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190 - Der Sohn des Vampirs

190 - Der Sohn des Vampirs

Titel: 190 - Der Sohn des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
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morgen wieder eine Sitzung?« erkundigte sich die Schriftstellerin.
    »Ja, aber wenn du etwas Besseres anzubieten hast, sage ich das Rendezvous mit dem Psychiater ab.«
    »Du wirst schön brav zu ihm gehen. Wir sehen uns danach, wie heute.«
    »Du bist ein Pfundsmädchen, Vicky Bonney«, sagte Karen Gray dankbar und stieg aus.
    Vicky fuhr weiter und verschwand um die Ecke. Karen kramte in ihrer Handtasche und suchte die Schlüssel. Handtaschen sind einfach zu groß, dachte sie. Dadurch schleppt man Dinge mit sich herum, die man eigentlich überhaupt nicht braucht.
    Ein schleifendes Geräusch veranlaßte sie, sich umzudrehen. Hinter dem nahen Gebüsch schien sich jemand aufzuhalten. Karen wurde nervös. Sie suchte aufgeregter nach den Schlüsseln, während Blätter aufeinanderklatschten.
    Leises Hüsteln.
    Karen warf einen Blick über ihre rechte Schulter. »Mr. Palance!« stieß sie überrascht hervor.
    Neben dem Gebüsch stand tatsächlich Boris Palance. Er wirkte schwach, schien sich kaum auf den Beinen halten zu können. Es konnte ihm auf keinen Fall gutgehen. Weiß wie ein Laken war er, und er kam nun mit unsicherem Schritt näher.
    »Um Himmels willen, Boris!« Karen ging ihm entgegen. Seine Augen hatten keinen Glanz, die Haut wirkte seltsam stumpf, die Züge hätten bei einem Greis nicht schlaffer sein können.
    Er streckte die Hand nach ihr aus -eine um Hilfe bittende Geste. Karen griff danach. Seine Hand war kalt, aber er packte so fest zu, daß sie erschrak.
    »Was ist mit Ihnen, Boris?« fragte Karen heiser.
    »Ich fühle mich elend«, antwortete dér rothaarige Junge.
    »Waren Sie schon zu Hause?« wollte Karen wisen.
    Boris Palance schüttelte den Kopf.
    »Wo haben Sie gesteckt? Ihre Mutter macht sich große Sorgen. Ihr Vater war schon bei der Polizei. Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihren Eltern.«
    Er blieb stehen. »Noch nicht. Ich kann ihnen so nicht entgegentreten. Bitte, Miß Gray, Sie müssen mir helfen.«
    »Brauchen Sie einen Arzt?«
    »Wenn Sie mich mit in Ihre Wohnung nehmen und mir eine Stunde Zeit geben, wird es mir bessergehen.«
    »Sie haben doch nicht etwa… Drogen genommen?«
    »Nein, Miß Gray, ganz bestimmt nicht.«
    Karen legte sich seinen Arm um ihre Schultern. Erneut suchte sie ihre Schlüssel, und diesmal fand sie sie auf Anhieb. Sie hoffte, daß Boris’ Eltern nicht ausgerechnet jetzt aus ihrer Wohnung kamen.
    »Wenn es Ihnen besser geht, werde ich zu Ihren Eltern gehen und erst mal mit ihnen reden«, sagte Karen, während sie aufschloß.
    Boris stakste neben ihr zum Fahrstuhl. Mehrmals hatte Karen den Eindruck, er würde schlappmachen. Sie lehnte ihn neben der Lifttür an die Wand und drückte auf den Rufknopf.
    »Reißen Sie sich zusammen«, bat sie den Hausmeistersohn. »Klappen Sie mir nicht zusammen, ja?«
    »Ich halte durch.«
    »Sie sehen wirklich elend aus«, stellte Karen mitfühlend fest.
    »Ich komm’ schon wieder hoch«, versicherte ihr der junge Mann.
    Die Kabine traf im Erdgeschoß ein, und Karen stützte Boris wieder. Die Kälte seiner Hände beunruhigte sie. Das war nicht normal. Die ganze Situation war nicht normal. Es wäre vernünftiger gewesen, den jungen Mann sofort zu seinen Eltern zu bringen, aber nun befanden sie sich schon im Fahrstuhl, der sich mit einem sanften Ruck in Bewegung setzte und im fünften Stock ebenso sanft hielt.
    Wieder lehnte Karen den jungen Mann kurz an die Wand, als sie ihre Wohnungstür mit zitternden Fingern aufschloß, »Sie kriegen gleich einen doppelten Kognak von mir«, sagte sie fürsorglich und schleppte Boris in ihr Apartment. »Es wird Ihnen guttun.«
    »Sie sind sehr nett zu mir«, seufzte Boris.
    Karen führte ihn zu einem Sessel und forderte ihn auf, sich zu setzen.
    Neben dem Sessel stand eine Zimmerpalme, deren Blätter sich über Boris hinwegbogen. Er rutschte nach unten, schloß die Augen und legte den Kopf zurück. Karen füllte zwei Kognakschwenker. Sie hatte jetzt ebenfalls einen Drink nötig.
    »Glauben Sie, daß Sie mir einige Fragen beantworten können, Boris?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Was ist passiert? Sie gingen mit Ben um den Block und kamen nicht mehr nach Hause. Statt dessen banden Sie den Hund in der Nähe des Haustors fest und verschwanden. Wohin?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Boris Palance.
    »Sie müssen doch wissen, wo Sie waren.«
    »Ich kann mich nicht… erinnern. Eine Gedächtnislücke«, behauptete Boris.
    »Was ist das Letzte, das Sie wissen?« Boris Palance dachte mit gefurchter
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