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1961 - Ein Sechstel SENECA

Titel: 1961 - Ein Sechstel SENECA
Autoren: Unbekannt
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damit einen Sinneswandel hervorgerufen hätte. Wenigstens erhoben sich die beiden. Quant schaltete die Steuerung für die Antigravplattform ein. Die Kiste hob vom Boden ab und stieg einen halben Meter auf. In gleichbleibender Höhe schwebte sie zum Ausgang.
    Die Männer folgten ihr gemächlich hinaus in den Korridor.
    Die SOL hatte ihre Fahrt inzwischen zu neunzig Prozent aufgehoben und war am Black Hole quasi zur Ruhe gekommen. Alles deutete darauf hin, dass das Schiff auf etwas oder jemanden wartete. Vielleicht verschaffte das Warten ihnen ja das Quäntchen Zeit, um die Manipulationen an den Hypertakt-Triebwerken zu Ende zu führen. Aus einem Seitenkorridor tauchten zwei TARA-V-UHs auf. Tautmo rutschte fast das Herz in die Hose, als er sie sah. Er riss sich zusammen, so gut es eben ging, und setzte gleichgültig seinen Weg fort.
    Die Roboter näherten sich. Es war bereits das vierte Mal, dass sie eine solche Begegnung erlebten. Wieder erfasste kein einziger Taststrahl den getarnten Hypertakt-Orter. Schweigend schwebten die Kegel vorbei. Es ist alles so einfach, rief sich der Physiker Quants Worte in Erinnerung. Und vermutlich hat die Nano-Kolonne noch nie etwas von 'psychologischer Kriegführung gehört. Sie befolgt stur die Programme, die ihr Shabazza vorgegeben hat. „Nehmt die Hände hoch und dreht euch langsam um", erklangen zwei synchrone Stimmen hinter ihrem Rücken.
    Tautmo versteifte sich. Wenn er es gekonnt hätte, wäre er auf der Stelle im Boden versunken. Steif wie eine Marionette hob er die Arme und wandte sich im Zeitlupentempo um. Er starrte in vier flammende Mündungen. Gegen dieses Argument musste jedes andere vergebens sein. „Ergebt euch", fuhren die Kampfroboter fort, „oder wir betrachten euer Verhalten als Angriff."
    „Wir ergeben uns!" rief Tautmo, ohne zu überlegen. „Wir haben ein reines Gewissen und halten jeder Überprüfung stand."
    „Natürlich", klang es aus den Akustikfeldern der syntronisch gesteuerten Maschinen. „Und jetzt öffnet die Kiste." Quant und Lefebre kamen dem Verlangen nach, führten das Vorhaben jedoch nicht zu Ende. Aagenfelt sah aus den Augenwinkeln das Aufblitzen an den Mündungen der Strahler. Er warf sich instinktiv zur Seite, aber die Tentakelarme des einen Kegelroboters machten die Bewegung mit. Irgendetwas riss Tautmo von den Beinen.
    Dass er zu Boden stürzte und Wellen des Schmerzes durch seinen Körper jagten, bekam der Physiker nicht mehr mit.
    Die Anzeigen des Displays schlugen wild aus und zeigten alle möglichen und unmöglichen Werte an. Fassungslos beobachtete Trabzon Karett, wie sich das Paratronfeld vor der Terkonithülle ungeachtet dessen aufblähte und nahtlos in die bereits existierende Schirmglocke einfügte. Und noch immer gab es keinen Hinweis auf eine Reaktion von SENECA oder der Nano-Kolonne. Die SERUNS orteten im Umkreis von einem Kilometer keinen einzigen Roboter. Selbst das Jaulen im Hintergrund war verstummt. Entweder existierte das Gallertkügelchen nicht mehr, oder die Biopositronik war derzeit handlungsunfähig oder beschädigt. „Das kann alles nicht wahr sein", stöhnte Trabzon. „Wo kommen diese irrsinnigen Werte her?"
    „Es ist die Akkretionsscheibe des Black Hole", klang Monkeys dunkle Stimme auf. „Sie bringt einiges durcheinander. Wenn wir uns beeilen, können wir die Auswirkungen der Phänomene für uns nutzen." Trabzon versuchte sich vorzustellen, welche gewaltigen Kräfte an dem Hantelschiff zerrten. Hastig schaltete er die vorprogrammierte Strukturlücke in die Schirmglocke, packte zwei Teile des Destabilisators und rannte los.
    Die Würgemale an seinem Hals juckten und bildeten Pusteln. Es machte ihn fast rasend. Er zog im Helm den Kopf zwischen die Schultern und rieb den Hals am Kragen seiner Jacke. Es half nichts. In fliegender Hast bauten sie das Gerät auf und schlossen die restlichen Energiespeicher an. Über der Oberfläche des Panzerstahls bildete sich ein dünner Film. Trabzon hatte das Ding so moduliert, dass es auf exakt die atomare Struktur dieses Stahls wirkte und auf nichts sonst. „Vorgang einleiten!" sagte er heiser. Der rote Film über dem Stahl begann zu rotieren. Dabei dehnte sich das Feld in Richtung Kugelwandung aus und passte sich deren Krümmung an. Vergleichbar mit einer Säure, fraß sich das modulierte Feld in den Stahl hinein und löste den molekularen und atomaren Zusammenhalt auf. Für die zwei Meter dicke Wand hatte Trabzon eine Arbeitszeit von mindestens vierzehn Minuten berechnet.
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