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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder
Autoren: Unbekannt
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Mit Giebeln, die keck an zahlreichen Schmalseiten des Gebäudes hervorragten und zu bei den Seiten von Dachteilen begrenzt wurden, die sich in spitzen und steilen Winkeln in unmögliche Richtungen ausdehnten. Mit unzähligen Verzierungen, schmückenden Aufsätzen, luftigen Fenstern und Portalen.
    Solch ein Haus, war Mhogena klar, wäre auf einer Wasserstoffwelt der Gharrer sofort in sich zusammengebrochen. Er bezweifelte auch, dass es auf einer Welt mit wesentlich geringerer Schwerkraft, vielleicht einem halben oder viertel Gravo, erbaut worden sein könnte. Solch ein Bauwerk konnte nur in der Schwerelosigkeit des Weltraums existieren. „Das also ist Nisaarus Haus", sagte er. „So sieht es aus."
    „Es sieht für jeden anders aus", sagte Phisagon, „und auch, wenn ein und dieselbe Person es mehrmals sieht, nimmt sie es nie zweimal gleich wahr. Nisaaru wechselt die Form und den Standort ihres Hauses oft." Plötzlich glaubte Mhogena sich von einem gleißenden Lichtstrahl erfasst, der durch den Hauptbildschirm der VYSILA schlug, und schloss geblendet die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, befand er sich im Haus. Und er war nicht allein.
    Phisagon stand neben ihm, doch damit hatte er gerechnet. Schließlich hatte der alte Meister des Sandes Nisaaru über die Accolen um ein Gespräch ersucht und ihn lediglich als Begleiter mitgenommen, um ihn der Superintelligenz als Novizen des Ordens vorzustellen. Vielmehr waren es die elf Wesen vor ihnen, die im ersten Augenblick seine gesamte Aufmerksamkeit forderten. Sie sahen den Gharrern sehr ähnlich, waren jedoch viel schlanker, genauso filigran wie das Haus, in dem sie anscheinend wohnten, wodurch sie noch viel größer wirkten, als sie in Wirklichkeit waren.
    Gemächlich gingen sie auf die Neuankömmlinge zu, und Mhogena fiel auf, dass sie ihre ebenfalls schlanken Glieder wie knochenlose Tentakel bewegten, schlangengleich. Sie schienen geradezu über den Boden zu fließen. „Das also sind die Saarer", flüsterte Mhogena und fragte sich, ob er sie in ihrer natürlichen Gestalt sah oder nur in einer Form, die Nisaaru ihnen für die Dauer des Empfangs der beiden Gäste gegeben hatte. Und falls das letztere zutraf: Wieso hatte die Superintelligenz sich dann ausgerechnet für Körper entschieden, die - wenn auch nur rudimentär - an die der Gharrer erinnerten? Der vorderste der Saarer blieb stehen, verneigte sich geschmeidig und elegant und machte eine Geste, die Mhogena als Aufforderung verstand, ihm zu folgen. Dann machten die elf Wesen kehrt und schwebten - diesen Eindruck konnte man aufgrund der Leichtigkeit ihrer Bewegungen jedenfalls haben - durch die riesige Halle, in der er und Phisagon materialisiert waren.
    Die Saarer fügten sich nahtlos in ihre Umgebung ein. Das gewaltige, sphärische Gebäude schien eigens für sie geschaffen worden zu sein. All seine .
    Sinne wollten Mhogena einreden, dass es sich bei dem Haus keineswegs um ein bloßes Trugbild handelte. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich real und wie aus fester Materie an, die Säulen, die das Hallendach trugen, .schienen zwar unerklärlich schmal, aber substantiell und sehr stabil zu sein.
    Und doch ... irgendwo, auf einer Ebene unterhalb dessen, was seine Sinne ihm vermittelten, kam ihm alles sehr flüchtig vor, wie nur für diesen Augenblick erschaffen. Er hatte den Eindruck, dass alle Gänge, Räume und Hallen, die er hinter sich gelassen hatte, in dem Moment, in dem er durch einen Torbogen oder um eine Abzweigung schritt und sie aus den Augen verlor, sich auflösten oder zumindest veränderten und eine ganz andere Form annahmen.
    Der Umstand, dass die Saarer kein einziges Wort sprachen, trug zu der fast surrealen Erscheinung von Nisaarus Haus bei. Irrealität und Wirklichkeit schienen hier eine Verbindung einzugehen, die sich jeder Interpretation gleichzeitig öffnete und entzog. Dann hatten sie ihr Ziel erreicht, eine noch größere Halle als jede andere, durch die die Saarer sie bislang geführt hatten.. Luftige Säulengänge begrenzten sie auf allen vier Seiten und gaben den Blick frei auf einen schier endlosen Innenhof, an den sich in weiter Ferne, am Horizont, ein weiterer Flügel des Gebäudes anschloss.
    Wie groß war Nisaarus Haus wirklich? Doch Mhogena ließ diesen Gedanken sofort wieder fallen, als er das strahlende Leuchten in der Mitte der Halle sah. Es ging von einer Spiralgalaxis aus, von jener, die unter seinen Blicken bereits aus dem Nebel aus Protomaterie entstanden war. Er hatte
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