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1946 - Der Fünfte Bote

Titel: 1946 - Der Fünfte Bote
Autoren: Unbekannt
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Risse und Lecks seines Raumanzugs. Wir können davon ausgehen, dass er sie sich auf Trokan zuzog, also erst vor kurzer Zeit, die Symptome wurden behandelt ..." Güskar Hennig schauderte unwillkürlich. Die Worte des Ara-Mediziners hörten sich an, als erstellte er einen Autopsiebericht. „Eine Gewebeprobe zur DNS-Untersuchung entnehmen!" ordnete Murx-Voxia an. Zum erstenmal hatte Hennig Gelegenheit, den Gharrer genauer zu betrachten. Die Messwerte, die der Syntron graphisch darstellte, ergaben, dass die Physiologie des Patienten in der Tat einige Unterschiede zu der eines typischen Maahks aufwies.
    Ein Maahk ... im Schnitt zwei Meter und zwanzig groß, an den Schultern anderthalb Meter breit, ein stämmiges Wesen mit kurzen Beinen, die in Füßen mit vier Zehen endeten, und einem halslosen, halbmondförmigen Kopf. Auf dessen oberem Grat saßen vier je sechs Zentimeter durchmessende, runde Augen; ein Maahk konnte also zugleich nach vorn und hinten sehen. Damit hatte die Evolution ausgeglichen, dass der Kopf nicht beweglich war. Der Mund an der faltigen Übergangsstelle zwischen Kopfwulst und Schultern mit den dünnen, horn artigen Lippen war zwanzig Zentimeter breit und enthielt raubtierhafte Zähne. Geruchs- oder Gehörorgane waren kaum auszumachen; sie befanden sich fast unsichtbar in der Vorder- und Hinterseite des Schädels. Fingernagelgroße, schmutziggrüne Schuppen bedeckten den Körper. Hennig fiel auf, dass Mhogenas Brustschuppen auf einer suppentellergroßen Fläche von einem viel helleren Grün als auf dem übrigen Körper waren.
    Die beiden langen, knochenlosen Tentakelarme des angeblichen Boten enthielten enorm widerstandsfähige, hoch elastische Muskel- und Sehnenbündel. Sie endeten in trichterförmigen Händen mit zwei Daumen, zwischen denen vier weitere Finger saßen, gleich lang und sehr feinfühlig. „Mit zwei Metern und zweiunddreißig ist Mhogena größer als ein durchschnittlicher Maahk", stellte Murx-Voxia fest, „aber er ist in den Schultern nur einen Meter und zweiunddreißig breit, also sehr schlank für solch ein Wesen. Seine übrige äußere Erscheinung entspricht allerdings genau der dieser Spezies." Hennig musste plötzlich daran denken, was er vor ein paar Minuten - auch wenn es ihm nun wie eine kleine Ewigkeit vorkam - auf Trokan gesagt hatte. „Maahks legen doch Eier, nicht wahr?" fragte er.
    Der Ara nickte. „Sie sind sehr fruchtbare Geschöpfe, die zwar Eier legen, ihre Kinder aber säugen. Ihre Körperchemie beruht übrigens teilweise auf Silizium. Zumindest treten Siliziumverbindungen vor allem beim Skelett, in den Muskeln und in der Haut auf; der Körper enthält aber auch zahlreiche Kohlenstoffverbindungen. - Schwerkraft um ein halbes Gravo senken!" befahl er dem Syntron unvermittelt. Güskar Hennig sah ihn fragend an. „Das Herz und die Lungen sind kleiner, als es bei Maahks normalerweise der Fall ist ..."
    „Das haben wir auch schon festgestellt."
    „... und auch das Muskelsystem ist nicht so kräftig und belastbar. Das deutet darauf hin, dass der Patient an geringere Schwerkraftverhältnisse gewöhnt ist."
    Der Arzt schluckte. Zum Glück hatte ihnen auf Trokan so kurzfristig keine Möglichkeit zur Verfügung gestanden, die Schwerkraft im Energiezelt zu verändern. Hätten sie drei Gravos erzeugt, wären die Körpersysteme des Maahks unter der zusätzlichen Belastung vielleicht endgültig zusammengebrochen. „Gehirnwellenmuster des Patienten messen", ordnete Murx-Voxia an. „Behandlung beginnen. Es sieht sehr schlecht aus. Maßnahmen zur Kreislaufstärkung! Wir müssen ihn in einen künstlichen Tiefschlaf und eine Wanne mit Nährlösung legen, aber die genaue Zusammensetzung ... Zuerst verschmelzen wir die gebrochenen Knochen. Siliziuminjektionen, und zwar ..." Güskar Hennig zog sich unauffällig zurück. Er hatte dem Ara alles von Bedeutung gesagt und kam sich überflüssig, ja sogar fehl am Platz vor. Erwar geradezu erleichtert, als er den Blick von dem leblosen Körper des Patienten abwenden konnte, dessen fahlgrüne Schuppen immer grauer zu werden schienen. „Ich bezweifle, dass ich ihn durchbringe. Zumindest nicht ohne Hilfe."Das waren die letzten Worte, die er von Murx-Voxia vernahm. Hennig war natürlich auch nicht dabei, als der Maahkähnliche einen Tag später plötzlich seine Augen aufschlug. Er hörte nicht mehr, wie Mhogena zwar in hohem Fieber, aber trotzdem zusammenhängend zu sprechen begann, kaum verständlich, gehetzt, als wolle er den sich
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