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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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machen.
    Seine Knie zitterten wieder. Für eine Weile ließ er sich auf den Treppenstufen nieder, um Kraft zu schöpfen.
    Von hier aus ging es in zwei Richtungen weiter. Der Weg nach oben unterschied sich in keiner Weise von dem Weg nach unten. Befand er sich in einer unterirdischen Anlagen, war der Weg nach oben richtig, damit er ins Freie gelangte. Befand er sich jedoch in einem Gebäude, war der Weg nach unten richtig.
    Mit einem mitleiderregenden Ächzen stand er auf. Tautmo Aagenfelt sehnte sich nach einer Krankenschwester. Armer Kerl. Leg dich da hin und sei ganz ruhig, ich bin ja bei dir. Seine Beine waren Brei.
    Er entschied sich für den Weg nach unten, weil er hoffte, daß es abwärts leichter ging. Aagenfelt war nicht der Typ für überflüssige Schinderei.
     
    6.
     
    Fahrt mit dem Riesenrad „Also, Loura", wollte Polizist Lentini wissen, „was war auf der anderen Seite los?"
    In ihrer Kehle saß ein dicker Kloß. „Das weiß ich nicht genau."
    „Ein paar mehr Details könnten es schon sein."
    Zuerst wollte sie ihn anfahren, dann überlegte sie es sich besser und sagte nur: „Es fällt mir nicht ganz leicht, Aussagen zu treffen. Also - der Himmel war voller Lichter, und ich stand am Boden einer himmelhohen Rampe. Da sah ich eine Stadt, allerdings ziemlich weit entfernt."
    Einige Sekunden verstrichen. Keiner sagte etwas.
    Dann war es noch einmal Lentini: „Bist du sicher?"
    Loura fixierte ihn bitterböse. „Fällt dir noch eine blödere Frage ein?"
    „Im Moment nicht."
    „Mal was anderes", mischte sich Tyra Ndoram ein. „Wenn ihr euch vertragen habt, könnten wir vielleicht den Gleiter nehmen und uns die Sache von der anderen Seite ansehen."
    Loura fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken. „Ich weiß nicht", meinte sie unschlüssig.
    „Oder gab es da so etwas wie eine Gefahr?" fragte Tyra hartnäckig.
    „Wie soll ich das beurteilen?" Sie dachte eine Weile nach, dann entschied sie: „Du hast recht. Wir nehmen den Gleiter. Kommt schon, auch du, Dimo."
    Sie stiegen in die Maschine, Lentini auf dem Pilotensitz, Tyra hinten mit einem Ortergerät im Schoß.
    „Man kommt ziemlich leicht auf die andere Seite", erklärte Loura: „Nimm nur ein bißchen Schwung."
    Sie stiegen auf einen halben Meter Flughöhe. Der Polizist steuerte den Gleiter auf die Barriere zu. Daß der Nebel etwas wie die Grenze zwischen zwei Dimensionen darstellte, ließ sich für ein menschliches Auge nicht erkennen.
    Sie stießen mit einem spürbaren Ruck durch den Dampf.
    Im selben Moment ereignete sich ein. Höllenkrach. Loura Gaikunth krallte sich mit den Fingern in ihren Sitz, sie hörte sich einen spitzen Schrei ausstoßen. Die Maschine stürzte auf den Boden. Es gab plötzlich kein Antigravfeld mehr, das sie am Boden hielt. Einige Male hörte sie hinten noch den Antriebsblock, ein unstetes brummendes Geräusch, dann war Stille.
    Louras Herz klopfte so heftig, daß sie einen Moment lang nicht sprechen konnte. Jeden Augenblick erwartete sie eine Explosion, einen Angriff, irgendeine Katastrophe.
    Lentini verkündete ruhig: „Der Syntron ist ausgefallen."
    „Was ... was ist mit dem Syntron?"
    „Keine Ahnung. Kaputt."
    Loura hätte es niemals zugegeben, aber in diesem Moment benutzte sie den Polizisten, um sich an seiner Ruhe aufzurichten. Sie blickte auf das Anzeigenfeld. Soweit sie erkennen konnte, waren Energiezufuhr und Antrieb intakt. Irgend etwas hatte die Geräte jedoch fehlgesteuert.
    Abgesehen von der Tatsache, daß sie im Moment manövrierunfähig waren, ging es ihnen gut. Loura Gaikuhth schaute durch die Frontscheibe nach draußen.
    Der Himmel spie in jeder Sekunde Lichter aus, und die rampenartige Formation erhob sich vor ihnen bis in eine nicht mehr überschaubare Höhe.
    In Gesellschaft ließ sich der Anblick besser verkraften. Sie öffnete die Gleitertür und spuckte Schleim nach draußen. Daran war ihr Magen schuld. Anschließend fühlte sie sich befreit.
    „Nicht sehr appetitlich", kritisierte Tyra Ndoram von hinten.
    Loura versetzte ärgerlich: „Sieh zu, daß du deine Meßinstrumente im Auge hast."
    Die Zweite Bürgermeisterin wurde jetzt mit jeder Sekunde ruhiger. Am meisten interessierte sich Loura für die Stadt. Die Gebäude reichten von einem Ende der sichtbaren Welt bis zum nächsten. Ihre Grundfarbe ließ sich am ehesten als ein gedämpftes, für menschliche Augen sehr angenehmes Ocker beschreiben.
    So etwas wie eine regelmäßige Struktur existierte nicht. Jedenfalls konnte sie keine
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