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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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schlechtesten Karten, fachlich gesehen. Wissenschaftliche Referenten wurden nicht gebraucht. Man hatte ja NATHAN und die Roboter.
    Loura Gaikunth gestand sich ein, daß sie die Dunkelhaarige immer nur als Ballast betrachtet hatte. Mit einemmal sah für die junge Frau alles anders aus.
    „Nun ..." Tyra Ndoram wurde sich ihrer Bedeutung bewußt. Sie war die, von der man sich Auskunft erhoffte.
    Mit entnervender Pedanz ordnete sie ihre Frisur. Loura wurde ärgerlich, Aber sie hielt den Mund, auch wenn es ihr schwerfiel.
    „Abgeschnitten - das scheint mir das richtige Wort zu sein. Stellt euch eine Faktordampf-Barriere am besten wie eine riesengroße Garage vor. Ungefähr dreißig mal zwanzig mal zehn Kilometer groß ..."
    „Moment!" blökte Gessip dazwischen. Seine Stimme mußte immer die lauteste sein. „Ich denke, es sind nur siebeneinhalb Kilometer Höhe."
    Tyra erklärte fachmännisch: „Das stimmt nur teilweise. Die restlichen zweieinhalb erstrecken sich nach unten in den Boden. Wir nennen es das Fundament."
    „Also insgesamt zehn Kilometer mit allen Kellern und mit allen unterirdischen Etagen?"
    „So ist es", bestätigte Tyra von oben herab. „Die Faktordampf-Barriere schneidet das, was im Inneren liegt, sozusagen aus dem Universum heraus. Und jetzt stellt euch vor, daß es im Universum noch mehr solche abgeschnittenen Garagen gibt. Wir nennen sie Faktorelemente, die Ausdrücke stammen von den Nonggo. Durch einen hyperphysikalischen Trick haben die Elemente keine räumlichen Koordinaten mehr. In dem Moment, da es im Universum mehrere Faktorblemente gibt, kann man sie einfach gegeneinander austauschen. Das liegt daran, daß ihre Koordinaten nicht mehr festgelegt sind. Keiner von uns Menschen versteht den Trick, auch die Nonggo wahrscheinlich nicht. Aber es funktioniert."
    „Hör zu, Tyra!" sagte Loura Gaikunth. „Was wir alle wissen wollen, ist folgendes: Wo, zum Teufel, befinden wir uns? Liegt da draußen ...", Louras Geste wies aus dem Fenster, „... noch Kalkutta oder nicht? Ist es noch die Erde?"
    Tyra zuckte mit den Achseln.
    „Was heißt das?" fragte Loura Gaikunth erzwungen ruhig.
    „Das heißt, ich habe keine Ahnung. Aber ich glaube es nicht. Achte auf die Schwerkraft. Die Erde -hat ein Gravo. Im Moment fühlte ich nicht mehr als 0,7 Gravos."
    „Droht uns Gefahr, Tyra?"
    Scheinbar achtlos sagte sie: „Das könnte durchaus sein."
    Loura Gaikunth war mit ihrer Geduld am Ende. „Ein bißchen präziser, wenn ich bitten darf!" schnauzte sie in beißendem Ton. ‘ Tyra Ndoram wurde ebenfalls wütend. Loura hatte sie noch nie so gesehen.
    „Wenn du’s wissen willst, wirst du wohl rausgehen müssen, Loura. Man kann den Faktordampf durchaus passieren. Aber was auf der anderen Seite ist ... Was weiß ich? Bin ich Waringer? Da draußen könnte absolutes Nichts sein. Ebenso ein Paradies oder eine Höllenwelt. Kann auch sein, daß wir uns alle in der nächsten Stunde auflösen. Vielleicht überlebt das hier keiner."
    „Schon gut", sagte Loura Gaikunth erzwungen nüchtern. „Ich nehme an, das reicht uns."
    Aber Tyra war noch nicht fertig: „Jedenfalls brauch’ ich mich von einer Zweiten Bürgermeisterin nicht anpöbeln zu lassen", fügte sie hinzu. „Damit das völlig klar ist."
    Loura wollte bereits mit gleicher Münze antworten, da besann sie sich und entschied, die Atmosphäre nicht zusätzlich aufzuheizen.
    „Ich kann mir vorstellen", verkündete sie, „daß wir einige Tage hier zubringen. Keiner weiß, wann man uns holen kommt oder wann diese Barriere zusammenbricht. Solange wir von NATHAN abgeschnitten sind, müssen die verbliebenen Syntrons zu einem Netz zusammengefaßt werden. Die Versorgung von Kalkutta-Nord muß gesichert werden. Insbesondere Strom, Nahrungsmittel und Wasser. Knappe Güter werden rationiert. Ich verlange eine komplette Bestandsaufnahme, alles, was in diesem Faktorelement vorhanden ist, Roboter und Menschen inklusive. Liegt ein Hospital drinnen? Haben wir Hyperfunk oder ein Raumschiff? Was ist mit Waffen? Übrigens, wir müssen so schnell wie möglich die Bevölkerung in Kenntnis setzen. Am besten noch in dieser Stunde."
    Sie verteilte die Aufgaben an ihre Abteilungsleiter und Referenten. Loura Gaikunth fühlte sich danach erschöft.
    Mormon Gessip, der Beauftragte für Datenschutz, hob eingeschüchtert die Hand.
    „Und was ist mit dir selbst?" wollte er wissen.
    Loura Gaikunth gab sich einen Ruck. „Na, was wohl", versetzte sie. „Ich nehme ein paar Leute und sehe
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