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1921 - Projekt Mirkandol

Titel: 1921 - Projekt Mirkandol
Autoren: Unbekannt
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ihn nicht.
    Lengor rannte quer durch den Raum bis zur gegenüberliegenden Tür und stürmte hinaus. Ein schmaler Gang öffnete sich, den er speziell für sich hatte anlegen lassen - er gehörte zu seinen Versuchen, den Trichterbau umzugestalten Lengor folgte dem Gang, der ihn an einer völlig unüberschaubaren Stelle zwischen einem Meer von Pflanzen auf den Innenhof des Trichterhauses führen würde.
    Dabei beschimpfte er sich wegen seiner mangelnden Entschlußkraft. Er war ein unsicherer Mensch, voller Zweifel und Skepsis. Schon seit jeher hatte er jene beneidet, die offenbar immer wußten, was sie zu tun oder zu lassen hatten, die sich nicht quälen mußten, bis sie in der Lage waren, eine Entscheidung zu treffen, und die nicht ständig nach Alternativen suchten, um möglicherweise ein besseres Ergebnis zu erzielen.
    Er war sich seiner Sache nie sicher gewesen. Deshalb hatte er stets den Rat seiner Mitarbeiter oder auch die Kritik seiner Gegner gesucht. Vielleicht waren diese Selbstzweifel und .die Unsicherheit der Nährboden, auf dem seine Kreativität gedieh. Er wußte es nicht, hatte sich aber oft Gedanken darüber gemacht.
    Welch ein Hohn!
    Er hatte ein Werk geschaffen, das schon bald in aller Munde sein würde, doch seine Auftraggeber wollten nicht, daß irgend etwas darüber vor einem bestimmten Zeitpunkt bekannt wurde. Sie fürchteten, daß er ein Opfer seiner Eitelkeit werden könnte und seinen Mund nicht halten würde. Deshalb wollten sie ihn aus dem Weg räumen.
    Gerüchte besagten, daß die kleinste Indiskretion für eine Verbannung zum Strafplaneten Trankun ausreichte. Aus Furcht vor einer solchen Bestrafung hatte Lengor niemals irgend etwas über das Werk verlautbaren lassen, das nun praktisch vollendet war. Doch das schien man ihm nicht zu glauben. Man ging kein Risiko ein. Anstelle des fürstlichen Honorars, das man ihm versprochen hatte, drohte nun das Straflager.
    Er war sicher, daß er Trankun nicht überleben würde!
    In dieser Hinsicht gab es für ihn keine Zweifel.
    Lengor hatte den Gang hinter sich gebracht. Er öffnete die Tür an seinem Ende mit einem Kode, schloß sie aber sofort wieder hinter sich, um seinen Verfolgern keinen Hinweis zu hinterlassen, in welche Richtung er geflohen war. Dann stieg er mit Hilfe eines winzigen Gravo-Paks in seinen Schuhen einige Meter senkrecht auf, durchquerte das Gestrüpp der Pflanzen im Innenhof, bis er ein langes Rohr erreichte.
    Das Rohr war für den Bauschutt vorgesehen, der zur Zeit immer wieder in den oberen Geschossen des Gebäudes anfiel. Durch das Rohr Wurde der Schutt in die Tiefe befördert. Lengor ließ die Arbeitsroboter in seinem Haus mit „normalen" Werkzeugen tätig werden, nicht mit Desintegratoren. Das mochte zwar teurer sein, unterstrich aber sein Luxusdenken.
    Lengor war sicher, daß ihn niemand in diesem Rohr vermuten würde. Er stieg hinein, preßte die Arme gegen den Oberkörper und ließ sich langsam in die Tiefe gleiten. Es wurde dunkel um ihn, und er atmete auf. Quälend langsam ging es abwärts, das Rohr war sehr eng und behinderte sein Rutschen.
    Er war seinen Häschern entkommen!
    Er ließ sich Zeit. In solchen Dingen war er vollkommen unerfahren, und er konnte nur das nachvollziehen, was er in Filmen gesehen hatte, in denen die Akteure ähnlichen Situationen ausgesetzt gewesen waren. Da er sich streng an deren Vorgehensweise hielt, war er überzeugt, alles richtig zu machen.
    Um so größer war seine Überraschung. als er etwa fünf Minuten später das untere Ende der Röhre erreichte und vorsichtig hinausglitt.
    Vier bewaffnete Männer erwarteten ihn breit grinsend und respektlos feixend.
    „Von Individualtastern und solchen Dingen hast du wohl noch nichts gehört, wie?"
    fragte einer von ihnen.
    Lengor hatte das Gefühl, von einein gewaltigen Hieb in die Magengrube getroffen worden zu sein. Die Beine gaben nach, und er sank auf die Knie.
    Das Straflager Trankun war ihm jetzt wohl sicher.
    „Es wäre besser gewesen, ihr hättet mich gleich erschossen", sagte er stöhnend.
    „Einen verdienten Mann wie dich?" höhnte einer der Uniformierten. „Nicht doch! Wie würde sich das denn in den Geschichtsbüchern machen? Da wäre es besser, du hättest dich von da oben herabgestürzt. Dann wäre überliefert worden: Auf dem Höhepunkt seines Schaffens kam Lengor zu der Erkenntnis, daß eine Steigerung seiner kreativen Leistungen nun nicht mehr möglich war, und er stürzte sich aus Verzweiflung in den Tod'"
    „Ich wünschte, ich
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