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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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aus der Spalte hatte ihm das Bewusstsein geraubt! Genau, so war es gewesen! Und dann? Hatten sie ihn durch diese Spalte geschleppt? Wahrscheinlich.
    Aber wohin? Und wo war Rulfan?
    Traumzeit….
    Und wieder stand der Begriff in seinem Hirn. War er doch in der Traumzeit gelandet? War das, was er gerade erlebte, am Ende dieser mentale Zustand, den die Menschen im Dorf der Telepathen »Traumzeit« genannt hatten?
    Aber er war mit seinem Körper hier, mit seinen von Durst, Hunger, Ekel und Kopfschmerz geplagten knapp achtzig Kilogramm! Und Malie und Lylah aus dem Dorf der Telepathen [2] hatten damals nichts erzählt von einem Gebräu, das nach Baumharz und Leder schmeckte; auch nichts von dunklen Höhlen, auch nichts von Kopfschmerzen.
    »Hey!« Er rief in die Dunkelheit. »Hey, Ahne – oder wie immer du dich nennst!« Seine Stimme schallte von unsichtbaren Wänden zurück. »Antworte, wenn du mich hörst!« Er lauschte. Nichts, nur das Echo seiner Atemzüge und irgendwo, fern, der Aufschlag von Wassertropfen in eine Pfütze oder einen See. »Hey, Ahne! Ich brauch deine Show hier nicht! Wer oder was auch immer du bist: Sag mir, was du von mir willst, und ich sag dir, ob ich’s dir geben werde oder nicht! Alles klar?!«
    Alles klar…?, hallte es durch die Dunkelheit. Matt Drax wartete auf Antwort. Sie kam nicht; nicht aus der Dunkelheit, nicht in seinem Kopf. Er stieß einen Fluch aus und machte Anstalten sich aufzurichten – und dann hörte er doch ein Geräusch.
    Er lauschte. Näherten sich da Schritte aus der Dunkelheit? Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an. Tatsächlich, Schritte. Und es roch nach Feuer und Rauch. Oder täuschte er sich? Die Schritte kamen näher.
    Er kauerte sich zusammen und tastete nach dem kurzen Schwert an seinem Gürtel.
    Da war kein Schwert. Sie hatten es ihm abgenommen.
    Er tastete nach hinten. Wenigstens den kleinen Rucksack hatten sie ihm gelassen.
    Nahe klangen die Schritte jetzt, sehr nahe. Jemand schlich auf ihn zu und war keine zwanzig Meter mehr entfernt. Matt Drax hörte die Atemzüge eines Fremden…
    ***
    Es kam ihm vor, als würden Gegenwart und Vergangenheit sich durchdringen. Es war dunkel, es war kühl und feucht, und Rulfan lag auf hartem Untergrund – und zugleich blühten Bilder in diesem dunklen, feuchten Steinloch auf, die ihm wirklicher vorkamen als Fels, Finsternis und Kälte, die ihn sogar seine rasenden Kopfschmerzen vergessen ließen. Bilder seines Lebens.
    Er sah das schöne Gesicht seiner Mutter, die Gestalt seiner halbwüchsigen Schwester, und er schlich durch die Bunkergänge der Community Salisbury. Auch in einem Panzer sah er sich sitzen, in einem EWAT, und auf einmal stand er auf einer Lichtung des Rheinwaldes vor Wulfer, dem grausamen Wulfanenfürsten. Angst überfiel ihn wie ein Fieberschauer. Schnell weg ins nächste Bild.
    In ihm blickte er aus der Ruine eines Hochhauses über den Uferwald des Rheins und über die Wehrmauer von Coellen zum Schwarzen Dom hinüber. Deutlich sah er den grünen Daa’muren-Kristall zwischen den Türmen hängen. Im nächsten Bild jagte ein Jet über die Dächer der Ruinensiedlung und landete auf einer der besser erhaltenen Brücken. Und dann stand er vor Aruula, und Kopfschmerz, Dunkelheit und Feuchtigkeit waren endgültig vergessen: Ihre Schönheit, ihre vertrauten Züge, ihr herrlicher Körper – nicht nur die Höhle, sein Bewusstsein füllte die Frau aus. Ein blonder Mann in einer fremdartigen Uniform tauchte plötzlich neben der Barbarin auf…
    »Maddrax?« Rulfan fuhr hoch, Schwindel erfasste ihn, Brechreiz stieg aus seinen Eingeweiden. »Bist du hier irgendwo, Matt?« Keine Antwort. Der Mann aus der Vergangenheit hielt sich nicht in dieser lichtlosen Höhle auf – aus irgendeinem Grund war Rulfan davon überzeugt, sich noch immer in einer Höhle zu befinden.
    Er lauschte nach Atemzügen, doch nichts war zu hören.
    Er erinnerte sich an das Goldlicht aus der Höhlennische und an das golden leuchtende Augenpaar.
    Und an die Worte, die er hörte, bevor er das Bewusstsein verlor: Willkommen, Rulfan Reesa von Coellen…
    »Warum sprichst du mich so an?« Von allen Seiten hallte die Frage aus der Dunkelheit. Gespenstisch.
    »Woher kennst du den Namen meiner Mutter?« Keine Antwort. »Wer bist du?« Keine Reaktion. Im Grunde hatte Rulfan auch keine erwartet.
    Er schluckte den bitteren Geschmack hinunter, der ihm auf der Zunge lag. Wie hatte der Greis es bloß geschafft, ihm den betäubenden Sud einzuflößen? Rulfan
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