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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach
Autoren: Unbekannt
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Allerdings wirkten sie desorientiert, sie bewegten sich ruckartig und schienen verwirrt.
    „Was ist passiert?" fragte Vladda, als die Herreach bei ihnen angekommen waren.
    „Das wollten wir euch fragen", entgegnete die Mahnerin.
    „Wir haben eine Lücke, für über zehn Minuten. Sozusagen ohne Bewußtsein und ..."
    Caljono Yai berichtete, was sie während der Sitzung beobachtet hatten, und unterbreitete gleichzeitig den Vorschlag, den Posbis den Durchgang zu ermöglichen.
    „Das ist für uns zu riskant", lehnte Vladda ab. „Offensichtlich sind wir trotz unseres Tangle-Schildes nicht ganz immun gegenüber dem unbekannten Einfluß. Es könnte Atlan und die anderen gefährden."
    Die Mahnerin ließ enttäuscht das Nas-Organ hängen. Aber Vladda hatte recht; abgesehen davon schafften sie es vielleicht von jetzt an nicht mehr, das Tor lange genug für eine Passage offenzuhalten.
    Nach Goeddas explosionsartigem Wachstum war gar nichts mehr sicher.
    „Ihr solltet besser zu Adams zurückkehren", forderte Presto Go die Posbis auf. „Wenn dieser Vorfall nochmals geschieht, wissen wir nicht, wie wir euch helfen können. Für die Terraner können wir sorgen, aber ihr Halbwesen ... Wenn nicht einmal ihr diesem Einfluß gewachsen seid, solltet ihr euch in Sicherheit bringen. Ihr könnt Adams berichten, daß wir alles versuchen werden, um Atlan zu retten. Vielleicht finden wir auch etwas über die anderen beiden heraus."
    „Wie es aussieht, hängt nun alles von euch ab", sagte Vladda, und seine Stimme klang betroffen.
    „Das ist wohl der Fall", stimmte Presto Go zu. „Zumindest sind wir neben euren wenigen Unsterblichen die einzigen, die gegen den unheimlichen Einfluß aus dem >Nebenan< immun sind. Und da auch eure Unsterblichen bis auf Adams verschollen sind, können nur wir noch handeln. Nehmt dieses Wissen mit euch und gebt es weiter."
    Die Herreach begleiteten Vladda und seine Gefährten zu dem Beiboot zurück. Dort mußte der Kommandant zu seiner Erschütterung feststellen, daß der als Wache zurückgebliebene Posbi das Flimmern nicht überlebt hatte. Sein Bewußtsein war während des Zusammenbruchs seines Syntrons und der vollständigen Übernahme durch die biologische Komponente der Todessehnsucht erlegen und implodiert - er hatte Selbstmord begangen.
    Dementsprechend kurz fiel der Abschied aus. Die kristallisierten Leichen der Vandemar-Zwillinge waren an Bord, der Auftrag erfüllt. Bald darauf hob das Boot ab und verschwand rasch aus den Augen der Herreach.
     
    *
     
    „Deine Stimme klang sehr zufrieden", bemerkte Caljono Yai auf dem Rückweg.
    „Ich bin zufrieden", entgegnete Presto Go. „Sehr zufrieden. Wir haben unsere absolute Eigenständigkeit zurückgewonnen. Und mehr als das. Die Terraner sind nun auf uns angewiesen."
    „Werden wir ihnen helfen?"
    „Selbstverständlich werden wir das!"
    „Selbstverständlich?" wiederholte Vej Ikorad, der sich bis dahin nachdenklich im Hintergrund gehalten hatte, verblüfft.
    „Herreach tun das, was zu tun ist, wenn es die Lage erfordert. Egal, ob sie dafür ihr eigenes Leben opfern müßten oder nicht", zitierte Presto Go nachsichtig aus der herrachischen Geschichte.
    „Das ist wahr .’..", räumte der Sprecher der Neuen Realisten zögernd ein. Presto Gos ständige Wandlung brachte ihn immer wieder aus der Fassung.
    „Die Terraner haben das nie verstanden, sie hielten uns lediglich für gleichgültig", fuhr die Oberste Künderin fort. „Sie haben nie die Denkweise der Herreach begriffen und deswegen ständig versucht, uns die ihre aufzudrücken, weil diese ihrer Ansicht nach die einzig wahre ist. Kosmopolitisch nennen sie das."
    Sie schnaubte verächtlich. „Ist das nicht lächerlich? So weit können sie mit ihren Schiffen durchs All fliegen, aber wenn es darauf ankommt, sind sie hilfloser als Neugeborene."
    „Und deshalb hast du dich auch entschlossen, ihnen zu helfen, nicht wahr?" vermutete Caljono Yai.
    „Wir haben unseren Status verbessert und sind ihnen sozusagen nicht mehr ausgeliefert."
    „Daher werden wir alles tun, was nötig ist", bestätigte ihre Lehrmeisterin. „Selbst wenn unsere eigene Welt nicht in Gefahr wäre, würde ich dies tun. Denn nun sind wir wieder das Volk der Herreach und bestimmen allein, was zu geschehen hat und was nicht. Verstehst du? Sie werden uns kein zweites Mal mehr überfallen und uns ihre Kultur und ihren Willen aufzwingen. Nun steht einer Verständigung nichts mehr im Wege."
    Presto Go richtete den Blick zum Himmel
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