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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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stand auf. Oder hatte er den Becher freiwillig geleert? Er erinnerte sich nicht mehr genau.
    Mit den Stiefelspitzen tastete er den Felsboden ab, und weil er kein Gefälle, kein Loch, keinen Abgrund spürte, streckte er die Arme aus und ging vorwärts. Kleine vorsichtige Schritte machte er.
    War das dieselbe Höhle, in die Daagson und seine Anangu ihn und Maddrax geführt hatten? Wenn ja, dann musste er lange bewusstlos gewesen sein, denn er roch nicht einmal mehr den Duft von kaltem Rauch. Oder war das alles nicht wirklich, was er hier erlebte – die Dunkelheit, den Felsboden unter den Sohlen, die feuchte Luft in seiner Nase. War das am Ende diese mysteriöse Traumzeit?
    Er blieb stehen, um über die Frage nachzudenken.
    Doch er kam nicht mehr dazu – ein Rascheln ganz in seiner Nähe beschlagnahmte seine Aufmerksamkeit von einem Moment zum anderen. Rulfan hielt den Atem an.
    Da! Da war es wieder! Ein leises Rascheln, als würde ein Ärmel, ein Mantel über Haut streifen – kein Zweifel: Jemand hielt sich mit ihm in dieser Höhle auf. Langsam fuhr seine Rechte über seine Schulter zum Schwert in der Rückenscheide, langsam, ganz langsam.
    Da steckte kein Schwert, da hing auch keine Schwertscheide auf seinem Rücken.
    Rulfan schluckte. Eine Gänsehaut wuchs vom Hinterkopf aus über seinen Nacken bis zu den Schultern und die Oberarme und den Rücken hinunter. Er kämpfte gegen die aufbrandende Panik an.
    »Matt? Bist du das?« Natürlich, Maddrax war hier! Er musste nur erst noch richtig zu sich kommen, musste erst noch Sprache und Verstand wieder finden. »Matt? Ich bin’s, Rulfan.«
    Plötzlich ein Luftzug. Wieder raschelte es. Es roch nach Tier. Dann ein tiefer Atemzug und ein Scharren wie von einem Schritt, und schließlich keuchte jemand trocken und ein Körper prallte gegen Rulfan und stieß ihn zu Boden.
    Rulfan schlug mit Rücken und Hinterkopf auf dem Fels auf, er schrie vor Schmerz laut auf und versuchte sofort wieder aufzuspringen, doch jemand lag auf ihm, schlug ihn mit Fäusten, packte seinen Hals und drückte zu.
    Heißer stinkender Atem wehte Rulfan ins Gesicht. Er packte die Schultern des Angreifers und griff in glattes seidiges Fell. Seine Finger verkrallten sich darin. Mit aller Macht versuchte er den Würger von sich weg zu stemmen. Der jedoch bohrte seine Klauen nur noch tiefer in Rulfans Kehle…
    ***
    »Rulfan, bist du es?« Matthew Drax glaubte Umrisse des anderen zu sehen, so deutlich hörte er fremde Atemzüge.
    Einbildung natürlich, denn wie sollte er in dieser Dunkelheit auch nur Umrisse sehen?
    »Rulfan?« Unwillkürlich stützte er die Hände hinter sich auf den Felsboden und rutschte zurück, weg von dem Fremden, das er da irgendwo in der Dunkelheit ahnte. Seine Rechte griff ins Geröll, erwischte einen faustgroßen Stein, schloss sich darum.
    Schrittgeräusche und Atemzügen rückten näher, und plötzlich hörte er ein neues Geräusch: Wie ein leises Zischen klang es, wie ein sanftes, gleichmäßiges Reiben – als würde jemand mit einer glatten, metallenen Oberfläche langsam und so lautlos wie nur irgend möglich über ein festes Material streifen.
    Als würde jemand ein Schwert ziehen!
    Der Mann aus der Vergangenheit packte den Stein, hörte das Sirren der durch die Luft schneidenden Klinge und warf sich zur Seite. Jemand atmete seufzend aus, zugleich klirrte Metall gegen Gestein, und Funken sprühten nach allen Seiten. Einen Wimperschlag lang sah Matt die Umrisse einer menschlichen Gestalt.
    Er holte aus und schlug zu.
    Er traf etwas Hartes, brüllte und schlug noch einmal zu. Wieder traf er; etwas splitterte wie dünnes Hartholz unter stumpfen Axtschlägen. Matt Drax warf sich in die Dunkelheit, kam auf seinem Gegner zu liegen, kniete auf dessen Brust oder Rücken – noch konnte er es nicht unterscheiden – und packte den Stein mit beiden Händen. Wieder und wieder schlug er zu, und immer traf er einen Schädel, einen Rumpf oder ein Gesicht, und mit jedem Schlag brüllte er seine Panik und seine Wut hinaus.
    Schwer atmend ließ er schließlich den Stein auf seine Schenkel sinken. Sein Herz raste, sein Kopf schmerzte.
    Es ist vorbei, ganz ruhig, alles ist gut…
    Er lauschte – nein, außer ihm atmete niemand mehr.
    Er legte seine Hand auf den Körper des Angreifers und spürte ein Schulterblatt unter nackter Haut. Seine Hand zuckte zurück. Widerwille vor dem fremden Fleisch erfüllte ihn, er fröstelte. Wenn er nur etwas sehen könnte!
    Er überwand sich, legte die Hand
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