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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard
Autoren: Alexander Zeram
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verstehe«, sagte Edmund Linz emotionslos.
    Er zog das Tuch fort, das auf dem Bild im Koffer lag und zeigte mit dem Finger in die untere rechte Ecke. Simons Lippen zuckten kurz. Er hatte eigentlich einen Spaß machen wollen. Er schaute gebannt auf die Signatur, ohne sich überhaupt das Motiv des Gemäldes genauer anzusehen. Dann schüttelte er wortlos mit dem Kopf. Beide Männer schwiegen noch einige Sekunden.
    »Sie wollen nicht sagen, dass das Bild hier echt ist?«, fragte Simon mit fester Stimme.
    »Doch, dass will ich«, antwortete Edmund Linz selbstsicher. »Hier, bedienen sie sich, sehen sie es sich bitte in Ruhe an.«
    Edmund Linz schob den Koffer über den Tisch. Es gab ein Geräusch von den Messingbeschlägen, die über die Tischplatte kratzten. Simon beugte sich kurz über den Koffer, dann hielt er in seiner Bewegung inne, stand plötzlich auf und ging zum Fenster, um die Jalousie herunterzulassen. Bevor er sich wieder setzte schaltete er noch eine Batterie von Strahlern ein, die in die Decke über dem Besprechungstisch eingelassen waren. Er zog den Holzkoffer noch dichter vor seine Brust. Seine Augen wanderten über das Bild und versuchten alle wesentlichen Merkmale zu erfassen. Er sagte fast zwei Minuten lang gar nichts, er schaute einfach nur. Er fixierte schließlich noch einmal die Signatur des Gemäldes.
    »Darf ich es herausnehmen?«, fragte er und unterbrach damit das Schweigen.
    »Ja, bitte.« Edmund Linz zögerte. Er sah Simon wieder direkt in die Augen. »Es ist wunderbar, nicht wahr?«
    Simon zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ihre Frage amüsiert mich«, sagte er mit ruhiger, aber weiterhin fester Stimme. »Haben sie irgendwelche Unterlagen zu dem Bild, woher haben sie es, gibt es irgendwelche Belege, Zertifikate, Untersuchungsberichte, gibt es irgendetwas, das beweißt, ob das, was ich hier vor mir habe echt ist?«
    »Ich habe das Gemälde vor sieben oder acht Jahren erworben«, antwortet Edmund Linz selbstbewusst. »Ich habe es privat gekauft. Ich habe nicht gefragt, warum es zu haben ist und wem es gehört hat. Natürlich musste ich auch prüfen, ob es echt ist. Ich habe die gleichen Fragen gestellt, wie sie jetzt auch. Ich habe mich aber nicht um irgendwelche fremden Unterlagen gekümmert. Ich habe selbst eine Materialanalyse vorgenommen, mit den damals gängigen Untersuchungen, Authentizität der Farben und der Leinwand, sie verstehen. Ich habe die Analysen in meinem eigenen Labor durchführen lassen, ich habe sie sogar zum Teil selbst durchgeführt. Ich habe meine Ergebnisse aber natürlich nicht beglaubigen lassen, ich bin ja kein unabhängiger Sachverständiger.«
    »Sie haben die Analysen selbst durchgeführt?« Simon sah ihn zweifelnd an.
    »Wenn man es kann«, antwortete Edmund Linz. »Ich bin Chemiker. Solche Analysen gehörten zwar nicht zu meinem täglichen Geschäft, aber so kompliziert ist das alles nicht, wenn man sich auskennt. Ich habe vor allem die Pigmente identifiziert, die in den Farben verwendet wurden und natürlich das Bindemittel. Ich habe meine Ergebnisse mit den Analysen verglichen, die von Ölgemälden gemacht wurden, die als echt anerkannt sind. Ich habe an meinem Bild nichts Unstimmiges gefunden. Die Chemie betrügt nicht.«
    »Gut, und was haben sie noch oder war das alles?« Simon sah ihn kritisch an, als wenn er das Gespräch eigentlich gleich beenden wollte.
    »Nicht das sie jetzt überrascht sind, aber ich besitze die Expertise eines Kunsthistorikers.«
    »Aber das waren nicht auch zufälligerweise sie selbst.« Simon lächelte. »Entschuldigen sie die Bemerkung. Wer ist der Mann oder die Frau, ich meine ihr Experte und was hat er oder sie gesagt, haben sie etwas Schriftliches?«
    »Kennen sie Professor Lehner aus Augsburg?«, fragte Edmund Linz ohne zu zögern. »Ich habe zusammen mit dem Bild eine Expertise von ihm erhalten. Sein Fazit war eindeutig. Stil und die Maltechnik sind authentisch. Wenn ich dann noch meine Laborergebnisse nehme, denke ich, dass es Beweise genug sind, um die Echtheit des Bildes zu garantieren.«
    »P rofessor Lehner ist mir in der Tat bekannt. Er hat früher mehrfach für unser Haus gearbeitet. Er ist allerdings vor zwei oder drei Jahren verstorben. Seine Expertise ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Hat er das Bild gekannt, ich meine hat er in seiner Expertise auch auf Ausstellungen und Galerien hingewiesen, in denen das Bild früher ausgestellt war.«
    »Wie meinen sie das?«, fragte Edmund Linz.
    »Für jede
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