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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange
Autoren: Susan Schwartz
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leise und vergnügt miteinander. Das Klirren von Kaffeelöffeln in Tassen und Gläsern mischte sich mit dem saugenden Geräusch der Espressomaschine. Chris mochte den Geruch von Kaffee. Er hatte verschlafen und keine Zeit mehr für ein Frühstück gehabt.
    Gerne hätte er sich eine Suppe bestellt, aber ein Blick auf Joey genügte, um zu wissen, dass sie es taktlos finden würde.
    Vielleicht hatte sie Recht. Schließlich blickte sie selbst auch nur in die Karte, um ihm Zeit zu verschaffen. Joey wollte, dass er den Anfang machte, aber Chris schaffte es nicht. Verlegen sah er sich in dem Café um und beobachtete eine junge Anangu-Mutter mit zwei Kindern.
    »Chris, mach es uns nicht so schwer«, seufzte Joey schließlich. Sie zwang seinen Blick auf sich. Das grüne Funkeln ihrer Iris ließ ihn an die Schlange aus seinem Traum denken. Joey lehnte sich in das rote Polster ihres Stuhles zurück.
    Chris sammelte seinen Mut. »Ich bin ohnehin bald weg, Joey. Du weißt, dass ich nach Asien gehe. Wenn es mir dort gefällt, wandere ich vielleicht sogar aus. Wer weiß.«
    »Es geht dir doch gar nicht um Asien«, entgegnete sie besserwisserisch. »Ich will endlich, dass du zugibst, dass du mich nicht liebst.«
    Chris seufzte. Er hatte versucht, die Beziehung ausklingen zu lassen, war Joey aus dem Weg gegangen. Aber Joey blieb hartnäckig. Ihre kurzen, rot getönten Haare schimmerten im Licht der einfallenden Sonnenstrahlen. Chris dachte an die rötlichen Steine in der Wüste.
    »Du kennst mich. Ich gehe den Dingen aus dem Weg, wenn ich es kann, und ich verstehe nicht, warum ich etwas aussprechen muss, was wir beide wissen.«
    Ihre grünen Augen verengten sich. Sie sah ihn zornig an.
    War er zu hart gewesen? Aber sie wusste, wie es zwischen ihnen stand. Er hatte nie gesagt, er würde sie lieben. Er hatte nie gelogen.
    »Seitdem du diese Träume hast, hast du dich verändert.« Sie zog ihre Kaffeetasse zu sich und umschloss sie mit den Händen, damit das Zittern ihrer Finger nicht zu offensichtlich wurde. »Du wirkst kälter und ferner als früher, fast schizoid, dabei bist du doch ein hysterischer Charakter.«
    Chris verdrehte die Augen. Joey war ein Fan des Wissenschaftlers Riemann und redete gerne in seinen Theorien, die er nur halb verstand. Schließlich hatte er sich nie damit beschäftigt.
    »Kannst du dich nicht mal ohne Fachbegriffe ausdrücken? Wir sitzen hier nicht in deinem Hörsaal.«
    Joey senkte den Blick und atmete langsam ein und aus. Erst danach sah sie ihn wieder an. »Du wirkst, als wären deine Gefühle von dir getrennt. Als hättest du keinen Zugang mehr zu ihnen. Früher warst du offen für das Neue. Du warst in Spinnen und Schlangen verliebt, in deinen Kampfsport…«
    »Kampfkunst.«
    »Chris, es gibt Momente, da läufst du durch die Gegend wie ein Zombie! Deine Augen sehen ins Leere, und obwohl du genau neben mir stehst, bist du Lichtjahre entfernt.«
    Chris sah sie nachdenklich an. Er hätte ihr gerne geantwortet, dass sie ihn nur kontrollieren wollte, dass sie am liebsten mit einem Mikroskop in seinen Kopf sehen würde.
    Aber Joey hatte Recht. Er hatte sich verändert. Er fühlte sich selbst wie ein Fremdkörper in einer viel zu großen, viel zu lauten Stadt. Das muschelförmige Opernhaus, die Wolkenkratzer und all die Menschen, die sie bevölkerten, schienen ihn zu bedrohen. Sie engten ihn ein, machten ihn zum Gefangenen. Er sehnte sich nach der Wüste, danach, auf heißen Steinen in der Sonne zu sitzen. Und er wusste nur zu gut, woran er dachte, wenn er wie ein Zombie durch die Gegend lief: Er dachte an Sie. An das bronzefarbene Anangu-Mädchen mit den vollen Brüsten.
    »Ich wollte dich nie verletzen, Joey«, sagte er versöhnlicher.
    »Ich verstehe selbst nicht, was mit mir geschieht. Ich denke, es liegt an dem Prüfungsstress und den Vorbereitungen für meinen Auslandsaufenthalt.«
    Sie schwiegen einen Moment. Chris hörte, wie jemand zu ihnen trat. Automatisch hob er den Blick in Richtung Eingang und sah einen alten Mann mit verfilzten weißen Haaren in abgetragenen Klamotten. Die Kellnerin des Cafés sah von der Theke aus besorgt zu dem Alten hinüber – auch das entging Chris nicht. Vermutlich war der Mann obdachlos. Er hatte die durchdringendsten hellblauen Äugen, die Chris je gesehen hatte. Die Augen eines Huskys. Sie lagen in einem zerfurchten, geröteten Gesicht mit schweren Tränensäcken. Die Haut war seltsam schwammig..
    Der Fremde trat zielstrebig an ihren Tisch. Auch Joey sah auf. Als
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