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1932 - Schiff am Abgrund

Titel: 1932 - Schiff am Abgrund
Autoren: Unbekannt
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gegenseitige Zuneigung existierte, hatte sich längst im Schiff herumgesprochen. Selbst in angespannten Situationen wie dieser gingen sie betont freundlich miteinander um.
    „Ich weiß", empfing er sie. „Es ist eine Stunde .vergangen, und wir sind noch immer nicht fertig."
    „Laß es gut sein, Jon. Wir kommen so nicht weiter."
    „Vielleicht sollten wir ...",begann er und senkte dann den Kopf. „Fünf Minuten, ja?"
    „Na gut."
    Sie benötigten zehn Minuten, dann gab eine der Frauen am hinteren Ende der Batterienlafette das Signal.
    „Energie frei!"
    Die Steuerungsanlage begann übergangslos zu arbeiten. Mehr als zweihundert Lämpchen in verschiedenen Farben leuchteten auf und lieferten einen optischen Zustandsbericht des Antriebssystems.
    „Ich habe es geahnt." Jon strahlte. „Der Metagrav funktioniert." Er faßte Fee an der Hand und zog sie an sich. „Weißt du, was das heißt?"
    „Ja." Es gelang ihr nicht, sich von Jons Optimismus anstecken zu lassen. „Das weiß ich nur zu gut. Wir haben ein Auto, aber kein Benzin."
    Mit dem Begriff „Auto" verband sich bei ihr die Vorstellung eines uralten, schrottreifen und qualmenden Ungetüms aus der Vorzeit terranischer Weltraumfahrt.
    „Das ist unser nächstes Problem. Würdest du bitte die Steuerungs-Anzeigen filmen?"
    „Schon geschehen, Jon."
    „Natürlich." Plötzlich sah er gar nicht mehr begeistert aus. „Ich vergaß, daß du ja immer den Überblick bewahrst. Selbst jetzt."
    Sie wandte sich abrupt um und ging hinaus. Im zentralen Antigravschacht schaltete sie ihr Aggregat auf Höchstleistung und legte den Weg bis in die Zentrale innerhalb von zwanzig Sekunden ‘zurück. Gähnende Leere empfing sie. Es wirkte auf sie, als habe sie ein Museum betreten, in dem aus Versehen vergessen worden war, die Exponate aufzustellen. Nur die Steuerkonsolen waren vorhanden.
    Einzig Tsualar Gross brachte so etwas wie Leben in den kreisrunden Raum mit seinen zweiundzwanzig Metern Durchmesser. Er grübelte über dem Problem, wie man mikrokosmische Felder mit Hilfe eines Zehntels der benötigten Energie aufrechterhalten konnte. Er hoffte, Steuersyntrons mit Taschenbatterien und herkömmlichen Metallhydrid-Akkus betreiben zu können, wie es sie auf fast jedem Planeten in DaGlausch zu kaufen gab.
    „Viel lieber wäre mir, wenn jemand den Hypertrop reparieren könnte, ohne eine ganze Werft und dreihundert Roboter zu benötigen", kommentierte sie seine Bemühungen.
    „Dazu reicht mein technisches Wissen nicht aus. Wenn ich es mir recht überlege, ist dazu nur ein einziger in der Lage."
    „Ja natürlich. Tuck. Der Maschinist als Mädchen für alles!"
    „Findest du das so abwegig? Es stimmt tatsächlich."
    „Ich weiß das. Kapiert?"
    Wenn es so einfach gewesen wäre. Tuck lag im Sterben, und die Chancen, jemals aus diesem Sonnensystem wegzukommen, waren gleich Null.
    Die Bilanz, die Fee Kellind am Ende ihrer Laufbahn und ihres Lebens zog, sah alles andere als rosig aus. Und sie wünschte sich einmal mehr, den gemütlichen Schreibtisch im TLD-Tower nie verlassen zu haben, den sie einst von Sholter Roog „geerbt" hatte.
     
    3.
     
    Du mußt es schaffen, Logan, redete er sich ein. Schon allein aus dem Grund, damit du nichts mit dem Feldchirurgen zu tun bekommst.
    Logan Poseider erinnerte sich an die Vorfälle im Jahr 1287 NGZ. Damals war er in die Hauptabteilung des Terranischen Liga-Dienstes berufen worden. Sein Chef hieß Laati, und als der Mediker die Qualitäten seines Neuzugangs entdeckte, begann er ihn systematisch zu unterdrücken. Poseider erhielt nur weniger gefährliche Fälle auf den Operationstisch und beschäftigte sich mit Verletzungen, die im Prinzip jeder Medoroboter heilen konnte. Deswegen hatte Gia de Moleon ihn jedoch nicht in den Tower gerufen und wichtigen Einsätzen zugeteilt. Nach eineinhalb Jahren hielt er es nicht mehr aus und machte gegenüber seiner Chefin eine entsprechende Bemerkung.
    Von da an wurde es besser - oder schlimmer, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
    Laati schnitt ihn und sorgte dafür, daß sie sich nur bei offiziellen Anlässen über den Weg liefen.
    Auch jetzt, seit Logans Dienstantritt auf der GOOD HOPE III, hatte sich das Verhalten des Chefmedikers nicht verändert: Laati ignorierte seine Anwesenheit und seine Kapazität. Hier in diesem Schiff, weit weg von Alashan, fühlte er sich sicher genug, um Logan’ seine ganze Mißachtung spüren zu lassen. Seit Wochen hatte Poseider nur herumgelungert.
    Jetzt, nach
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