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1918 - Der Traum der Nevever

Titel: 1918 - Der Traum der Nevever
Autoren: Unbekannt
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und kann sie darum Upesamee auch nicht vererbt haben."
    „Sag das nicht", sagte Escasidor daraufhin mahnend. „Das Roo kann über viele Generationen unerkannt in den Nevevern schlummern und dann irgendwann zum Ausbruch kommen. Ich muß dir den Vorwurf machen, Megosaro, daß du mich nicht konsultiert hast. ehe du an die Zeugung eines Nachkommen gedacht hast. Ich hätte deine versteckte Veranlagung entdeckt und dich zuvor geheilt."
    „Und was kannst du für Upesamee tun?"
    „Ich werde ihn heilen, wenn er es wünscht", versprach Escasidor. „Doch ist dies ein langwieriger und schmerzhafter Prozeß. Ich würde ihm das in diesem Alter nicht zumuten. Es wäre klüger, noch ein bißchen zu warten, bis er älter und gefestigter ist. Dann soll er sich entscheiden, ob er die Spuren des Roo eliminieren lassen will oder nicht. Es ist ja gar nicht gesagt, daß sich dieser Genschaden negativ auswirken wird - bis auf die Tatsache, daß er in der Zahl seiner Gliedmaßen eingeschränkt ist."
    „Ich will diesen Makel nicht!" sagte Upesamee fest. „Töte mein Roo, Escasidor. Sofort!"
    Megosaro hatte keine andere Wahl. als dem Willen seines Kindes nachzu- geben.
    Und so geschah es, daß Escasidor mit der Therapie alsbald begann. Er zog sich mit dem kleinen Nevever in eine tief unter der Planetenoberfläche liegende Tropfsteinhöhle zurück. Auf dem Weg dorthin erklärte ihm, daß sie an diesem Ort bleiben würden - nur sie beide ganz allein -, bis Upesamees Roo ausgetilgt war oder er um Abbruch der Therapie flehte.
    In einer Grotte, von deren Decke phantastisch geformte Tropfsteine hingen, machte Escasidor halt. Es gab drei Becken, die mit klarem Wasser gefüllt waren. Der Heiler schritt an den Rand des nächsten Beckens und krümmte seinen Körper so weit nach vorne, daß man meinte, er müsse das Gleichgewicht verlieren und vornüber ins Wasser fallen. Doch er hielt die Balance, fuhr zwei lange Tentakel aus, mit denen er sich das Wasser ins Gesicht schöpfte. Er schlürfte es genüßlich mit seinem trichterförmigen Mund.
    Upesamee folgte seinem Beispiel und stellte fest: „Dieses Wasser schmeckt viel besser als das in den Oasen der Oberfläche."
    „Du trinkst das Naß, das üblicherweise nur bei den Ashgavanoghi gereicht wird", erklärte Escasidor knapp. Er wechselte sogleich das Thema: „Du hast noch nicht einmal gefragt, was das Roo eigentlich bedeutet. Oder hast du etwa schon einmal davon gehört?"
    „Nein, aber ich will es auch gar nicht so genau wissen", sagte Upesamee.
    „Es kann nur etwas Schlimmes sein. Mach es einfach weg."
    „So würde es nicht funktionieren", meinte Escasidor. „Du mußt erfahren, was das Roo ist und welche Bedeutung es einmal für unser Volk hatte, sonst kann ich dich nicht davon heilen."
    „Wenn es sein muß."
    Escasidor richtete den Blick der neun Augen auf Upesamee, als wolle er ihn mit den Blicken durchdringen und ganz tief in ihn hineinsehen. Der Haarkranz um seinen Mund bewegte sich dabei überhaupt nicht, denn er hielt den Atem an, gerade so, als schöpfe er eine geheimnisvolle Kraft aus den Tiefen seines Guu. Erst als er wieder sprach, gerieten die Härchen um den Mundtrichter in wirbelnde Bewegung.
    Upesamee hätte sein Gehör schließen können und Escasidors Worte dennoch verstanden. Doch da er im Flaumlesen noch nicht perfekt war und ihm von Escasidors Ausführungen vielleicht gewisse Feinheiten entgangen wären, schenkte er ihm seine volle Aufmerksamkeit.
    „So wie unser Tun und Denken, all unser Streben heute von unserem Guu und unserem Jii gelenkt wird, wurden wir früher zusätzlich von einer dritten Kraft getrieben - dem Roo", begann Escasidor seine Ausführungen.
    Upesamee war auf einmal froh, daß er ihm sein Gehör nicht verschloß, denn Escasidor sprach mit nur geringem Volumen, so daß sich sein Mundflaum kaum bewegte.
    „Wenn man das Guu vereinfachend als unsere Ratio bezeichnen möchte und das Jii als unsere Phantasie, so könnte man das Roo als den Aggressionstrieb ausgeben. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber insgesamt war das Roo doch eine destruktive Kraft, die uns in unserer Entwicklung mehr hemmte, als ihr zu nützen. Du mußt es so sehen: Wir waren schon damals das am höchsten entwickelte Volk in unserer Galaxis Puydor und hatten es uns zur Aufgabe gemacht, den anderen Völkern Entwicklungshilfe zu geben. Dies in vielfältiger Form, durch moralische wie auch durch materielle Unterstützung.
    Doch wie sollten wir den anderen Völkern Vorbild sein, Moral
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