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1977 - Transformation

Titel: 1977 - Transformation
Autoren: Unbekannt
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künstliche Hoden und einen künstlichen Penis ersetzt worden! Er war kein Mann mehr!
    Lotho Keraete bekam einen Tobsuchtsanfall. Er sprang von der Liege und griff die Roboter an, die um ihn herumstanden. Seine Hände waren tatsächlich wieder wie vorher, also intakt, und mit ihnen drosch er in die Menge der Roboter und schickte auch James zu Boden wie einen rivalisierenden Boxer im Ring. „Das habt ihr nicht umsonst getan!" schrie er. „Das nicht!"
    „Aber Bolphor!" sagte James, als er sich aufrichtete und schnell in Sicherheit vor Lothos Fäusten brachte. „Lass dir doch erklären! Die Recyclinganlage war..."
    „Ich will gar nicht wissen, ob sie nun mit fünfzig oder mit dreißig Prozent ihrer Kapazität arbeitet!" schrie Keraete. „Ihr habt aus mir ein Neutrum gemacht! Nie wieder werde ich Kinder zeugen oder eine Frau glücklich machen können!"
    „Mit Verlaub, Bolphor, aber das hättest du sowieso nie mehr tun können. Deine Aufgabe lässt dies nicht zu."
    Lotho wünschte sich, den Laser in einer Hand zu halten. Er war sicher, dass er James in diesem Augenblick damit zerstört hätte. Zum Glück war es nicht so, und allmählich beruhigte Lotho sich wieder. Das änderte nichts daran, dass er in seinem Hirn irrationale Fluchtgedanken schmiedete. Die Flucht wurde zum Selbstzweck, nicht zu etwas, das tatsächlich Aussicht auf Erfolg versprach. Aber er wollte das letzte kleine Stück seines echten Körpers nicht in der nächsten Tiefschlafphase auch noch verlieren - obwohl es im Grunde unbedeutend geworden war.
    Alle seine Gliedmaßen bestanden aus dem regenerativen, dunklen Metall. Nur noch der Bauch, größere Teile des Rückens und der Kopf waren frei. Doch für wie lange noch?
    Lotho Keraete war endgültig kein Mensch mehr. „Ich verlange, daß mit den Amputationen Schluss ist", sagte er zu Nathan, als er in der Zentrale stand. „Ich verstehe dich, Bolphor", sagte die Syntronik, „aber die Recyclinganlage arbeitet nur noch mit 41 Prozent. Das reicht nicht, um dich zu ernähren, obwohl du inzwischen weit weniger Nahrungsbedarf hast als früher. Und frag dich doch: Fühlst du dich denn so wenig wohler als früher?"
    Lotho schwieg. Er dachte nach und überprüfte sich. Nein, das konnte er so nicht sagen. Erschrocken erkannte er, dass er sich an die metallenen Teile seines Körpers gewöhnt hatte. „Du bist weitgehend in eine neue Existenzform transformiert worden", sagte die Syntronik. „Der letzte Schritt wäre nur konsequent. Er würde dich unsterblich machen."
    Unsterblich!
    Ein kalter Schauder lief Keraete über die letzten Nervenbahnen, die er noch hatte. „Was ist mit den CawCadd?" fragte er, weil er das andere Thema jetzt weder weiter erörtern konnte noch wollte. „Sie belauern uns seit Jahrzehnten. Sie wissen, dass es hier drinnen Leben gibt. Sie belagern aber auch die HARQUIST und den Sender."
    Wie viele Jahre sind vergangen, seitdem ich in den Tiefschlaf gelegt wurde?"
    „125 Jahre, Bolphor", antwortete Nathan. „Und die Dreiheit ist immer noch eingesponnen?"
    Er brauchte die Antwort nicht abzuwarten. Er sah es auf den Schirmen. Niedergeschlagen ging er in sein Quartier. Er wurde von James mit Essen versorgt, das ihm nicht mehr schmeckte. Er brauchte nicht mehr soviel.
    Lotho Keraete war nicht mehr Mensch.
    Lotho Keraete war allein, schrecklich allein.
    Lotho Keraete wäre am liebsten tot gewesen.
    Doch dann, nach einer Nacht, die ihm keinen Schlaf gebracht hatte, stand er auf und verlangte von James, wieder in den Tiefschlaf gelegt zu werden, und zwar bis zu dem Tag, an dem der Ruf der Superintelligenz an die Station erging und ihn forderte. „Das kann sehr lange dauern, Bolphor", sagte James. „Inzwischen können die CawCadd mit ihren Pflanzen eine immer ernstere Bedrohung für uns darstellen. Wenn deren Wurzeln erst einmal den..."
    „Es ist gut", unterbrach der Terraner ihn. „Sobald etwas wirklich Bedrohliches geschieht, wecke mich auf.
    Ansonsten lasse mich schlafen, bis der Ruf an mich ergeht."
    Er wusste genau, dass er dann ein perfekter Cyborg sein würde, Roboter mit menschlichem Gehirn - falls sie ihm sein Gehirn ließen. Aber er akzeptierte auch, dass dies sein Schicksal war. Er wollte jetzt alles oder gar nichts.
     
    *
     
    Als er zu sich kam, war die Transformierung komplett.
    Der Terraner bestand nunmehr nur noch aus dunklem Metall, aber sein Gehirn hatten sie ihm wenigstens gelassen. Um es mit Sauerstoff und den erforderlichen Nährstoffen zu versorgen, hatten die
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