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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall
Autoren: Mia Zorn
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Anhöhe vor ihm erhoben sich schwarze Steinformationen. Wie gedrechselte Türme ragten sie in den Himmel. Dahinter begann der Pfad, der zur Höhle des Sol führte. Grao’sil’aana machte sich an den Aufstieg.
    Der Sil hatte den Fußweg gewählt, statt mit Est’lun’bowaan und Thul’lun’heeskel auf dem Riesenrochen zum Führer der Daa’muren zu fliegen. Er war durcheinander und versuchte die vergangenen Ereignisse für sich zu ordnen: die Reaktion des Wandlers, als Grao’sil’aana ihm die mentalen Bilder vom Uluru zeigte.
    Der Sil war während des Vorgangs in einer Art Dämmerzustand gewesen. Dennoch hatte er deutlich die Erschütterung in der Aura des Wandlers spüren können, als dieser den brennenden Felsen ertastete. Sie war so heftig, dass Grao’sil’aana sich am liebsten unter einen Stein verkrochen hätte. Auch jetzt noch löste die Erinnerung Fluchtgedanken in ihm aus. Er war sich sicher: Der Finder war ein uraltes, kosmisches Wesen. Ein mächtiger Feind! Sowohl für den Wandler, als auch für die Daa’muren!
    Umso mehr beunruhigten den Sil die Vorgänge in der Feste und das Verhalten des Sol. Besonders das Verhalten des Sol!
    Seit der Wandler erwacht war, schienen Kraft und Weisheit in der Aura des Daa’murenführers zu schwinden. Zumindest empfand Grao’sil’aana das so.
    Anstatt Licht und Klarheit in das herrschende Chaos zu bringen, zog Ora’sol’guudo sich entweder zurück, oder er tauchte auf und schürte noch die Unsicherheit und Spaltung, die sich unter seinem Volk verbreitet hatten. Die drohende Gefahr durch den Finder wollte er nicht sehen! Sie war nicht Teil seiner Pläne! Im Gegenteil wollte er den Wandler ausschalten, die einzige Macht, die den Daa’muren im Kampf gegen den Finder beistehen konnte. Er, Grao’sil’aana, musste das verhindern!
    Seine Gedanken trieben ihn noch schneller über den Hang.
    Er erreichte die gedrechselten Steinriesen. Zwischen ihnen schlängelte sich der Pfad zur Höhle des Sol. Aber so sehr es ihn auch zu seinem Führer drängte, es musste warten! Erst wollte er wissen, warum er seit seinem Aufbruch von der Feste verfolgt wurde.
    Er spürte mehrere Auren. Sie bewegten sich entlang der Felsenwände links von ihm. Er wandte seinen Echsenschädel in ihre Richtung. Rund zwanzig Schritte entfernt ragten zerklüfteten Findlingen aus dem Boden. Dahinter schwang sich eine dunkle Felswand empor. An ihrem Sockel glitzerte Wasser in einer kleinen Senke.
    Mit wenigen Sprüngen war er bei ihr und beugte sich über ihren Rand. Während er trank, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Gestalten, die in seinem Rücken zwischen den Findlingen lauerten. Es waren ein Dutzend Lin und Hal.
    »Wenn ihr etwas von mir wissen wollt, kommt heraus und fragt mich!« Grao’sil’aana wischte mit seiner Klaue über die Schuppenlippen. Hinter ihm blieb es still. Er richtete sich auf und drehte sich langsam um. »Ich habe keine Zeit für Spiele! Also, kommt jetzt heraus, oder ich werde euch holen!«
    Ein kräftiger Echsenkörper trat aus der Spalte zwischen den Steinbrocken. Es war ein Hal. Um seinen Kopf standen ringförmig einige Schuppen nach oben. Sie waren heller als die anderen und es sah aus, als ob ein Kranz seinen Schädel bedeckte. Anscheinend war er der Anführer der Verfolger.
    Hinter ihm drängten sich sieben Daa’muren.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Grao’sil’aana streng.
    Der Hal mit dem Schädelkranz blickte ihm trotzig entgegen.
    »Ich beantworte keine Fragen von Verrätern!«
    Grao’sil’aana glaubte sich verhört zu haben. Entgeistert starrte er den Hal an.
    Dieser missverstand die Reaktion des Sil als Eingeständnis.
    Überlegen trat er einen Schritt nach vorne. Er baute sich vor Grao’sil’aana auf, einen Kristalldolch in der Faust. »Was hattest du am Ufer des Kratersees zu suchen? Was hast du mit dem Wandler zu schaffen?«
    Tatsächlich, man verdächtigte ihn des Verrates!
    Grao’sil’aana fand seine Fassung wieder. Sein Blick wanderte zu dem Kristalldolch in der Klaue des jungen Daa’muren. Der Sil sah ein, dass diesem Hal-Bengel mit Vernunft nicht beizukommen war. Er konzentrierte seine mentalen Kräfte auf ihn. (Wer hat euch geschickt?)
    Der Hal taumelte. Seine grünen Augen stolperten in den Höhlen umher. Sein Wirtskörper prallte gegen den Findling, schnellte nach vorne, drehte sich um sich selbst und fiel vor Grao’sil’aana in den Sand. Aber er schwieg beharrlich.
    Inzwischen hatten sich seine Gefährten vor dem Sil aufgebaut.
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