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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange
Autoren: Susan Schwartz
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lange allein in einer Einöde unterwegs ist.
    Sie fühlte sich beobachtet.
    Ihre Augen spähten angestrengt. In weiter Ferne, unterhalb dieser Ebene, sah sie ein Zwergshiip mit lang gelocktem Fell langsam dahin ziehen – wobei auf dieses Tier, das auch auf diese Entfernung noch groß wirkte, die Bezeichnung Zwerg kaum mehr zutraf.
    Ein einzelner Aasvogel zog über den Bergen seine einsamen Kreise.
    Es gab keine Deckung in unmittelbarer Nähe. Nichts, was Aruula unsichtbar verfolgen oder heimlich beobachten konnte.
    Und doch… sie konnte das Gefühl nicht einfach abschütteln und als Ausgeburt ihres austrocknenden Verstandes abtun.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung, mehr denn je auf die Umgebung achtend.
    Gegen Abend erreichte Aruula die Hochebene und sah staunend vereinzeltes Grün, Gräserbüschel und zähe kleine Büsche, die unerschrocken und mutig vereinzelte Blüten öffneten. Die Luft war milder und – feuchter, der erste Hoffnungsschimmer seit vielen Tagen, endlich wieder etwas Jagdbares zu finden und ausgiebig zu schlemmen.
    Die schwarzhaarige Barbarin hielt nach einem geeigneten Platz für die Nacht Ausschau und entschied sich für eine Gruppe Findlinge, in deren kargen Schatten Büsche und Kräuter um ihr Dasein kämpften. Aruula sammelte trockenes Holz, schichtete es in einer Sandkuhle auf und bereitete alles für ein Feuer vor, das die nächtliche Kühle im Zaum halten sollte, und allzu neugieriges Getier, gleich welcher Art.
    Dann suchte sie in der Nähe der Felsen, wo der Boden lehmiger und körniger war, nach Kräutern und fand schließlich das Gewünschte: eine würzig riechende Knolle, die ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Aber sie beherrschte sich.
    Die Nacht brach bald herein, und die Tiere würden aktiv werden. Auch wenn es tagsüber nicht so schien, musste sich hier jede Menge Leben tummeln, denn es gab pflanzliche Nahrung. Aruula untersuchte die Felsen genau und entdeckte schließlich ein rundes Loch. Sie legte die Knolle unweit des Eingangs ab und sich selbst auf die Lauer, aufmerksam und geduldig wie eine Katze.
    Und tatsächlich, nach einiger Zeit zeigte sich eine zuckende, zitternde Knopfnase mit langen Tasthaaren, die sich auf die Knolle richtete. Dann folgte ein spitzes Gesicht mit großen Tütenohren und dunklen Augen, die aufmerksam in die Gegend sicherten. Dem Tier war deutlich anzusehen, dass die Knolle allzu verlockend duftete. Es folgte ein runder, braunfelliger Körper mit riesigen Hinterbeinen. Das Tier richtete sich auf und witterte; es war so lang wie Aruulas Arm und sah wohlgenährt aus. Von seinen langen Nagezähnen tropfte der Sabber, und Aruula musste unwillkürlich schlucken, weil sich in ihrem Mund ebenfalls Speichel sammelte. Sie erstarrte, als ihr Magen sich knurrend meldete und deutlich machte, dass er den Braten kaum mehr erwarten konnte.
    Das Tier zuckte zusammen, aber seine Gier war mit dem gedeckten Tisch vor der Nase inzwischen so groß, dass es alle Vorsicht vergaß. Auf den starken Hinterbeinen hüpfte es auf die Knolle zu. Gerade als es mit den Vorderpfoten danach tastete, stürzte Aruula aus ihrer Deckung hervor.
    Das Tier war schnell und flink, es wich mit einem hohen Satz Aruulas zupackenden Händen aus, trotzdem erreichte es die schützende Höhle nicht mehr. Beim nächsten Sprung packte Aruula zu, und es stieß nur noch einen kurzen fiependen Laut aus, als sie ihm mit geübtem Griff das Genick brach, dann den Kopf abschnitt und das Tier an Ort und Stelle ausbluten ließ.
    Mit der Beute und der Knolle kehrte sie zu ihrem Lager zurück und entzündete das Feuer. In Aruulas dunklen Augen glühte ein wilder Funke, als sie mit traumwandlerischer Sicherheit den Balg abzog, den Leib aufbrach und die Innereien herausnahm. Den mit der klein geschnittenen Knolle gefüllten Körper steckte sie auf einen Spieß, den sie über dem Feuer befestigte.
    In diesem vorfreudigen Augenblick wäre es für jeden Fremden gefährlich gewesen, sich Aruula zu nähern. Sie brauchte diese reichhaltige Nahrung dringend, und sie wollte sie nur für sich allein. Während sie den Braten drehte und den Duft in ihre Nase steigen ließ, trank sie einige Schlucke von dem Wasser in ihrem Beutel; lange würde es nicht mehr reichen. Aber die Chancen standen gut, dass sie bald ein Wasserloch fand, oder einen der Flüssigkeit spendenden Bäume.
    In der Dunkelheit, die das Feuer nur auf wenige Schritte im Umkreis fernhalten konnte, saß Aruula später satt und zufrieden. Sie spürte
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