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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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daß er sich wie ein dummes Kind verhielt, doch er konnte sich nicht dagegen wehren.
    Aus der Dunkelheit tauchte ein monochromes rotes Laserlicht. Das Licht wanderte auf ihn zu. Aagenfelt wollte wegrennen, aber er bekam seine Stiefel nicht aus dem Schlamm heraus.
    Durch seinen Kopf schossen zehn Gedanken zur selben Zeit; einer davon: Du trägst einen SERUN, Tautmo. Aktiviere den Schutzschirm. Benutze das Flugaggregat.
    Er konnte sich jedoch nicht bewegen. Es war ihm nicht möglich zu sprechen, dazu hätte er zuerst mit dem Wimmern aufhören müssen.
    Die ganze Zeit überlegte er, ob das rote Laserlicht tödlich war oder nicht.
     
    2.
     
    Der kleine Elefant Loura Gaikunth war die Zweite Bürgermeisterin von Kalkutta. Und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie jemals so in Schwierigkeiten gewesen war.
    „Still, Kleiner ... ganz ruhig ..."
    Ihr Haustier war ein indischer Elefant, ein Kerlchen namens Matoto. Matoto witterte die Gefahr, noch bevor sie akut wurde.
    Sein Trompeten hörte sich kläglich an, er reckte den Rüssel nach oben und blickte unruhig Loura an.
    Sie tätschelte ihm den Kopf. Matoto mochte das, besonders an den dünnen grauen Ohren, die mit den Jahren rissig geworden waren.
    An diesem Tag ließ er sich jedoch nicht beruhigen. Matoto wollte sie eindeutig warnen. Wie hätte er auch wissen sollen, daß man vor der Gefahr nicht davonlaufen konnte; daß es nicht reichte, aus der Bürgermeisterei nach Hause zu fliehen?
    Man hätte schon ein Raumschiff haben müssen. Aber Loura besaß keines, und wenn, sie hätte es ganz sicher nicht mehr rechtzeitig erreicht.
    Die letzten indischen Urelefanten waren im 25. Jahrhundert praktisch ausgerottet worden, während der großen Dolan-Offensive. Matoto entstammte einem genetischen Zuchtprogramm der Neuzeit. Nach Indien gehörten einfach Elefanten, hatten sich die Bewohner der Region gesagt. Seit fünfzig Jahren gab es wieder welche allerdings in stark verkleinerter Form. Der indische Elefant der Gegenwart wurde gerade einen halben Meter groß und erreichte ein Alter von bis zu dreißig Jahren.
    Matoto war schon sehr alt, und es war nicht leicht, ihn aus der Ruhe zu bringen. Sein Instinkt funktionierte jedoch mit untrüglicher Sicherheit. Loura nahm sein dünnes Trompeten ernst.
    Im Trivideo lief TNR, der Nachrichtensender, mit einer Übertragung aus der Trokan-Bahn. Es sah ganz so aus, als spiele das Heliotische Bollwerk verrückt. Was genau passierte, ließ sich aus der Distanz schlecht beurteilen. Zweite Bürgermeister wurden ungefähr so gut informiert wie Gärtner oder Techniker. Womit Loura nichts gegen Gärtner oder Techniker gesagt haben wollte, sondern lediglich gegen die Praxis der Information.
    In ihrem Magen breitete sich ein unangenehmer Druck aus.
    Sie ahnte, daß eine Fehlfunktion des Bollwerks sehr gefährlich werden konnte. Auch wenn das Ding sich in vielen Millionen Kilometern Entfernung bewegte.
    Ein Heliotisches Bollwerk war eine Art Super-Transmitter, der ganze Stadtteile von einer Galaxis in die andere versetzte. Das entsprechende Areal war immer an die dreißig Kilometer lang, rund zwanzig Kilometer breit und 7,5 Kilometer hoch. Sie wußte das alles aus den Nachrichten. Sollte ein Gebiet versetzt werden, so wurde es in eine graue, nebelhafte Wand eingehüllt. Diese Wand nannte man Faktordampf-Barriere.
    Im Augenblick gab es überall im System solche Barrieren zu sehen, und das war nicht mehr und nicht weniger als eine Katastrophe.
    „Was geht da vor?" fragte eine unsichere Stimme von hinten.
    Loura Gaikunth drehte sich nicht um. Sie gab keine Antwort.
    „Loura! Ich wußte wirklich gern, wieso du ..."
    „Halt die Klappe, Dimo!"
    „Aber Loura, ich ..."
    „Still! - Und das gilt auch für dich, Matoto!"
    Mit dem Zeigefinger drohte sie ihrem Elefanten, der darauf den Rüssel folgsam hängenließ.
    Einen Moment schaute sie nach hinten. Nort Dimo war ein grobschlächtiger Kerl mit abstehenden Ohren und einem häßlichen Gesicht. Er half ihr im Büro. Natürlich hätte sie sich auch von einem Roboter helfen lassen können, aber Dimo hatte Freude an der Sache, weil es für Leute unterhalb eines gewissen Intelligenzquotienten nicht viel zu tun gab. Außerdem verstand sich Dimo mit Matoto gut; so etwas förderte das Arbeitsklima.
    Daß sie ausgerechnet Nort Dimo so angefahren hatte, tat ihr leid. Er hätte ja nur den Mund zu halten brauchen.
    Loura winkte flüchtig nach hinten, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Nachrichten.
    „... spricht
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