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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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und drückte dann umso heftiger und schmerzhafter zu.
    Rulfan drohten die Sinne zu schwinden. Ein letztes Mal bündelte er seine gesamte Selbstbeherrschung, holte aus und schlug dorthin, wo er das Gesicht des Gegners vermutete. Er traf eine Stirn, schlug erneut zu, wieder und wieder. Traf er das Gesicht eines Tieres oder das eines Menschen? Er wusste es nicht, er schlug einfach zu.
    Der Angreifer aber ließ nicht locker. Todesangst zerrte an Rulfans Nerven. Er griff in das fremde Gesicht, wollte es zu sich herunterziehen, doch sein Gegner widerstand ihm. Rulfan ertastete Augen und legte seine Daumen auf die Augäpfel. Mit letzter Kraft drückte er zu, drückte die Augäpfel in die Augenhöhlen, so fest er nur konnte.
    Der andere schrie gellend und ließ los, gab endlich Rulfans Hals frei. Sein Gewicht fiel von Rulfan ab, er stürzte irgendwo nach rechts in die Dunkelheit und stöhnte.
    Einem Reflex folgend rollte Rulfan sich in die andere Richtung, zwei, drei Mal, weg von seinem Gegner, bis er gegen die Höhlenwand stieß. Er blieb liegen, ganz still, hielt sich den Hals fest, versuchte nicht zu keuchen. Es gelang ihm nicht – fiepend wie ein ertrinkender Lupawelpe sog er die Luft durch die schmerzende, viel zu enge Kehle.
    Der andere verstummte. Wie durch einen Nebel aus Schmerzen und Benommenheit hörte Rulfan ihn aufstehen, hörte die Schritte, mit denen er sich durch die Finsternis dem Keuchen und Röcheln entgegen tastete, das der Albino von sich gab.
    Es hatte keinen Sinn, den Standort zu verändern oder dem Angreifer ausweichen: Er würde ihn hören. Wenn er doch bloß ruhiger atmen könnte, wenn es doch nicht so stockdunkel wäre! Er konnte aber nicht anders als keuchend und röchelnd nach Luft schnappen, und es war nun einmal vollkommen dunkel. Also ging Rulfan zum Angriff über, stieß er sich ab und hechtete dorthin, wo er die Schritte des Gegners zu hören meinte.
    Er bekam zwei Beine zu fassen, umklammerte sie und biss in einen sehnigen Oberschenkel oberhalb einer Kniescheibe. Gleichzeitig riss er an den Beinen, bis der andere stürzte. Er warf sich auf ihn, und jetzt war er es, der den Hals seines Gegners erwischte.
    Es war ein schmaler, knochiger Hals. Heiß und feucht fühlte sich die Haut an; nackt und nicht pelzig, seltsamerweise. Rulfan schloss seine großen Hände um ihn und drückte zu. Er setzte sich auf den Bauch des anderen, um seine Schultern besser einsetzen zu können.
    Die Wut stachelte ihn an, die Verzweiflung und der unbedingte Wille zu leben setzten seine Kraftreserven frei. Keinen Augenblick ließ er locker, als er dem Gegner den Kehlkopf gegen die Wirbelsäule presste. Für einen Augenblick war er froh, das Gesicht des anderen nicht sehen zu müssen.
    Dafür spürte er dessen Fäuste und Knie. Der Gegner rammte ihm die Knie in den Rücken, und mit den Fäusten trommelte er gegen seine Brust und seine Schultern, und manchmal, wenn Rulfan den Kopf nicht weit genug in den Nacken legte, auch gegen sein Kinn.
    Bis zu Rulfans Mund reichten seine Fäuste nicht, offenbar war der Pelzige kleiner als der Albino.
    Möglicherweise war genau das sein Untergang. Wie er auch trommelte, kratzte und trat – Rulfan lockerte den tödlichen Griff um seinen Hals nicht für einen Augenblick. Nach und nach ließ der Widerstand des Pelzigen nach. Zuerst hörte er auf, seine Knie in Rulfans Rücken zu rammen, dann wurden seine Schläge allmählich schwächer, und schließlich ließ er auch die Arme sinken, bevor sein ganzer Körper erschlaffte.
    Rulfan spürte die Muskeln unter seinen Fingern weich werden, spürte, wie der fremde Körper sich seinem Schicksal ergab. Fast eine Minute lang hörte er dennoch nicht auf, dem schon Leblosen den Hals zuzudrücken.
    Kaum spürte er seine Finger noch. Er wagte einfach nicht loszulassen. Zu nahe war er dem Tod gewesen, zu groß war seine Furcht, der andere könnte wieder zu sich kommen, könnte sich womöglich gar tot stellen. Als er schließlich doch losließ, sprang er sofort auf und taumelte rückwärts bis zur Höhlenwand. Dort ließ er sich gegen den Fels fallen und verschnaufte.
    »Wudan…« Er atmete ein paar Mal tief durch und rieb sich den Hals. »Danke…« Er spähte in die Dunkelheit.
    Wer war dieser Mörder, der ihn um ein Haar erwürgt hätte? Warum hatte er ihm aufgelauert? Sollte das etwa die »Vereinigung« sein, von der die idiotisch grinsenden Schwachköpfe im Telepathenlager gefaselt hatten? Oder eine Art Test für die »Vereinigung« mit dem
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