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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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brauchte den Smiler, körperlich ebenso wie in seelischer Hinsicht.
    Zwei Schatten näherten sich, die Ortung des SERUNS hatte sie frühzeitig erfaßt. Dao-Lin würde erst hinter der nächsten Einmündung mit ihnen zusammentreffen.
    „Identifikation noch nicht möglich", wisperte es hinter ihrem Ohr.
    Die Kartanin griff nach dem Kombistrahler, Automatisch stufte sie als feindlich ein, was sich in den evakuierten Bereichen noch bewegte.
    „Die Streustrahlung entspricht den Werten medizinischer Roboter", meldete der Pikosyn.
    Sekunden später sah die Kartanin die beiden Roboter. Sie kümmerten sich um einen offensichtlich schwer verletzten Blue. Es hatte den Anschein, als wäre er trotz der Absicherung durch Prallfelder über den Rand einer der Rampen hinweg abgestürzt. Vielleicht ein Opfer des Gedränges, das während der Evakuierung geherrscht haben mußte. Aber warum hatte sich niemand rechtzeitig um ihn gekümmert?
    Die eigene Haut zu retten war den Bewohnern dieses Stadtteils wohl wichtiger gewesen, als ihresgleichen beizustehen. Zweifellos war die Evakuierungsaktion nicht überall ohne Zwischenfälle abgelaufen.
    Dao-Lin verringerte die Flughöhe. Immer noch versuchte sie, die Nähe des Unbekannten zu spüren, das die Apasos in den Kritzelwahn trieb. Sie schaffte es nicht, registrierte nicht mehr als ein leichtes Unbehagen, das aber keineswegs mit dem vermeintlichen Philosophen zusammenhängen mußte. Eher glaubte sie, daß dieses Unbehagen aus ihr selbst kam. Sie grübelte zuviel nach über Goedda und die Philosophen. Die Große Mutter der Krieger war in der Explosion des Brutkosmos umgekommen und die zweiundfünfzig Philosophen mit ihr.
    Daran gab es keinen Zweifel.
    Was immer auf Apas für neues Entsetzen sorgte, es mußte sich um etwas anderes handeln.
    Dao-Lin-H’ay entdeckte die ersten Schmierereien an Hauswänden. Mit Farbe und überaus schwungvoll hatte sich ein unbekannter Künstler ausgetobt.
    Augenblicke später sah sie auch Apasos, die mit hingebungsvollem Eifer bizarre Schlangenlinien auf die Karosserie eines Gleiters malten. Nein, sie malten nicht, sie ritzten die widerstandsfähige Metall-KunststoffLegierung mit einem harten Gegenstand. Das Ergebnis schien sie indes in keiner Weise zufriedenzustellen.
    Dao-Lin-H’ay landete hinter den Blues, ohne daß sie von ihr Notiz genommen hätten. Einer begann in dem Moment, auf die Sichtscheibe des Gleiters einzuschlagen, die seinen Kritzeleien hartnäckig widerstand.
    Das Material war molekular so gehärtet, daß es schon eines Schneidbrenners bedurft hätte, es zu verändern.
    „Hallo", sagte Dao-Lin-H’ay, „keine leichte Arbeit, oder?" Eine banale Frage, doch ihr fiel nichts anderes ein.
    Die Apasos reagierten nicht.
    „Bemüht ihr euch schon lange?"
    Der Tellerkopf, der seine Kunst vergeblich an der Frontscheibe versucht hatte, hielt unvermittelt inne.
    Zögernd wandte er sich um, suchte offenbar nach einem für seine Aktionen besser geeigneten Platz und erspähte diesen in einem nur zehn Schritt entfernten Bodenfahrzeug, dessen tadelloser Lack noch nicht mit dem neuen Kritzelwahn in Berührung gekommen war.
    Unaufhörlich zuckten die Hände des Apasos, malten unverständliche Muster in die Luft. Dao-Lin-H’ay hielt ihn zurück.
    „Warte!" rief sie. „Ich muß mit dir reden."
    „Der Tag ist nahe", wisperte der Blue. „Die Erlösung von aller Schwere wird den Geist beflügeln und Phantastisches erschaffen ..."
    „Wer sagt das?"
    Keine Antwort. Nur ein verständnisloses Neigen des blaßrosafarbenen Tellerkopfes. Nacheinander wurde Dao-Lin von allen vier Augen einer eindringlichen Musterung unterzogen.
    Ruckartig befreite der Blue sich aus ihrem Griff. Im nächsten Augenblick schien er ihre Nähe schon wieder vergessen zu haben, schritt zielstrebig auf das anvisierte Fahrzeug zu und zeichnete weiter wirre Muster in die Luft.
    „Ich will wissen, wer das sagt", beharrte die Kartanin. Sie wich dem Apaso nicht von der Seite, der bereits wieder auf einem festen Untergrund zu kritzeln begann. „Warum tust du das?" wollte sie wissen.
    Der Blue murmelte etwas von Problemen und einer Lösung, nach der er suche, ließ sich aber danach nicht mehr unterbrechen. Minutenlang schaute Dao-Lin-H’ay ihm noch zu, wie er zunehmend hastiger unergründliche Muster in die Fahrzeuglackierung kratzte; schließlich ging sie weiter, lauschte von neuem in sich hinein, doch sie spürte nichts, was auf einen äußeren Einfluß hingedeutet hätte.
    Eigentlich befanden
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