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1918 - Der Traum der Nevever

Titel: 1918 - Der Traum der Nevever
Autoren: Unbekannt
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lauter Maiskörnern zusammengesetzt zu sein. Sie besaßen keine beständigen Gliedmaßen, konnten jedoch siebzehn tentakelartige Pseudopodien aus sich bilden, die sie hauptsächlich zum Gestikulieren verwendeten.
    Sie besaßen eine Mimikryfähigkeit, die es ihnen erlaubte, an Stelle ihrer Gesichter die Physiognomien ihrer Gesprächspartner zu imitieren. Es wirkte anfangs irritierend, wenn man bei einem Gespräch mit einem Nevever in sein eigenes Gesicht blickte, aber man gewöhnte sich daran.
    Die wahren Gesichter der Nevever bestanden aus einem trichterförmigen Mundorgan zur Lautgebung, das von einem Kranz feinster Härchen eingerahmt war; durch die Luftbewegung heim Sprechen und Atmen war der Haarkranz in ständiger Bewegung. Außerhalb der Mundpartie waren neun dunkle, nadelgroße Augen im Kreis angeordnet, deren starre Blicke einen ständig zu durchbohren schienen.
    Das sich unten konisch verjüngende Körperende lief in zwei wurmfortsatzähnlichen Beinen aus, auf denen sie sich relativ rasch, geschickt und nicht unelegant fortbewegen konnten Keiner der Nevever war größer als 1,30 Meter.
    Und so kauerten die Nevever in einem dichtgedrängten Kreis um das Wasserbecken und hielten ihr Ashgavanogh ab - was auch immer darunter zu verstehen war.
    Tifflor hoffte, daß Gucky, der an dieser seltsamen Versammlung telepathisch teilnahm, ihnen bald Aufklärung über Sinn und Zweck dieser Meditation geben würde. Doch seit der Ilt mit ihnen in dieser Grotte, irgendwo tief unter der Planetenoberfläche, kauerte, waren inzwischen bereits Stunden vergangen, ohne daß er sich rührte.
    „Vielleicht sollten wir Gucky zu wecken versuchen", schlug Tifflor schließlich besorgt vor. „Was, wenn er sich aus eigener Kraft nicht aus dem Bann der Nevever befreien kann?"
    Gerade als Icho Tolot verneinend seinen mächtigen Schädel schüttelte, gab der Mausbiber einen Laut von sich. Es klang wie ein erstaunter Seufzer.
    „Gucky, was ist?„erkundigte sich Tifflor sofort.
    „Die Nevever sind gar keine so dummen Geschöpfe, wie man meinen könnte", murmelte der Ilt, ohne aus seinem tranceartigen Zustand zu erwachen.
    „Sie haben eine Urerinnerung, in der das Wissen an ihre glorreiche Vergangenheit lebendig ist. Sie waren ein unglaublich hochentwickeltes Volk."
    Daraufhin versank der Ilt wieder in seinen tranceähnlichen Zustand. Er war durch keine von Julian Tifflors eindringlichen Bemühungen daraus zu wecken.
     
     
     
    1.
     
    Vor bald einem halben Erdzeitalter ...
    Upesamee war von kleinem Wuchs und hatte von Kind auf ein Gebrechen. Es war ihm unmöglich, mehr als vierzehn Pseudopodien aus seinem Körper zu bilden. Upesamee empfand das in seiner Jugend als großen Makel und versuchte durch geistiges Training, seine volle Körperbeherr- schung zu erlangen.
    Doch obwohl Upesamee einen starken Geist hatte, wollte es ihm aus eigener Kraft nicht gelingen, die fehlenden drei Pseudopodien aus sich wachsen zu lassen.
    Sein Elter Megosaro tröstete ihn mit den Worten: „Der Nevever gebraucht ohnehin nie mehr als zwölf Gliedmaßen gleichzeitig.
    Man kann sich sogar mit nur zehn gut ausdrücken. Und nimm dir den Pantomimen Aroweander zum Vorbild, dessen Kunst ist, mit bloß acht Pseudopodien die ergreifendsten Epen eloquent vorzutragen."
    Doch für Upesamee war Aroweander kein Vorbild; er strebte nicht nach künstlerischen Darbietungen, er wollte einfach vollständig sein. Dafür hatte sein Eiter wohl Verständnis und ließ ihn von einem Genetiker untersuchen.
    Escasidor war eine Koryphäe auf seinem Gebiet und angesehener Heiler.
    Keiner konnte so exakt Diagnosen stellen wie er. Er brauchte jemanden bloß für kurze Zeit mit nicht mehr als sechs seiner sensiblen Fühler zu betasten - was ein überaus unangenehmes Prickeln verursachte, denn man kam sich dabei völlig entblößt vor -, und schon hatte er alle deine innersten Geheimnisse nach außen gestülpt. Er nannte dies die Transparentmachung von Guu und Jii. jenen beiden Kräfte, die das Wesen der Nevever bestimmten.
    „Tja". meinte Escasidor nach der Untersuchung mit sparsamer Gestik. „Dein Innenbild ist überaus ungewöhnlich, kleiner Upesamee. Ich fürchte, aus eigener Kraft wirst du die geistige Selbstheilung nicht erreichen können. Deine Gene sind auf eine Art geschädigt, wie man es heutzutage nur noch bei einem unter einer Milliarde antrifft. Du hast Spuren des Roo in dir."
    „Unmöglich!" begehrte da Megosaro entsetzt auf. „Ich trage keine solchen Genschäden in mir
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