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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange
Autoren: Susan Schwartz
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verfehlte ihn aber. Sie wirbelte in der Hocke herum, um den nächsten Angriff zu erwarten, doch der zweite Räuber stand vor seinem gefallenen Gefährten, der zuckend auf der Seite lag. Aus seinem Hals sprudelte das Blut in Fontänen hervor, und er winselte kläglich.
    Ein tiefes Grollen drang aus der Brust des Raubtiers, als es sich langsam zu Aruula umdrehte. Die Barbarin warf ihr Haar zurück und packte ihr Schwert fest. »Komm nur her, du«, fauchte sie. »Gleich ergeht es dir genauso…«
    Als der Räuber startete, spurtete sie ebenfalls mit einem lauten Schrei los.
    Plötzlich hatte Aruula das Gefühl, als wäre sie nicht mehr allein. Sie sah neben sich die Luft flirren, ein weißer Schemen huschte an ihr vorbei, galoppierte mit gespitzten Ohren auf den Räuber zu und sprang ihn an.
    Der Schweiß lief Aruula in die Augen und trübte ihre Sicht.
    Sie sah ein wildes Durcheinander, das von aufgewirbeltem Staub eingehüllt wurde, und dann tauchten plötzlich eine gefletschte braune Nase und gelb glühende Augen vor ihr auf, und sie schlug mit dem geübten Reflex eines kampfgewohnten Kriegers augenblicklich zu.
    Sie spürte, dass ihre Klinge auf nachgiebigen Widerstand traf, dann erhielt sie einen Stoß vor die Brust, der ihr die Luft aus den Lungen trieb und sie nach hinten schleuderte. Ihre Hände umklammerten weiterhin das Schwert, als sie aufkeuchend mit dem Rücken auf den Boden prallte. Sterne tanzten vor ihren Augen, und sie schlug blind in die Luft, doch nichts griff sie mehr an.
    Aruula hielt inne und lauschte. Stille, abgesehen von ihrem eigenen keuchenden Atem. Langsam ließ sie das Schwert sinken und wischte mit einer Hand Schweiß und Staub aus den Augen. Immer noch schwer atmend, einmal mehr von Dreck bedeckt, richtete sie sich langsam auf, wobei sich ihr Rücken erheblich beschwerte, wo die Schwerthalterung sich bei dem Sturz neben der Wirbelsäule ins Fleisch gebohrt hatte. Die Barbarin schüttelte den Kopf und blinzelte, rieb sich noch einmal die Augen und bekam endlich wieder klare Sicht.
    Beide Raubtiere waren tot, der Kampfplatz aufgewühlt und von Blut besudelt, ebenso wie Schwert und Messer. Aruula stand taumelnd auf. Sie war völlig erschöpft und reinigte ihre Waffen am Fell eines der Räuber. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie nach weiteren Spuren und Wunden Ausschau halten sollte, die nicht von ihren Waffen stammten, doch dann drehte sie sich um. Das Kind war wichtiger.
    Es war immer noch dort, wo sie es zurückgelassen hatte, völlig verängstigt und von stummem Schluchzen geschüttelt. Ein kleines braunes Anangu-Mädchen, wie Aruula nun sah, als es ihr gelang, das verstörte Kind aus dem Versteck zu locken. Der Barbarin war klar, dass sie keinen besonders Vertrauen erweckenden Eindruck abgab, aber vielleicht begriff die Kleine so viel, dass die Frau ihr das Leben gerettet hatte.
    Zögernd kam sie aus dem Spalt hervor und betrachtete Aruula mit großen Augen, als diese in die Hocke ging und ein beruhigendes Lächeln versuchte.
    »Ich tue dir nichts«, sagte sie sanft. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich werde dich beschützen.«
    Das Mädchen hielt sich die kleine Faust an den Mund und biss sich auf den Finger. Es sah nicht so aus, als könnte es Aruula verstehen.
    Sie versuchte es mit ihrem Lauschsinn, aber nur Summen antwortete ihr. Das irritierte sie; sicher kam es vor, dass ihre Gabe an einem anderen menschlichen Wesen scheiterte, aber eigentlich nie an einem Kind. Und zumindest eine Spur von Gefühlen konnte sie normalerweise immer ertasten. Doch hier – nichts.
    Aber vielleicht war sie inzwischen auch einfach zu geschwächt; der Kampf hatte sie viel Kraft gekostet.
    Langsam streckte sie die Hand aus und berührte das schwarz gelockte Haar des Mädchens, strich es aus der schmutzverschmierten Stirn. Das Kind ließ es mit sich geschehen, ohne sich zu rühren. Dann zuckte Aruula zurück, als sie plötzlich die großen braunen Augen so nahe sah.
    Die Pupillen waren gespalten.
    ***
    Chris Parker zerbrach sich den ganzen Tag den Kopf darüber, was passiert war. Er konnte sich nicht länger einreden, dass sein Verhalten nur am Stress lag. Sicher, er hatte gerade eine Reihe von Prüfungen an der Uni hinter sich, aber das war nicht der Grund, warum er so reagiert hatte.
    Etwas hatte ihn verändert. Immer häufiger sah er das ebenmäßige Gesicht der jungen Anangu-Frau vor sich. Seine Träume schienen ihm auf einmal realer als die Wirklichkeit. Er fühlte in ihnen die Hitze der
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