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190 - Der Sohn des Vampirs

190 - Der Sohn des Vampirs

Titel: 190 - Der Sohn des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
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von dir hören«, bat er.
    »Ich rufe dich von zu Hause aus an«, versprach ich.
    »Grüß Vicky und alle, die mir gewogen sind, von mir.«
    »Mach’ ich.« Ich zeigte meinen Paß und begab mich in den VIP-Raum.
    ***
    »Wo nur Boris so lange bleibt«, sagte Erna Palance unruhig.
    Albert Palance setzte sein Bierglas ab. Der Gerstensaft hatte ihm im Laufe der Zeit zu einem unübersehbaren »Schwimmreifen« verholfen. »Er macht die Runde mit Ben.«
    »Eine Stunde?«
    »Es ist eben eine große Runde.«
    »Du weißt doch, wie faul Boris ist, der läuft doch keine große Runde mit Ben.«
    Albert Palance drehte sich im Sessel halb zu seiner bügelnden Frau um. »Dir macht man es aber auch nie recht. Kommt Boris nach fünf Minuten wieder, sagst du: ›Etwas länger hättest du mit dem armen Tier schon ausbleiben können.‹ Dehnt er die Runde aus, um dem Hund und dir eine Freude zu machen, paßt es dir auch nicht.«
    »Willst du nicht mal nachsehen, Albert?« fragte die Frau ernst. »Ich habe kein gutes Gefühl.«
    »Wo denn nachsehen? Ich weiß doch nicht, wo Boris langläuft.«
    »Da muß irgend etwas passiert sein.« Albert Palance erhob sich seufzend. »Du kannst einem ganz schön den Nerv töten«, brummte er mißmutig. »Boris ist 19. In dem Alter habe ich schon ganz Europa allein bereist, und mir ist weder in den übelsten Spelunken von Marseille noch in den berüchtigsten Vierteln von Istanbul etwas zugestoßen.« Erna Palance gab so lange keine Ruhe, bis ihr Mann in seine Schuhe schlüpfte und die Hausmeisterwohnung verließ, um den Sohn zu suchen.
    Bevor er auf die Straße trat, zündete er sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch tief und öffnete das Haustor. »Dieses Weib macht mich krank«, stöhnte er, als wäre das Ehejoch kaum noch zu ertragen. »Früher war sie ganz anders.«
    Übelgelaunt verließ er das Haus und vernahm Bens trauriges Winseln.
    Nanu, durchzuckte es ihn, als er sah, daß Ben festgebunden und Boris nicht bei ihm war.
    »Was hat denn das zu bedeuten?« murmelte er.
    Der Hund fing an zu bellen und wollte dem Hausmeister entgegenlaufen, doch die Leine spannte sich und riß den kleinen Rauhhaardackel beinahe um.
    »Hör auf zu bellen, du blödes Vieh!« Albert Palance winkte ungehalten ab. Der Hund bellte weiter. »Gehorchen war noch nie deine starke Seite!« stellte der Mann ärgerlich fest. Er schaute sich um. »Boris? Boris!«
    Der Sohn des Hausmeisters antwortete nicht. Palance band den Hund los. Ben sprang an seinen Beinen hoch und schwänzelte vor Freude über die Befreiung.
    »Ja, ja, schon gut«, sagte Palance, bückte sich und streichelte das dankbare Tier. »Spiel nicht verrückt. Sag mir lieber, wo Boris ist. Such! Such Boris!«
    Der Hund schien zu verstehen. Er setzte die Nase wie ein Staubsauger auf den Boden und begann zu schnüffeln. Albert Palance folgte ihm.
    Ben führte ihn zu den Büschen, zuckte plötzlich zusammen, als hätte ihn ein unsichtbarer Knüppel getroffen, duckte sich, machte sich ganz klein, winselte und klemmte den Schwanz ein. Das war Ausdruck großer Angst.
    »Was hast du denn?« fragte Albert Palance verwundert. »Hier ist doch überhaupt nichts, wovor du dich fürchten müßtest. Such Boris! Na los, mach schon, du degeneriertes Biest! Wozu haben wir dich eigentlich? Nur zum Füttern und zum Gassi-Gehen? Tu mal was Nützliches!«
    Der Hund ging keinen Zentimeter weiter. Albert Palance schlug ihn mit dem Leinenende, damit er »wieder halbwegs normal« wurde, doch er konnte sich trotz der Schläge nicht durchsetzen.
    Er schleifte den Rauhhaardackel an der gespannten Leine hinter sich her, schaute hinter die Büsche, sah jedoch niemanden.
    »Boris?«
    Keine Antwort.
    Palance zuckte gleichmütig mit den Schultern und kehrte um.
    Als er die Hausmeisterwohnung betrat, fragte Erna Palance: »Wo ist Boris?«
    »Was weiß ich? Ich dachte, dir ging es nur um den Hund. Den hast du ja jetzt wieder.«
    »Was ist denn mit Boris? Hast du mit ihm gesprochen? Wo war er?«
    »Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gesehen. Der Hund war in der Nähe des Haustors festgebunden.«
    »Und Boris?«
    »Verdammt noch mal, hör auf, die Glucke zu spielen. Der Junge wird schon nach Hause kommen. Wenn nicht heute, dann morgen. Er ist alt genug… In seinem Alter…«
    »Warum hat er den Hund nicht heimgebracht?« fiel Erna Palance ihrem Mann ins Wort. »Bindet Ben einfach irgendwo fest und…«
    »So ist die heutige Jugend eben. Sie hat kein Verantwortungsgefühl mehr, das wissen wir
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