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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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Gloom Bechner aus der Trokan-Bahn! Macht euch selbst ein Bild, Terraner! Seht, was die Unsterblichen uns eingebrockt haben, seht das Heliotische Bollwerk! Wenn das so weitergeht, finden wir uns alle bald in fremden Galaxien wieder. Oder mitten in der Hölle, wer kann das wissen? - Stopp mal! Wir bekommen gerade die aktuellen Daten herein ..."
    Das Gesicht des Reporters verschwand für einen Moment. Loura glaubte noch, ihn erbleichen zu sehen, dann nahm die Reportage sie wieder gefangen.
    TNR kam mit den Meldungen gar nicht nach. Die Erde, Trokan, der Mond, jeder konnte von einer FaktordampfBarriere betroffen sein. Daran zeigte sich die Fehlfunktion des Bollwerks.
    Solange sich die Barriere stets nach wenigen Sekunden wieder auflöste, gab es keinen Grund zur Sorge.
    Schlimm würde es erst, wenn die Barriere einmal stabil blieb. Denn das, so wußte Loura, konnte bedeuten, daß das betreffende Gebiet unkontrolliert in eine ferne Galaxis versetzt wurde.
    Der Trivideo-Kubus erlosch mit einemmal.
    „Loura, ich ..." Diesmal verstummte Nort Dimo von allein.
    Sie drehten beide wie in Zeitlupe die Köpfe. Der strahlend blaue Himmel, der Kalkuttas Norden überspannt hatte, bedeckte sich mit einem dumpfen, nebelhaften Grau, durch das nicht mehr fiel als ein gelber Schimmer.
    Die zwei Menschen fühlten sich plötzlich wie in einem Fahrstuhl oder wie in einem Antigravschacht, wenn es mit großem Tempo abwärts ging. Loura hatte sich einige Male in Raumschiffen aufgehalten; deshalb kannte sie sich mit wechselnden Schwerkraftverhältnissen ein bißchen aus.
    Matoto trompetete in heller Panik.
    Sie holte den Kleinen zu sich hoch auf den Schoß, obwohl der Elefant ein schwerer Brocken war. Auf dem Schoß fühlte er sich am wohlsten.
    „Keine Angst, Kleiner, ich bin ja bei dir." .
    Die Zweite Bürgermeisterin schätzte, daß die Schwerkraft von einer Sekunde zur anderen auf 0,7 Gravos gesunken war. Das entsprach einer Reduzierung um ein Drittel.
    „Wo kommen denn die Wolken her?"
    „Das sind keine Wolken, Dimo", sagte sie tonlos.
    O Gott, laß es wieder verschwinden, dachte sie. Eine Sekunde, zwei, drei, vier. Jetzt sind es schon fünf.
    Die Faktordampf-Barriere. Nun war sie da.
    Loura wußte nicht genau, was das bedeutete. Wichtig schien ihr nur; daß der Himmel endlich wieder klar wurde und daß man durch das Bürofenster der Bürgermeisterei die Sonne über Kalkutta wieder sehen konnte.
    Sie wartete.... 28, 29, 30, zählte sie in Gedanken.
    Vielleicht täuschte sie sich auch. Vielleicht waren es noch keine dreißig Sekunden, sondern sehr viel weniger.
    Das fruchtbare Hinterland der Stadt war verschwunden. Die restlichen Stadtteile, wo waren sie? -Der Raumhafen Dum-Dum, vor dreitausend Jahren aus dem gleichnamigen Flughafen hervorgegangen, lag irgendwo jenseits der Nebel.
    Irgendwo im Dampf.
    Loura Gaikunth schluckte ein paarmal. In ihrem Kopf rotierte ein imaginäres Zifferblatt. Der rote Schimmer im Grau, der den Hauch von Gelb plötzlich ersetzt hatte ...
    Woher stammt der? Keine Ahnung.
    „Jetzt sind es schon fünf Minuten, Loura", wagte Nort Dimo nach einer Weile zu bemerken. Er hatte wohl Angst, daß sie ihm noch einmal über den Mund fuhr.
    „Wirklich, Nort? Fünf?"
    Dimo wurde rot. Er schaute auf das Chronometer an seinem Handgelenk. Seine Augen waren zusammengekniffen, als ob er Schwierigkeiten mit dem Ablesen der Zahlen hätte. „Äh ... Na, ich glaube ..."
    Da wußte sie, daß keiner der Götter ihr Stoßgebet erhört hatte. Weder der christliche noch Shiwa, Indra, Brahma oder sonstwer. Kalkutta steckte im Inneren einer Faktordampf-Barriere. Der Himmel mochte wissen, an welchen Ort es sie verschlagen hatte und in welches Universum. Das war es, was sie mit Schwierigkeiten meinte.
    Matoto beruhigte sich wieder.
    Die Gefahr schien für den Moment vorbei zu sein, doch sie wußte nicht, ob sie darüber wirklich froh sein sollte.
     
    *
     
    „Du bist doch die Zweite Bürgermeisterin, Loura", sagte Dimo. „Ruf in Terrania an und frag nach, was das bedeutet."
    Sie hatte Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben. Loura Gaikunth war keine Frau, der man sehr viel Geduld nachsagte. In Dimos Fall hatte sie sich immer zusammengenommen; Dimo war ein Dummkopf und konnte es nicht brauchen, wenn man das bißchen Stolz noch zusätzlich verletzte.
    „Hör zu, Nort: Es gibt keine Funkverbindung nach draußen. Es könnte sein, daß hinter dieser grauen Wand gar keine Erde mehr existiert. Ich gehe davon aus, daß wir abgeschnitten
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