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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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Ahnen, eine Tauglichkeitsprüfung? Oder wollte man ihn einfach nur umbringen? Das hätte man billiger haben können, dachte Rulfan, viel billiger.
    Seine Atemfrequenz und sein Pulsschlag beruhigten sich ein wenig. Er lauschte. Lagen etwa noch mehr dieser Mörder in der Dunkelheit auf der Lauer? Wer bei Orguudoo war dieser Kerl? Rulfan tastete sich an der Wand entlang. Wieder und wieder blieb er stehen und lauschte. Doch er hörte kein Rascheln, keine Schritte und keine Atemzüge mehr.
    Nach ein paar Minuten endete die Felswand, und er betastete die Kante eines Durchgangs. Dicht an der Wand schob er sich um die Ecke, bückte sich in den Durchgang hinein und griff nach drei Schritten wieder ins Leere. Er ließ die Wand los, tat drei Schritte mit ausgestreckten Armen und stieß mit den Fingerspitzen an die gegenüberliegende Wand.
    Ein Gang, was denn sonst?
    Er blickte nach rechts und links. Links erkannte er einen hellen Punkt. Der Punkt flackerte. Feuerschein.
    Stand da jemand mit einer Fackel? Konnte dieser Jemand ihn erkennen?
    Dicht an die Felswand des Ganges gepresst, schlich er dem flackernden Lichtpunkt entgegen.
    ***
    Eine Zeitlang hockte der Mann aus der Vergangenheit im Dunkeln vor der bewusstlosen – oder toten? – Frau, drückte die Faust gegen die Lippen und biss hinein. Ein Chaos aus Bildern und Gefühlen rotierte in seinem Schädel. Der Gedanke, es könnte Aruula gewesen sein, die ihn für einen Gegner gehalten und angegriffen hatte und nun tot neben ihm lag, erschlagen von seiner eigenen Hand – dieser Gedanke drohte ihm ein paar Atemzüge lang den Verstand zu rauben.
    »Du spinnst«, murmelte er irgendwann. Er rief sich selbst zur Ordnung; sein Hirn suchte Erklärungen.
    Die Dunkelheit hatte Schuld. Die Dunkelheit, die Kopfschmerzen und die Nachwirkungen dieses harzigen Suds. Wie sollte er sonst auf die absurde Idee kommen, hier und unter solchen Umständen auf Aruula zu treffen?
    »Willst mich fertig machen, Ahne, he?!« Er zischte in die Dunkelheit hinein. »Willst mich in einem verdammten Horrortrip weich kochen! Nicht mit mir, das schwör ich dir…!«
    Er schob sich ein Stück weg aus der unmittelbaren Nähe des leblosen Frauenkörpers. Wütend war er, wie immer, wenn jemand Spielchen mit ihm trieb. »Mit mir nicht…«
    In diesem Augenblick kam ihm ein Gedanke, der ihm wie ein Blitz ins Hirn fuhr und ihn gleichzeitig an seinem Verstand zweifeln ließ. Warum hatte er nicht schon viel früher daran gedacht…?
    Er riss sich den Rucksack von den Schultern, fummelte am Verschluss herum und öffnete ihn. Er griff hinein und wühlte nach dem Feuerzeug.
    Zwischen Speicherkristall, Verbandsmaterial, Taschenmesser und dem kleinen Werkzeugsatz kramte er nach dem Feuerzeug, das er schlicht vergessen gehabt hatte. Nicht zum ersten Mal kam ihm der Verdacht, dass etwas oder jemand seine Gedanken, seine Erinnerung manipulierte, so wie es schon einmal mit dem Kombacter beim Dorf der Telepathen geschehen war. Auch ihn hatte er mehrfach suchen wollen, nachdem er die Multifunktionswaffe nach einem Kampf gegen mutierte Krokodile verloren hatte. Wenn dem so war, dann war es gut, dass Rulfan den Kombacter im Lager versteckt und er ihn nicht mit in die Höhle genommen hatte. Es konnte sich als nützlich erweisen, noch eine Waffe in der Hinterhand zu haben.
    Endlich ertastete Matt das Feuerzeug. Er zog es aus dem Rucksack und drückte auf den Zünder. Bei dritten Mal sprang endlich die Flamme heraus. Er betrachtete sie und runzelte die Stirn. Warum zum Teufel zitterte seine Hand?
    Er zischte wütend, schob sich näher an den leblosen Frauenkörper heran, hielt das Feuerzeug mit der Flamme über ihn. Ihr Schein spiegelte sich in feuchten Klumpen geronnenen Blutes.
    Die Klumpen klebten in blauschwarzem langen Haar. Die Flamme zitterte heftiger. Matt fuhr mit ihr dicht über die nackte Brust der Frau, und ihm war, als träfe ihn ein Fausthieb, als er die rituellen Streifen darauf erkannte. Endlich beleuchtete er das Gesicht: Aruulas Gesicht.
    Wahrhaftig – er hatte Aruula erschlagen!
    »Nein!« Er warf sich auf sie. Die Flamme erlosch, das Feuerzeug klirrte irgendwo ins Dunkle der Höhle.
    »Aruula!« Er heulte den Namen heraus. »Aruula!« Das Ohr an ihre Brust gepresst, lauschte er ihrem Herzschlag, doch er hörte nur sein eigenes Schluchzen. Also zwang er sich zur Ruhe, lauschte wieder. Nein, da war kein Herzschlag mehr. Er tastete nach dem Puls an der Halsschlagader. Nichts.
    Aruula war tot.
    »Jesus Christus!« Er
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