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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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sie der Grenze rückten, desto mehr fiel der rote Schimmer ins Auge. Zum zweiten Mal glaubte sie, eine rote Sonne zu erkennen, die nicht mit Sol"identisch war.
    Sie hätte gern einen Kampfschweber oder ein bewaffnetes Raumschiff nach draußen geschickt. Zwanzig Polizeigleiter stellten jedoch ihre ganze Streitmacht dar.
    Loura Gaikunth betete, daß man sie endlich holen kam. Die Barriere konnte nicht ewig bestehenbleiben.
    Sie waren ein terranischer Stadtteil, und sie besaßen Anspruch auf Hilfeleistung der Liga Freier Terraner. Man würde sie nicht einfach hängenlassen.
    Die graue Wand war nur noch hundert Meter entfernt. „Hier", entschied Loura plötzlich. „Das ist eine gute Stelle."
    Lentini landete auf dem Parkplatz eines Kaufhauses. Das Gebäude war verlassen. Durch die Verglasung konnte man ins menschenleere Innere blicken.
    Einen halben Kilometer entfernt begann das eingezäunte Gelände der Syntron-Fabrik Karabani. Dort bewegte sich ebenfalls nichts. Loura Gaikunth nahm an, daß die Beschäftigten im Keller Schutz suchten.
    Als sie ausstiegen, faßte sie für eine Sekunde Dimos Hand. Ihr Assistent zitterte. Weil sie nicht wollte, daß Lentini und Tyra es merkten, beschränkte sich Loura auf einen kurzen Blick, der ihm Mut einflößen sollte.
    Die anderen überließen ihr die Führung. Sie ging auf die Barriere zu, gefolgt von ihren Leuten.
    Aus der Nähe sah die Wand bedrohlich aus, wie verfestigter Qualm mit einem rot glimmenden Feuer dahinter. Sie streckte die Hände aus. Es fühlte sich nicht feucht und kalt an, so, wie sie Nebel kannte, sondern im ersten Moment wie Watte.
    Der Dampf verfestigte sich nach wenigen Zentimetern zu einer unsichtbaren Wand.
    Mit den Fingerspitzen drückte sie nach. Loura hatte das Gefühl, daß sie mit etwas Kraftaufwand die Wand durchstoßen konnte.
    Ihr Herz fing heftig zu klopfen an. Hastig zog sie die Finger zurück.
    „Angst?" fragte Lentini mit lauernder Stimme.
    „Ja", versetzte sie böse.
    „Soweit ich weiß", bemerkte Tyra Ndoram, „ist es ungefährlich. Es hat ja schon mal eine Expedition gegeben, zu den Nonggo, danach sogar den Austausch von Wissenschaftlern. Dabei wurde von mehr als zwanzig Personen eine solche Barriere durchdrungen. Geschadet hat es keinem."
    „Sehr tröstlich. Aber Moment mal ... Hörte man nicht, einer wäre beim erstenmal verlorengegangen?"
    „Ja. Ein Physiker. Es heißt, daß sich der Mann nur verlaufen hätte. Mit der Barriere hat das nichts zu tun."
    Loura hatte einen trockenen Mund und feuchte Hände. Ihr wurde bewußt, daß sie sich nicht drücken durfte. Sie war die Zweite Bürgermeisterin, eine Vertreterin des Volkes, mit siebzig Prozent Stimmenanteil ins Amt gewählt Rekordmarke aus den letzten zwanzig Jahren. Also war es ihre verdammte Pflicht, nach draußen zu gehen und nachzusehen.
    Sie streckte noch einmal die Finger aus, diesmal beide Hände zugleich, und preßte sich gegen die Barriere. Als sie Druck dahintersetzte, ging es ganz leicht.
    Loura Gaikunth durchdrang die Faktordampf-Barriere von Kalkutta mit einem glatten Ruck.
    Sie geriet ins Stolpern. Ihre Füße standen auf bröckeligem Grund. Der Boden besaß eine braune, gesprenkelte Färbung. Es schien sich um eine trockene Felsensteppe zu handeln, dünne fremde Gräser lugten zwischen Sand und losem Geröll hervor. Einen solchen Boden hatte sie im näheren Umkreis von Kalkutta nie gesehen.
    Der Parkplatz war verschwunden. Die Barriere lag hinter ihr.
    Die Schwerkraft hatte sich nicht verändert, es waren noch immer 0,7 Gravos.
    Loura hob den Blick ganz langsam. Sie wollte unbedingt vermeiden, daß sie in Panik geriet. Natürlich hoffte sie, vor sich den Raumhafen Dum-Dum zu erblicken, terranische Kugelraumer bis zum Horizont, die Raumhafengebäude im Glanz ihrer Energieantennen. Aber im Innersten wußte sie, daß ihr ein völlig anderes Panorama bevorstand.
    Das erste, was Loura auffiel, war der irrlichternde Himmel. Eine Grundfarbe ließ sich nicht bestimmen.
    Die Lichterfülle mußte künstlichen Ursprungs sein. Was für ein Effekt das war, konnte sie nicht erkennen, bestimmt nicht mit bloßem Auge.
    Hoch am Himmel stand die rote Sonne, die sie mehrfach zu sehen geglaubt hatte. In der Luft lag ein seltsamer, aber nicht unangenehmer Geruch. Trotzdem konnte sie atmen.
    Damit endete der normale Teil. Alles andere ließ sich nur sehr schwer deuten.
    Nach links und nach rechts verdunkelte sich der Himmel, jeweils nach einigen Kilometern.
    Nach vorn stieg der Boden sacht
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