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1868 - Hoffnung der Tolkander

Titel: 1868 - Hoffnung der Tolkander
Autoren: Unbekannt
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schweigen.
    „Brr, du bist blutjung, noch nicht mal dreißig Jahre alt und damit sechzig Jahre jünger als ich. Du hast deine Ausbildung erst vor zwei Jahren beendet, und deine Erfahrung ist nicht allzu groß", tadelte Clark Mahony, um seine Würde wiederzuerlangen. „Ich habe viel hingenommen, weil die von der LFT sagten, du seist ein hervorragendes Talent und sehr wichtig für den Einsatz gegen die Tolkander. Gut, ich habe akzeptiert, auch deine Einstufung zur zweiten Medizinerin. Aber jetzt ist meine Geduld am Ende!"
    „Dann sag mir doch endlich, was geschehen ist, um Himmels willen!" Auch Bré Tsingas Geduld hatte Grenzen. Sie haßte es, während der schwierigen Übungen, bei denen jede Sehne und jeder Muskel belastet wurde, unterbrochen zu werden. Als Sabinnerin war sie von Kind auf daran gewöhnt; es war die notwendige Vorbereitung auf den Tag.
    „Deine Bestie ..."
    „Jafko ..."
    „Mir scheißegal, wie er heißt, jedenfalls weißt du genau, daß ich mit ihm auf Kriegsfuß stehe! Ich meine, es ist nicht jedermanns Sache, sich einen fast drei Meter langen und gut einszwanzig hohen sechsbeinigen Husslar als Schmeichelkätzchen zu halten! Seit du mit ihm an Bord gekommen bist, haßt mich dieses Vieh!"
    „Das ist nicht wahr! Er möchte dir immer wieder beweisen, daß er nichts gegen dich hat, aber du läßt ihn ja nicht an dich heran!"
    „So?" zischte Clark. „Dann soll ich diesen riesigen stinkenden Haufen in meinem Wohnraum wohl als Ausdruck von Sympathie interpretieren?"
    „Oh ..." Für einen Moment fiel selbst Brr nichts ein. „Er hat ..."
    „Jawohl, er hat. Und ich habe jedem Servo verboten, daran etwas zu ändern. Du wirst jetzt sofort in meine Unterkunft gehen und die Hinterlassenschaft deines elenden Monsters eigenhändig und ohne fremde Hilfe beseitigen, oder ich vergesse mich!"
    „Selbstverständlich, Clark. Es tut mir leid, das hat er noch nie gemacht ... ich meine, nicht einfach irgendwohin ...", stotterte Bré.
    Sie spürte, wie sich in ihrem Bauch ein Lachen bildete, zusammenklumpte und nach oben strebte. Sie maßte es zurückhalten, um jeden Preis, aber das war nicht einfach; der verstörte Anblick des Mediziners trug nicht gerade dazu bei.
    „Ich ... ich ... äh ..." Es gurgelte schon in ihrer Kehle, aber sie maßte sich zusammenreißen. Der arme Mann war zu Recht empört und die Situation sehr kritisch. Daß er Jafko bisher geduldet hatte, hatte ihre dienstliche Beziehung nicht erleichtert, und wenn sie jetzt die Kontrolle verlor, maßte womöglich nicht nur Jafko gehen. Und sie hatte diese Stellung doch erst so kurz!
    „Darf ich mich zuerst anziehen?" brachte sie schließlich vernünftig heraus.
    Das brachte den Chefmediziner wenigstens auf andere Gedanken. Er starrte sie an, und sein Zorn wich der Verwirrung. Bré Tsinga hatte einen schmucklosen schwarzen, hauteng anliegenden Anzug an, der nicht nur ihre langen Beine sehr gut zur Geltung brachte. Sie war einssiebzig groß und fast knabenhaft schlank, dennoch mit gewissen Rundungen dort, wo sie hingehörten, und sehr gut trainiert. Durch das schlichte Schwarz gewann ihr vornehm blasser, sich niemals bräunender Teint geradezu einen gläsernen Schimmer. Sie besaß eine natürliche Anmut, daß sie selbst in Momenten wie diesen, da sie sich nicht zur Geltung bringen wollte, sehr weiblich, elegant und anziehend wirkte. Erneut zeigte sie ihr Lächeln, diesmal jedoch versöhnlich und beinahe ein wenig schüchtern eine Mischung, die ihre Wirkung bisher nie verfehlt hatte.
    Auch diesmal nicht. Clark Mahony hatte keine große Erfahrung mit Frauen, er liebte seine Arbeit dafür viel zu sehr. Aber die ständige Nähe einer so anziehenden jungen Frau mußte selbst ihm auffallen.
    „Natürlich", stieß er hervor. „So ... äh ... solltest du dich außerhalb dieses Bereichs nicht bewegen, das ist ... äh ... nun ja ..." Und weg war er.
    „Ich komme gleich!" rief Bré ihm hinterher, dann konnte sie sich nicht mehr halten: Kaum war das Schott geschlossen, als das Lachen aus ihr herausplatzte.
    Trotzdem entschloß sie sich, Jafko eine gehörige Standpauke zu halten und ihm den Nachtisch zu streichen. Strafe mußte sein, so, wie sie ihre erhalten hatte: sein Häufchen zu beseitigen ...
     
    *
     
    Als die Kosmopsychologin nach getaner Arbeit in ihre Unterkunft zurückkehrte, war Jafko da - er lag zusammengerollt in seinem großen Korb und tat, als schliefe er fest.
    Der Husslar war ein Prachtexemplar seiner Art. Ungefähr doppelt so groß und
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