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190 - Der Sohn des Vampirs

190 - Der Sohn des Vampirs

Titel: 190 - Der Sohn des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
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Calumorg kennenzulernen. Vielleicht würde sie dann schon eine Vampirin sein und ewig leben. Sie beneidete Ragon darum. Für ihn ging das Leben ewig weiter. Viele Geschlechter waren gekommen und gegangen, man erinnerte sich ihrer nicht einmal mehr, aber Ragon gab es immer noch, und er war stark und vital wie eh und je.
    Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod, weil sie nicht wissen, was danach kommt, weil er für sie das Ende aller irdischen Freuden bedeutet. Wenn man aber stirbt, um weiterzuleben, ist das etwas anderes. Dann braucht man den Tod nicht zu fürchten, weil er nicht das Ende, sondern ein Neubeginn ist.
    Karen war sicher, daß es ihr nicht schwerfallen würde, sich umzustellen. Als Vampirin würde sie den Tag meiden müssen und erst bei Nacht erscheinen. Ein Wesen der Dunkelheit würde sie sein - und alle, die heute in dieser Stadt lebten oder erst geboren wurden, überleben !
    Sie stieg mit einem versonnenen Lächeln aus und drückte die Tür ins Schloß. Vielleicht nahm Ragon sie diesmal mit zu seinem Vater. Wie mochte es in der Hölle wohl aussehen? So, wie die Menschen es sich vorstellten? Loderten überall Flammen? Wimmerten allerorts unglückliche Seelen, von unvorstellbaren Qualen gepeinigt?
    Das blonde Mädchen begab sich ins Haus, und plötzlich wurde sie hart gepackt, und eine Hand legte sich blitzschnell auf ihren Mund, damit sie nicht schreien konnte.
    ***
    Mr. Silver hatte sich das Mädchen geschnappt. Er stand hinter Karen und preßte sie fest an sich. Es brannte kein Licht im Haus, aber die Straßenbeleuchtung erhellte die Diele, so daß mich Karen erkannte, als ich vor sie trat. Der entsetzte Ausdruck in ihren Augen wurde zuerst zu einem überraschten und dann zu einem wütenden. Sie versuchte sich loszureißen, doch Mr. Silver gab sie nicht frei.
    »Mein Freund läßt Sie los, wenn Sie versprechen, nicht die ganze Stadt zusammenzuschreien«, sagte ich.
    Sie starrte mich haßerfüllt an.
    Und dann schienen ihre Augen jemanden zu suchen: Ragon.
    »Er ist nicht hier«, sagte ich. »Leider. Sonst gäbe es ihn nicht mehr. Werden Sie still sein?«
    Sie zögerte, nickte schließlich.
    Mr. Silver bugsierte sie ins Wohnzimmer. Erst dann ließ er sie los.
    »Wie kommt ihr hierher?« fauchte das blonde Mädchen feindselig. »Was habt ihr hier zu suchen?«
    »Wir wollen Ihnen helfen, Karen«, antwortete ich.
    »Ich brauche keine Hilfe!« zischte Ragons Blutbraut aggressiv.
    O nein, sie brauchte unsere Hilfe wirklich nicht, denn es ging ihr blendend. Sie war süchtig, war mit einer tödlich gefährlichen Droge in Berührung gekommen, die sich Ragon nannte. Sie würde daran zugrunde gehen, aber das wollte sie ja, darauf war sie aus.
    »Wo ist er, Karen?« fragte ich schneidend. »Wer?«
    »Sie wissen, von wem ich rede. Ich spreche von Ragon!«
    »Ich kenne keinen Ragon!« behauptete das blonde Mädchen frech.
    »Er ist ein gottverdammter Blutsauger! Sein Vater heißt Calumorg und befindet sich in der Hölle, verbunden mit einem Felsen, von dem er sich seit undenklichen Zeiten nicht lösen kann!« Ich schleuderte Karen die Worte zornig ins Gesicht. Ich mochte es nicht, wenn man mich für dumm verkaufte. »Ragon hat die Absicht, seinen Vater mit Menschenopfern zu befreien, und Sie dienen ihm als Lockvogel.«
    »Sind Sie verrückt? Was saugen Sie sich denn da für hirnrissige Dinge aus dem Finger?« erwiderte Karen unverfroren.
    Aber sie konnte mich nicht täuschen. Ich sah, daß sie darüber entsetzt war, daß ich soviel wußte, und in ihrem Blick stand die Frage, wer mich so gründlich informiert hatte.
    »Geben Sie dieses idiotische Spiel auf, Karen«, riet ich ihr. »Sie müssen doch erkennen, daß Sie verloren haben. Noch ist es nicht zu spät für Sie, noch können Sie umkehren.«
    »Sie reden so viel unverständliches, schwachsinniges Zeug, daß ich…«
    »Sie wollen Ragon schützen, aber das wird Ihnen nicht gelingen. Wir kriegen ihn mit oder ohne Ihre Hilfe, und dann ist Feierabend für den schwarzblütigen Bastard«, unterbrach ich das Mädchen barsch.
    »Ich sorge dafür, daß Sie eine Menge Schwierigkeiten bekommen, Tony!« drohte Karen Gray. »Sie haben mich in diesem Haus überfallen…«
    »In einem Haus, in dem Sie nichts zu suchen haben, oder gehört es Ihnen etwa?« erwiderte ich scharf. »Es dient Ragon als Versteck, sein Sarg steht im Keller.«
    Karen kam immer mehr ins Schleudern. Ich sah ihre Nervosität wachsen. Sie wäre gern ausgerückt, aber das hätte Mr. Silver nicht
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