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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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ein zweites Mal auf den Rücken und ließ sie drei oder vier Atemzüge lang dort liegen. Nein, der andere rührte sich nicht mehr. Er musste tief bewusstlos sein, oder tot.
    Matthew Drax rutschte vom reglosen Körper seines Gegners, ließ sich auf den felsigen Boden fallen, streckte sich auf dem Rücken aus. Tief atmete er durch, wieder und wieder, bis die maßlose Erregung nachließ, bis seine Glieder sich entspannten.
    Nein, das war kein Traum. Dies hier war Wirklichkeit; blutige Wirklichkeit. Sie hatten ihn betäubt und danach in irgendein Höhlensystem im Inneren des Uluru geschleppt, in ein Felslabyrinth jenseits der Höhlenspalte, in der er die goldschimmernden Augen gesehen hatte.
    Und jetzt hetzten sie irgendwelche Krieger auf ihn, vermutlich Leute aus der Menge dieser willenlosen, kindlich glücklichen Telepathen, die sich draußen vor dem Felsen versammelt hatten.
    »Was für ein Scheißspiel«, murmelte Matthew Drax.
    »Was für ein gottverdammtes Scheißspiel!«, schrie er, fuhr hoch und schleuderte den Stein von sich.
    Der brauchte diesmal ein wenig länger, bis er gegen eine Wand prallte, und als er auf dem Steinboden aufschlug, klang es dumpfer und ein wenig weiter weg als noch Minuten zuvor.
    Ein Ausgang? Natürlich, durch irgendeinen Eingang musste der Angreifer ja hereingeschlichen sein!
    Matthew stemmte seine Hände auf den Felsboden und wollte aufstehen.
    Seine Finger berührten die Schultern des reglosen Angreifers… und langes Haar.
    Wie elektrisiert verharrte Matthew Drax. Er drehte sich um, nahm eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran. Sie reichte weit über die Schulterblätter des Toten oder Bewusstlosen. Langes Haar?
    Die Anangu trugen kurzes Haar. Außer Daagson.
    Aber die Haare des Totschlägers waren nur schulterlang, leider. Ihn getötet zu haben, wäre Matt Drax eine Genugtuung gewesen. Allein in den wenigen Monaten, seit er Daagson zum ersten Mal begegnet war, hatte der erste Wächter des Uluru Dutzende Menschen ermordet oder ihren Tod wenigstens veranlasst.
    Und Cahai? Auch dessen Haare waren nur wenig länger als schulterlang und meistens zu einem Zopf zusammengebunden.
    In Gedanken ging Matthew Drax noch einmal die Telepathen im Lager durch, die er getroffen und nach Aruula befragt hatte. Doch, da waren ein paar Männer mit ziemlich langen Haaren darunter.
    Er hielt die fremde Haarsträhne fest und zog vorsichtig daran. Grübelnd starrte er in die Dunkelheit, dorthin, wo der Körper lag. Oder war es eine Frau? Der Gedanke schnürte ihm das Herz zusammen. Sollte er tatsächlich eine Frau…?
    Ein heißer Schrecken durchzuckte den Mann aus der Vergangenheit. Er tastete nach dem reglosen Körper, spürte seinen Rücken, überwand seine Abscheu vor dem Fremden und strich darüber. Die Haut fühlte sich nicht rau und haarig an wie Männerhaut. Sie fühlte sich glatt und weich an. Wie Frauenhaut.
    Er fasste ins Haar. Dick und schwer war es. Er packte Schultern und Hüften des reglosen Körpers und drehte ihn auf den Rücken. Seine Hände zitterten plötzlich, als er sie vorsichtig ins Dunkle ausstreckte. Er berührte ein Gesicht, fasste in eine heiße, klaffende Platzwunde, berührte eine Stirn, fasste wieder in eine Wunde und berührte schließlich das Schädelhaar – auch hier war alles voller klebrigen Blutes.
    Er fuhr über das Kinn und den Hals bis zur Brust des leblosen Körpers. Und ertastete einen Busen.
    Eine Frau! Tatsächlich eine Frau!
    Plötzlich durchfuhr es ihn siedend heiß. Der Atem stockte ihm. Er tastete über den Bauch der Frau bis zu ihrer Hüfte.
    Ein lederner Lendenschutz!
    »Und wenn ich jetzt…?« Er tastete über die bloßen Schenkel und Knie der Frau bis zu ihren Füßen. »Und wenn ich jetzt Aruula…?« Seine Stimme brach. Die Frau trug hoch geschnürte Lederstiefel. »Himmel steh mir bei…!«
    ***
    Er fand keinen Halt im kurzhaarigen Fell; seine Finger rutschten ab. Der Angreifer würgte ihn mit eiserner Entschlossenheit, als würde er endlich einen lang gehegten Plan verwirklichen. Rulfan packte seine Handgelenke; dünn und sehnig fühlten sie sich an. Um keinen Millimeter gaben sie nach, so sehr Rulfan auch versuchte sie wegzudrücken. Ohne nachzulassen, drosselte der Fremde ihm die Luft ab. Rulfan fürchtete, sein Kehlkopf könnte unter seinem gnadenlosen Würgegriff zerbrechen. Er nahm alle Kraft zusammen und riss ihm das Knie zwischen die Beine. Der andere stöhnte auf, ließ aber nur für den Bruchteil einer Sekunde locker
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