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1947 - Finale in Mirkandol

Titel: 1947 - Finale in Mirkandol
Autoren: Unbekannt
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nicht einmal durch Suggestionen zu seinem Werkzeug gemacht. Garron mochte ein Psychopath sein, ein lupenreiner Wahnsinniger, aber der ehemalige Astrophysiker konnte nach wie vor seinen Verstand einsetzen und logisch denken. Und Jankinnens Argumente hatten den Todesmutanten überzeugt.
    Jankinnens Tod hätte Garron all der zahlreichen offiziellen und geheimen Mittel und Möglichkeiten beraubt, die dem Milliardär zur Verfügung standen. Wer nach dessen Tod das ungeheure Vermögen Joskar Jankinnens erben würde, vielleicht die Tochter allein, war zwar Gegenstand zahlreicher Spekulationen in den Medien, aber das konnte Garron gleichgültig sein; er würde an dieses Geld und dessen Wirkungsmöglichkeiten nicht mehr herankommen. Die Überlegung, Jankinnen unter seinen Willen zu zwingen, hatte der bleiche Terraner, den stets eine zarte, sehr kostbare Duftwolke umgab, Garron ebenfalls ausreden können. Als Garrons Sklave würde er zwar alles tun müssen, was sein Herr und Meister ihm gebot aber auch nur das. Initiativ würde Joskar Jankinnen unter den Suggestionen niemals werden, jedenfalls nicht in dem Ausmaß, das Garron wünschte.
    Gehorsam ließ sich erzwingen, aber nicht Kreativität und freiwilliger Einsatz. Es war eine moderne, gewissermaßen psionische Variante des uralten „Sei spontan!"-Paradoxons: Spontaneität und der Befehl dazu schlossen sich definitionsgemäß aus. „Du weißt, dass du damit auch mich in Gefahr bringst?" sagte Joskar Jankinnen nachdenklich. „Was sagt deine kleine Bluesfreundin dazu?"
    „Tuyula Azyk ist dafür", antwortete Garron schnell. „Sie denkt, dass die Solmothen einen sehr positiven Einfluss auf mich haben könnten!"
    „Hmm!" machte Jankinnen. Er hatte erlebt, wie Garron zusammenzuckte, wenn er einen Solmothen auf einer Projektionsfläche sah, dass er die Solmothen beschuldigte, farbig zu sein und ihm Schmerzen zu bereiten. Jankinnen wusste auch, dass Garron einen ähnlichen Vorwurf mehreren seiner Opfer vor deren Ermordung gemacht hatte.
    Die Behauptung des Mutanten klang daher nicht sonderlich überzeugend. Aber wenn Garron es so sah ...? „Du willst also unbedingt nach Ar kon, Vincent?" fragte Joskar Jankinnen. „Um jeden Preis", gab Garron zurück. „Nach Arkon I, nach Mirkandol, zum neuen Galaktikum, wo die Solmothen sind."
    „Das wird nicht einfach werden", gab J. J. zu bedenken. „Schon allein der Sicherheitsmaßnahmen wegen."
    „Dir wird schon etwas einfallen", versetzte Vincent Garron. Joskar Jankinnen wiegte den Kopf und zog ein nachdenkliches Gesicht. „Der Wahlkampf läuft im Augenblick recht gut", überlegte er. „Solder Brant führt in den Prognosen vor Paola Daschmagan; die anderen sind weit abgeschlagen." Bei den „anderen" handelte es sich um drei weitere Kandidaten: Der bekannteste war wohl Elias Jakob Bangon, auch „Eisenschädel" genannt, ein ehemaliger Flottenadmiral, mit genau jenem Äußeren und jenen Ansichten, die man nach den geltenden Klischees von einem Mann dieses Herkommens erwarten konnte: Kantig von Gestalt und Charakter forderte er vor allem ein „härteres Durchgreifen", was immer das auch sein mochte.
    Die Wahlanalytiker gaben ihm zurzeit knapp sechs Prozent.
    Dazu kam Lydia Marco, eine zierliche, sehr fürsorglich wirkende Frau, die mehr Menschlichkeit mder Politik forderte und dank ihrer charismatischen Erscheinung mit rund neun Prozent der Stimmen rechnen Konnte. Weit abgeschlagen rangierte Efrem Dancor, ein Spaßvogel, der sich mehr aus Jux an der Wahl beteiligte und vielleicht drei Prozent der Stimmen erwarten konnte. Nach den bisherigen Analysen und Prognosen hatte Solder Brant mit seinen populistischen Forderungen sehr gute Chancen, Paola Daschmagan zu schlagen und der Politik Terras eine grundlegend andere Richtung zu geben.
    Zwar stand Solder Brant schon seit einiger Zeit unter Garrons geistiger Kontrolle, aber Jankinnen hatte recht schnell bemerkt, wie sehr diese Kontrolle seinem Kandidaten den gewohnten Schwung raubte. Er hatte Garron darauf angesprochen, und dieser hatte die Art seiner Einflussnahme geändert. Was er genau getan hatte, das hatte J. J. nicht begriffen. Es war ihm auch gleichgültig. Auf jeden Fall ging Garron jetzt behutsamer vor.
    Solder Brant wirkte seit einiger Zeit wieder gelöster. Er verhielt sich so, als wisse er überhaupt nicht mehr, dass er wie eine Marionette an Garrons mentalen Fäden hing. Und Außenstehende konnten schon gar nichts mehr wahrnehmen. „Was Brant in gewisser Weise fehlt", fuhr
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