Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
an. Loura Gaikunth glaubte im ersten Moment, daß sie auf den Fuß eines Berges schaute. Aber so weit sie den Blick nach oben wandern ließ, überall erblickte sie festen Boden.
    Kalkutta schien sich am unteren Ende einer breiten, aufwärts gekrümmten Rampe zu befinden. ‘ In einigen Kilometern Entfernung erkannte sie die Gebäude einer Stadt. Es war keine terranische Stadt.
    Loura Gaikunth konnte sich gegen die aufsteigende Panik nicht mehr wehren. Zwei oder drei Augenblicke noch, schätzte sie, und sie würde zu schreien anfangen.
    Bevor es soweit war, ließ sie sich rückwärts fallen. Ihr Körper drang durch die Barriere. Mit dem Kopf knallte sie auf den Parkplatz.
    Praktisch im selben Moment fühlte sie sich an den Schultern hochgerissen.
    „Loura!"
    Das häßliche Gesicht mit den abstehenden Ohren, das sich über sie beugte, gehörte Nort Dimo. Sein dümmlicher Gesichtsausdruck machte sie wütend. Sie war zurück in der Wirklichkeit.
    „Loura, wie geht es dir?"
    „Besser, sobald du das Fummeln läßt", antwortete sie mit beißendem Spott.
    Dimo ließ ihre Schultern los, als wären sie plötzlich heiß geworden. Loura knallte noch einmal hin.
    Ihr Schädel dröhnte. Meine eigene Schuld, dachte sie. Was bin ich so ungerecht.
     
    5.
     
    Blick zurück: Durch die Finsternis Tautmo Aagenfelt schätzte, daß er bis zur Tür hundert Meter zurückzulegen hatte. Aber es war mittlerweile wieder dunkel geworden, nach dem Intermezzo mit der geöffneten Tür.
    Irgendwann kam der Roboter hoffentlich zurück. Sein Problem war nur, wie sollte er die Tür bis dahin wiederfinden? Im ersten Ärger hatte er vergessen, daß er die Orientierung behalten mußte.
    Es schien ihm keineswegs sicher zu sein, daß die Tür bei einer zweiten Gelegenheit ebensolange wie vorher offenstand. Vielleicht hatte er die Chance beim nächsten Mal nur für zehn Sekunden - wenn es eine zweite Chance gab.
    Der vergorene Kleister, in dem seine Füße steckten, ließ keine großen Bewegungen zu. So konnte Aagenfelt immerhin sicher sein, daß er ungefähr in die richtige Richtung blickte.
    Er kämpfte sich mit mühsamen Schritten voran.
    Anfangs hatte er gerechnet, daß er die rückwärtige Wand der Halle in einer halben Stunde erreichen würde, schlimmstenfalls in einer ganzen, falls er schnell ermüdete. Die tatsächlich verstrichene Zeit ließ sich nicht überprüfen. In seiner Vorstellung dauerte der Marsch eine Ewigkeit.
    Anfangs klappte es noch gut, er tat alle paar Sekunden einen Schritt. Danach wurde es schwer.
    Aagenfelt hatte seine Kräfte anscheinend überschätzt.
    Die ganze Zeit bildete er sich ein, der Roboter käme ausgerechnet jetzt zurück. Aber nichts passierte.
    Aagenfelt holte Schwung für den nächsten Schritt - und prallte mit dem Kopf gegen eine feste Wand.
    Im ersten Moment glaubte er, das Ende sei gekommen. Seine Stirn schmerzte stark. Dann wurde ihm klar, daß er es geschafft hatte. Kleiner Tautmo, der immer krank und schwach gewesen ist. Den die anderen Kinder gehänselt und geschlagen haben. Jetzt zeigte sich, daß er neben der Physik noch ein zweites Talent besaß; daß er sich nämlich durchbeißen konnte.
    Mit beiden Händen tastete er über das Wandmaterial. Es fühlte sich kalt und sehr fest an.
    Ob die Tür auf der linken oder auf der rechten Seite lag, ließ sich nicht sagen. Auf gut Glück entschied er sich für eine der Richtungen. Erlegte die Fingerspitzen seiner rechten Hand auf die Wandung. Dann bewegte er sich zentimeterweise voran.
    „Wenn ich’s nur genau wüßte ...", murmelte er.
    Aagenfelt war normalerweise kein Freund von Selbstgesprächen. Seine Stimme zu hören vermittelte ihm jedoch ein Stück Sicherheit.
    Auf dem glatten Material existierte nicht der Hauch einer Unregelmäßigkeit. Er war keineswegs sicher, ob er so etwas wie einen Türschlitz wirklich bemerken würde oder ob die Fuge zwischen Wand und Tür für menschlichen Tastsinn nicht zu fein war.
    Er verließ sich darauf, daß eine grobe Verarbeitung weniger kostete. Dies war auch bei den Nonggo ein wichtiger Faktor, eigentlich überall im Universum. Ohne Okonomie konnte sich eine technische Zivilisation nicht entwickeln.
    Nach einer Weile stockte er plötzlich. Er hatte etwas gespürt.
    „Na also!"
    Seine Fingernägel hakten in einer Nut fest. Zuerst klopfte sein Herz unter einem Adrenalinstoß, dann empfand er nur noch Erleichterung.
    Aagenfelt gelangte mit zwei Schritten in die Mitte der Tür. Auf beiden Seiten fühlte er eine Ritze.
    Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher