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1927 - Legende der Tujokan

Titel: 1927 - Legende der Tujokan
Autoren: Unbekannt
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wollte.
    Quinquad murrte unwillig, ergab sich aber in sein Schicksal. Alle wünschten Ruhe, also hatte er seinen Mund zu halten. So wollte es das Gesetz der Gruppe.
    Przondzu schloß die Augen und kehrte mit seinen Gedanken zur letzten Meditationsübung zurück. Er atmete gleichmäßig und setzte dabei die Atemfrequenz nach und nach herab. Auf diese Weise konnte ein geübter Kämpfer dreißig Bajs lang unter Wasser die Luft anhalten.
    Vorausgesetzt, er brauchte sich nicht zu bewegen. Mußte er sich allerdings gegen einen Wasserwurm oder einen Reißfisch verteidigen, blieb ihm nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich aufzutauchen und Luft zu holen.
    Zehnmal hatte Przondzu bereits versucht, die Phase des stockenden Atems um drei, vier Bajs auszudehnen. Zwei Jahre höchstens, rechnete er, dann schaffte er sechzig Bajs und brach damit den Rekord aller Generationen.
    Wenn nicht zuvor der Ernstfall eintrat und ihn um die Früchte seiner Übungen brachte ...
    Tfenlod bleute es ihnen täglich ein. Es konnte jeden Augenblick geschehen. Jetzt oder im nächsten Atemzug, aber auch erst in einer Million Bajs. Tausend Sonnenaufgänge dauerte es vielleicht noch, bis der Gong des Türmers nicht mehr für eine Übung erklang, sondern für den Ernstfall.
    Wenn der Todesspiegel zu leuchten beginnt, opfern wir uns für unser Volk. Sie lernten es von Kindesbeinen an. Die Nestwärmer sprachen es als ersten Satz zur Nachkommenschaft, nachdem sie ihr die Gallerte abgestreift hatten.
    Alle Gonsel der Tujokan lebten für das Opfer. Ohne ihre unaufhörliche Wachsamkeit war das Volk von Tujo verloren.
    Przondzu vergaß die Artgenossen um sich herum, von denen sich jeder für den besten Todesbringer hielt. Er konzentrierte sich mit einem langen, entspannenden Gedanken auf sich selbst und prüfte sein Inneres.
    Bist du bereit, der tödlichen Gefahr ins Auge zu sehen, wenn sie erscheint? Die rituelle Frage gehörte zur morgendlichen Vorbereitung auf den Tag. Wenn sie plötzlich erscheinen, wirst du dann die Kraft finden, die du brauchst?
    Seit Jahrhunderten bereiteten sich die Tujokan darauf vor, daß eines Tages Raumfahrer von den Sternen kamen und die Bewohner Tujos für ein Vergehen bestraften, über dessen Natur oder Inhalt nicht einmal ein kluger Ausbilder wie Tfenlod Auskunft geben konnte. Gleichmäßig über den Planeten verteilt, existierten Ausbildungscamps der Todeskämpfer.
    Die Gonsel trainierten ununterbrochen für den legendären Tag der Vergeltung. Die Kämpfer besaßen einen klar umrissenen Auftrag: Wenn es soweit war, sollten sie die fremden Raumfahrer gefangennehmen und später umbringen. Keinem durfte die Flucht von Tujo gelingen.
    Und das alles sollte ohne den Einsatz technischer Mittel geschehen. Eine der obersten Regeln besagte, daß Waffen und andere Geräte nichts nützen würden, da die Fremden den Tujokan technisch weit überlegen waren.
    Przondzu begann im Halbschlaf zu murmeln: „Die erste Regel lautet: Warte, bis die Fremden den Schutz ihres Schiffes verlassen haben. Die zweite Regel lautet: Versuche, einen von ihnen außerhalb des Schiffes und ohne den Schutz seines Anzugs zu erwischen."
    Ein Schrei erfüllte übergangslos den Saal. Die Kämpfer fuhren aus ihren Feuchtlagern empor und starrten zum offenen Eingang. Im dunkelgelben Licht von Tup zeichnete sich die Gestalt in ihrem silbernen Harnisch ab.
    „Hoch mit euch, ihr Schlafmützen!" gellte Tfenlods Stimme durch den Raum. „Über das Spiegelsystem traf soeben ein Hilferuf aus Quottral ein. Die Techniker haben Alarm gegeben."
    Quottral - das war die wissenschaftliche Kavernensektion in der Nähe des Camps Trebzorr.
    Przondzu sprang auf, rückte sein Lederwams zurecht und überzeugte sich vom ordnungsgemäßen Sitz der Würgriemen, die zur Ausrüstung jedes Kämpfers gehörten. Mit weiten Sätzen hechtete er über die Artgenossen hinweg und blieb in respektvollem Abstand vor seinem Ausbilder stehen.
    „Die Fremden?" keuchte er. „Ist es endlich soweit?" Er versuchte erst gar nicht, seine Aufregung zu verbergen.
    „Keine Fremden", knurrte Tfenlod. „Der Alarm gilt einem internen Zwischenfall."
    Die Todeskämpfer sammelten sich in Reih und Glied. Tfenlod schritt sie ab.
    Plötzlich packte er Quinquad und riß ihn zu Boden. Er schlang die Beine um seinen Oberkörper und packte mit den mächtigen Armen seinen Kopf. Quinquad keuchte vor Überraschung. Es krachte und prasselte, als der Ausbilder dem Kämpfer Hals und Hinterhauptbein brach.„ „Er ist
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