei den Tazolen Grenzen gesetzt, die er nicht zu überwinden vermochte. „Kunst und Kultur finden sich überall, wo man nur will", sagte er. „In den Gefängnissen der Welt, Orten der Einsamkeit wie der Konzentration, wurden die größten Ideen entwickelt, um später in Freiheit realisiert zu werden."
    Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß, das ist jetzt ein kleiner Trost, aber ich werde tun, was in meiner Macht steht."
    „Also gar nichts", zeigte sich Vil an Desch enttäuscht. „Und das hat Konsequenzen. Es wird nicht zu einer weiteren Zusammenarbeit kommen. Unter gar keinen Umständen!"
    Da war er wieder, der schier unüberwindliche Dickschädel und der schrankenlose Egoist, der alles Elcoxol für sich beanspruchte und mit niemandem zu teilen bereit war. Kalle Esprot kam zu dem Schluss, dass er seine Zeit verschwendet hatte.
    Der ehemalige Oberbefehlshaber der Algiotischen Wanderer würde sich nicht ändern.
    Als der Ertruser den Raum verließ, öffnete Vil an Desch den Mund, und es schien, als wollte er noch etwas sagen. Doch dann senkte er den Kopf, wich den Blicken des Kommandanten aus und schwieg.
    Kalle Esprot war seltsam berührt und befremdet über das Verhalten des Tazolen. Er gewann den Eindruck, dass der ehemalige Anführer der Algiotischen Wanderer Angst vor seinen Artgenossen hatte.
     
    *
     
    Bericht Icho Tolots über den Flug der SHE'HUAN
     
    Messungen ergaben, dass die Zentraleinheit nicht mehr einwandfrei funktionierte. Warthan Gronyt wies mich wortreich auf die Gefahr hin, dass die im Nagidor gebündelten Hyperenergien wirkungslos in den Hyperraum abglitten, anstatt die
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